„Das dunkle Nest“: Ein Priester und ein Verdacht

Das Thema Kindesmissbrauch in der Kirche hat das ZDF-Krimidrama "Das dunkle Nest" am Montagabend aufgegriffen. Ein Pfarrer steht unter Mordverdacht und beharrt auf seiner Wahrheit – bis zum Schluss.
Von PRO

Ein kleines Dorf in Bayern – jeder kennt jeden. Täglicher Treffpunkt ist das Wirtshaus. Gabriel Reinberg, der neue Pfarrer – attraktiv und sympathisch – beginnt seinen Dienst. Und er füllt die Kirche. Doch dann steht er unter Verdacht die 12-jährige Ministrantin Lydia missbraucht getötet und zu haben.

Im Beerdigungs-Gottesdienst predigt er: "Die Kirche steht immer offen. Wer seine Schuld bekennt, kann auf Vergebung hoffen. Jesus sagt: ‚Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig. Und ihr werdet die Wahrheit finden und die Wahrheit wird euch frei machen.’"

Der Film handelt von der Suche nach der Wahrheit, vom Schweigen und von Schuld. Die Dorfbewohner boykottieren den Priester zunehmend und beschuldigen ihn, Lydia missbraucht und umgebracht zu haben. Die Polizei nimmt ihre Ermittlungen auf. Darunter ist auch Kommissarin Fromm, die Pfarrer Reinberg von früher kennt. Der Zuschauer erfährt, dass er früher als Gefängnispsychologe gearbeitet und Sexualstraftäter begutachtet hat. Reinberg wird verhört und räumt im Gespräch mit Fromm ein, dass in der Kirche vieles falsch gelaufen ist, jedoch sollten nicht alle Priester vorverurteilt werden. Später sagt Fromm zu ihrem Kommissarkollegen, der Reinberg als Schuldigen sieht: "Es ist doch nicht jeder Priester ein Kinderschänder, nur weil er mit Jugendlichen arbeitet."

Die Suche nach der Wahrheit

Regisseurin Christine Hartmann hebt in diesem Film den psychologischen Druck heraus, mit dem der katholische Würdenträger umgehen muss. Dieser beharrt jedoch während des gesamten Plots auf seiner Wahrheit. Er betont im Verhör den Kommissar mit den Worten: "Machen Sie ihre Augen auf! Jeder redet von Missbrauch und kriegt nicht mit, was beim Nachbarn passiert oder in der eigenen Familie." In der Kirche zitiert er Jesus: "Ich bin der Weg, und die Wahrheit und das Leben."

Der Schauspieler Christian Berkel überzeugt als Priester Reinberg. Dessen Lieblingsbibelvers "Der Herr ist mein Hirte" zieht sich durch das komplette Werk und spiegelt eine Stringenz wider. Beim Genre wurde sich überall ein bisschen bedient: Der Streifen ist eine Mischung aus Krimi, Drama und Thriller. Diese Genre-Zerrissenheit beeinträchtigt die Kraft des Films.

Nach der Vernehmung des Priesters, wird bald der vermeintliche Vater des Mädchens verhört und steht unter Mord-Verdacht. Relativ schnell werden die Geheimnisse des Films gelüftet: Lydias Großvater ist auch ihr Vater. Sie wurde im Inzest gezeugt. Der Großvater zeigt sich zum Schluss selbst an, weil er sich für ihren Tod verantwortlich fühlt. Der Film gibt jedoch keine Auskunft darüber, ob Lydia wirklich missbraucht wurde und ob der Tod durch Unfall oder vorsätzlich herbeigeführt wurde.

Das Thema Kindesmissbrauch ist der Aufhänger dieses Films. Jedoch wird das Thema nicht wirklich vertieft. Es geht viel mehr darum, wie der in diesem Falle unschuldige Priester mit diesen Beschuldigungen umgeht.

Das ZDF erreichte mit "Das dunkle Nest" laut quotenmeter.de 5,43 Millionen Zuschauer und generierte 16,3 Prozent Marktanteil. (pro)

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