Das Kreuz an der Wand: Christliche Journalistenschulen

Ob konfessionelle Journalistenschulen für Kirchen hilfreich sind, erfragt das Medium Magazin in seiner aktuellen Ausgabe. Wert würden die Ausbildungsstätten vor allem bei der Vermittlung von Medienethik legen.
Von PRO
Thomas Gottschalk ist einer der prominentesten Absolventen einer konfessionellen Journalistenschule. Das aktuelle Medium Magazin hat sich mit den Einrichtungen und ihrer Berechtigung beschäftigt
Insgesamt gibt es mit dem Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (ifp) und dem Journalismus-Studiengang an der Universität Eichstätt zwei katholische Einrichtungen, die Nachwuchsjournalisten ausbilden. Auf der evangelischen Seite gibt es die Evangelische Journalistenschule (EJS) in Berlin. Vor allem das ifp und die EJS werden von der Kirche subventioniert.

Es ging nicht um Mission

Gegründet wurden die Schulen nach dem Zweiten Weltkrieg, um zur „Demokratisierung der deutschen Journalisten beizutragen“, zitiert das Magazin Johanna Haberer, die an der Universität Nürnberg-Erlagen am Fachbereich Christliche Publizistik lehrt. „Es ging nicht darum, zu missionieren.“ Der EJS gehe es um die Verantwortung zur „gesellschaftlichen Einmischung um Gottes und der Menschen willen“. Das katholisch geprägte ifp möchte vermitteln, „dass christliche Journalisten immer in der ersten Reihe derer stehen sollen, die die Menschenwürde und die Menschenrechte verteidigen und für einen fairen, verantwortungsbewussten Journalismus eintreten“. Viel wichtiger als die Konfession der Absolventen sei die Einhaltung einer journalistischen Qualitäts-Charta.

Große Portion Gottvertrauen

Zu den prominenten Absolventen der Schulen gehörten etwa ZDF-Redakteurin Bettina Schausten, der Spiegel-Redakteur Klaus Brinkenbäumer und Thomas Gottschalk. Außer dass ein Kreuz an der Wand hänge, spiele die kirchliche Präsenz aber nur eine untergeordnete Rolle, bemerken alle befragten Absolventen. Thomas Schiller, publizistischer Vorstand der EJS, legt vor allem Wert auf die Medienethik, etwa beim Umgang mit Quellen und Informanten. Eine untergeordnete Bedeutung habe es, kirchennahe Themen in die Medien zu bringen. Um das eigene Image zu verbessern, empfiehlt Haberer den Kirchen eher gute PR-Abteilungen, als Journalistenschulen zu finanzieren. Problematisch sei, wenn Journalisten „Missionare der Kirchen sein sollen“. In einer Umfrage des Medium Magazins erzählen vier ehemalige Absolventen von ihrer Zeit an ifp und EJS. Claudia Nothelle, heute RBB-Programmdirektorin, war in der katholischen Jugendarbeit aktiv. Eine wichtige Rolle habe vor allem eine Offenheit für die Themen der Kirche gespielt. In ihrem Jahrgang seien alle kirchenpolitischen Positionen vertreten gewesen. Die Schule habe ihr neben dem journalistischen Handwerkszeug vor allem eine große Portion Gottvertrauen vermittelt. Auch Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, hat die professionelle Einrichtung dort schätzen gelernt. Der persönliche kirchliche Hintergrund habe die Arbeit nicht beeinflusst. Von daher sei es auch keine kirchliche Kaderschmiede. Spiegel-Redakteur Janko Tietz lobt die Ausbildung an der EJS. Der „religiöse Touch“ habe sich in Grenzen gehalten. „Für Kirchen-PR hätte sich keiner hergegeben.“ Brigitte-Autorin Julia Karnick war zwar in der christlichen Jugendarbeit aktiv. Sie sagt, in ihrem Jahrgang hätte sich niemand „von der Kirche vereinnahmen lassen“.

Hellwache journalistische Aufmerksamkeit

Aus Sicht von Johanna Herberer brauche die Gesellschaft bis „heute unabhängige Institutionen“. Dazu gehörten auch die konfessionellen Ausbildungsstätten, in einer Zeit, in der „hellwache journalistische Aufmerksamkeit“ verlangt werde. Sie sieht die Gefahr, dass die Kirchen Regeln vorgeben und mitreden wollen, weil sie die Einrichtungen finanziell unterstützen. Im journalistischen Milieu seien Glaube und Religion immer noch blinde Flecken und gelten als Privatsache: „Dabei ist es wirklich elementar, dass Journalisten sich inhaltlich auskennen und über Religionsthemen sachlich und ohne Schaum vor dem Mund berichtet wird, egal ob über Christentum, Islam und Buddhismus.“ Zudem dürften Kirchen nie vergessen, dass sie Werte wie Wahrhaftigkeit und Transparenz wahren müssten: „Wie im Journalismus“, erklärt Haberer. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/neuer-ausbildungsjahrgang-bei-der-emevangelischen-journalistenschuleem/
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