Für Männer seien die Hürden besonders groß, ihre Arbeitszeitwünsche umzusetzen, schreibt Julia Schaaf unter dem Titel "In der Arbeitsfalle" in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Der Bedarf wäre da, zumindest laut dem Institut für Demoskopie in Allensbach: Dies hat in Umfragen für den Familienreport des Bundesfamilienministeriums herausgefunden, dass 60 Prozent der berufstätigen Väter mit Kindern unter 18 Jahren gerne kürzer arbeiten möchten. In der Realität arbeiten sie sogar länger als Männer ohne Kinder – das fand das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung heraus.
Die Gründe dafür seien unter anderem mangelnde Teilzeitmöglichkeiten, aber auch die Sorge der Männer vor einem Karriereknick. Christina Klenner, Ökologin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung, beobachtet einen "erwiesenen Zusammenhang zwischen überlangen Arbeitszeiten und Aufstiegswahrscheinlichkeit". Dies sei Ausdruck der männlich geprägten Arbeitskultur, nach der ‚mann‘ abends keine familiären Verpflichtungen habe. In jedem fünften Unternehmen gebe es gar keine Teilzeitarbeitsplätze. Und flexible Arbeitszeiten setzten sich erst langsam durch. Bisher reagierten technische Branchen wie Maschinenbaufirmen, die den Mangel an Ingenieuren auffangen wolle, auf den "demografischen Druck", indem sie versuchten, durch flexible Arbeitszeiten ihre Attraktivität zu steigern.
"Der Prozess lässt sich kaum zurückdrehen"
Das Leben junger Frauen und Männern verlaufe heute zunehmend parallel. Nach Ausbildung und Berufseinstieg verfügten immer mehr junge Paare über gleichwertige Jobs und ein beinahe identisches Einkommen, erklärt der Soziologe Stefan Reuyß gegenüber der "FAS". Wenn ein Paar Kinder habe, gehe "die Schere auseinander" und die Gesellschaft unterscheide sich nur noch bedingt von dem Fünfzigerjahre-Deutschland. Der Mann arbeite Vollzeit, die Frau Teilzeit. "Teilmodernisiertes Ernährermodell" nennt Reuyß das. Wenn Familien mehr Geld bräuchten, verlagere sich die Rolle des Ernährers "wie automatisch" auf die Männer." Diese fühlten sich verantwortlich für den Verdienstverlust der Frau und arbeiteten dafür mehr, um das Einkommen zu erhöhen. Zuhause erwerbe die Frau durch die Zeit, die sie mit den Kindern verbringe, einen Kompetenzvorsprung, der schwer einzuholen sei. "Das ist ein Prozess, der schwer umzudrehen ist, wenn er einmal begonnen hat", sagt die Soziologin Daniel Grunow von der Universität Amsterdam.
Wie schaffen es Väter also, mehr Zeit für Ihre Familie zu bekommen? Bundesfamilienministerin Kristina Schröder veröffentlicht in der kommenden Woche die Ergebnisse des Familienreports ihres Ministeriums. Ob sie allerdings außer Appellen an die Unternehmen noch weitere Lösungsvorschläge für das Dilemma der Väter hat, wird sich zeigen. (pro)