21.000 Menschen von allen Kontinenten haben beim Religionsmonitor mitgewirkt. Jeder von ihnen hat 100 Fragen bearbeitet. Herausgekommen ist ein Instrument, das zeigt, woran die Welt glaubt. Nachdem bereits im Jahr 2007 die ersten Ergebnisse der Erhebung publiziert wurden, hat die "Bertelsmann Stiftung" nun ein Buch herausgebracht, das diese kommentiert und einordnet. "Woran glaubt die Welt?" zeigt anhand zahlreicher Grafiken und Analysen, wie Christen in Deutschland, aber auch Gläubige in der restlichen Welt leben, wer sie sind und wie sich Christentum oder Islam voraussichtlich entwickeln werden.
Ostdeutschland: Doppelt so viele Nichtreligiöse
Matthias Petzold etwa hat sich im Buch mit der "religiösen Lage im Osten Deutschlands" beschäftigt und bestätigt ein allgemein gehegtes Klischee: In den neuen Bundesländern gibt es bei weitem mehr nichtreligiöse als religiöse Menschen, nämlich doppelt so viele. In Ostdeutschland führte "Bertelsmann" 201 Interviews durch. 32 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dem Christentum angehören. 23 Prozent sind evangelisch, 7 Prozent katholisch. Zehn Prozent der Befragten erklärten, "mehr als einmal pro Woche" oder "ein bis drei Mal im Monat" an einem Gottesdienst teilzunehmen, weitere zehn Prozent tun dies "mehrmals im Jahr". Auf die Frage "Wie stark glauben Sie daran, dass es Gott, Gottheiten oder etwas Göttliches gibt?" antworteten 50 Prozent mit "gar nicht".
Der Religionsmonitor untersucht auch die Religionslosen in Deutschland, "das stabile Drittel", wie Monika Wohlrab-Sahr schreibt. In ihrem Beitrag stellt sie fest: "Je älter die Person, desto größer das Interesse an dieser intellektuellen Auseinandersetzung", also das Nachdenken über Religion. 34 Prozent der Nichtreligiösen sind Männer, 23 Prozent Frauen. Dieser Unterschied aber schwinde in dem Maße, wie sich Frauen am Erwerbsleben beteiligen. Selbst unter den Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirchen gibt es 17 beziehungsweise 15 Prozent Nichtreligiöse. Umgekehrt finde sich unter den Konfessionslosen eine gläubige Minderheit. 12 Prozent derer bekannten einen Glauben an "Gott oder etwas Göttliches".
Pfingstler: "dynamischste religiöse Kraft"
Interessant sind auch die zusammengetragenen Daten über die relativ junge Pfingstbewegung. "Nach nur hundert Jahren macht die Bewegung bereits ein Drittel des Weltchristentums aus", schreibt Heinrich Schäfer. Die Pfingstler und Charismatiker bezeichnet er deshalb als "dynamischste religiöse Kraft weltweit". Einen Grund für das Wachstum ihrer Gemeinden sieht er in ihrem Aufbau: "Das Netzwerk, nicht die Hierarchie, ist die organisatorische Metapher der Bewegung." So könnten sich leicht immer neue Gruppen herausbilden. In Brasilien machen Pfingstler und Charismatiker derzeit 47 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, in Nigeria 31, in den USA 27 und in Deutschland 2 Prozent.
Doch diese Aspekte sind nur ein kleiner Teil der "Messung von Religiosität" durch den Religionsmonitor, wie Projektleiter Martin Rieger in einem Vorwort schreibt. 30 Autoren äußern sich in "Woran glaubt die Welt?" zur Lage der Religionen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Nigeria, Indien, Polen oder den USA. Sie vergleichen Ost- und Westeuropa, analysieren die Vielfalt in Protestantismus und Islam oder untersuchen den europäischen Katholizismus. Weitere Themen sind Religiosität im Alter oder die politischen Aspekte von Religion.
Der Religionsmonitor wird indes weitergeführt. Auf der Internetseite "religionsmonitor.com" können sich Interessierte über das Projekt informieren und an der Umfrage teilnehmen. "Woran glaubt die Welt?" umfasst 788 Seiten und eine CD ROM und ist für 49 Euro beim Verlag "Bertelsmann" erhältlich. (PRO)