Das gefährliche Leben der Christen im Irak

Christen im Irak werden von radikalen Islamisten bedroht und getötet – gleichzeitig wachsen christliche Schulen und Kindergärten. Darüber berichtet André Stiefenhofer, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei "Kirche in Not", in der Samstagsausgabe der Zeitung "Die Welt".
Von PRO

"Wir sind eine verfolgte Kirche – und die Verfolger sind die Islamisten", wird Louis Sako, Erzbischof der irakischen Stadt Kirkuk, in dem "Welt"-Artikel zitiert. "Diese Fundamentalisten versuchen, einen Schariastaat zu errichten. Nicht nur im Irak, sondern im ganzen Nahen Osten." Ein befreundeter gemäßigter Imam könne sich selbst kaum gegen diese "Fanatiker" wehren, ein unpolitischer Imam, der sich mit Christen solidarisiere, habe einen schweren Stand. Das Problem sind laut Sako nicht "die Muslime", sondern die oftmals "gewaltzentrierte Interpretation der islamischen Lehre". "Trotz aller Gewalt ist aus meiner Diözese bisher kein einziger Christ konvertiert", berichtet er. "Im Gegenteil, viele Muslime kommen zu mir und wollen sich taufen lassen, aber das ist mir verboten." Eine Abkehr vom Islam könne im Irak mit dem Tode bestraft werden.

Sako freue sich darüber, dass viele reiche muslimische Familien ihre Kinder in den wenigen christlichen Kindergärten und Schulen anmelden würden. Allerdings seien diese säkularen Muslime eine "kleine Minderheit". Für ein gutes Zusammenleben sei es wichtig, dass Christen und Muslime sich besser kennenlernten: "Früher waren wir Nachbarn, doch heute kennen uns die meisten nur noch vom Hörensagen und durch die Horrorgeschichten ihrer Imame." Persönliche Kontakte seien der Schlüssel: "Wenn sie uns kennen, hassen sie uns nicht."

Stiefenhofer hat für seinen Bericht auch mit Jussif G., dem Bürgermeister einer Kleinstadt in der Ninive-Ebene, gesprochen. Hier leben Christen unter sich in einer bewachten Wohnanlage, die von bewaffneten Söldnern geschützt wird. "Früher waren wir alle Nachbarn", erzählt er, aber durch den Einmarsch der Amerikaner habe sich das Land destabilisiert, radikal-islamische Gruppen hätten sich in das Machtvakuum gedrängt. "Seitdem wird in den Moscheen nur noch Intoleranz gepredigt, und die politischen Islamisten bezahlen Verbrecher dafür, dass sie Jagd auf Christen machen."

André Stiefenhofers Beitrag im Politikteil der "Welt" macht deutlich: Christenverfolgung bleibt ein großes Thema in den deutschen Medien. (pro)

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