Viele Menschen wissen mit dem heutigen Karfreitag nichts mehr anzufangen. Seine Bedeutung ist der Mehrheit der Bevölkerung kaum mehr bewusst, wenn nicht ohnehin egal. Warum er trotzdem alternativlos ist, erklärt pro-Redakteur Johannes Weil.
Von PRO
Foto: Nito / fotolia
Heute gedenken die Christen an Jesu Leiden: der Tag ist für die Bedeutung des Glaubens alternativlos
Haben Sie Ihren Karfreitag schon verplant? Viele Menschen müssen nicht arbeiten. Die Alternativen für die Freizeitgestaltung sind überschaubar. Die Geschäfte haben geschlossen. Zudem sind an dem „stillen Feiertag“ viele Dinge gesetzlich nicht erlaubt. Jährlich entflammt die Diskussion über das Tanzverbot und dessen Sinn neu.
Was der Karfreitag bedeutet, ist vielen nicht mehr bewusst oder egal. Sie wissen deswegen nicht so recht, was sie mit diesem Tag anfangen sollen. In meiner Nachbarstadt laden Menschen dazu ein, privat gemeinsam den Film „Das Leben des Brian“ zu schauen: eine Verballhornung der Kreuzigung Jesu. Dieser Film ist einer von denen, die zu Karfreitag nicht öffentlich gezeigt werden dürfen.
Wie für viele Christen gehört für mich der Kirchgang mit der Feier des Heiligen Abendmahls zum Karfreitag. Gern höre oder sehe ich eine Aufführung der großen Passionswerke. Das hilft mir, diesen Tag „auszuhalten“. Dabei täte mir auch Leerlauf gut: Mir Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken, was an dem Tag passiert ist und was das für mich bedeutet.
Gott hat Leid erfahren und überwunden
Die Tatsache, dass Gott leidet und für andere stirbt, ist vielen aufgeklärten Menschen ein Dorn im Auge, weil es mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar ist. Die Journalistin Antje Schrupp schreibt auf der Nachrichtenseite Zeit Online, dass sie Probleme damit hat, dass eine grausame Hinrichtung der Dreh- und Angelpunkt der Erlösung der Menschen sein soll. Schon Paulus habe geschrieben, dass dies „den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit“ sei. Sie kann nicht glauben, dass Gott seinen Sohn „schlachtet“: stellvertretend für die Schuld der Menschen.
Aber genau das ist die Crux an und das Wunder von Karfreitag: Gott leidet mit und für die Menschen. Das ist vielleicht unglaublich, das sollte man in Ruhe buchstabieren. Dafür lohnt sich der „Leerlauf“ des stillen Feiertags. Das möchte ich aushalten können.
Antje Schrupp schlägt vor, dass man die Karwoche zu einer Care-Woche machen sollte, in der man sich um das Leid der Welt kümmert und es aushält. Und angesichts dessen auch aushält, „dass Gott tot ist“, wie sie schreibt. Dabei hat sie den wesentlichen Punkt übersehen: Das Leid der Welt, das uns auch diese Woche in Brüssel so nahe kam, können wir ja gerade deshalb aushalten, weil wir wissen, dass Gott selbst Leid erfahren – es aber zu Ostern überwunden hat! Ja, er war tot. Aber Gott hat damit keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt gesetzt. Karfreitag ist nicht ohne Ostern zu denken.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Karfreitag – die Stille, das Geschehen – aushalten können. Wem das schwer fällt, dem sei ein Kinobesuch empfohlen: Dort läuft gerade der Film „Auferstanden“. Er zeigt, warum Karfreitag so sinnvoll ist.
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