Das dachte Roger Willemsen über Gott und die Kirche
Der Autor und Moderator Roger Willemsen ist am Sonntag im Alter von 60 Jahren gestorben. Der bekannte Intellektuelle bezeichnete sich selbst als „nicht gläubigen Protestanten“.
Roger Willemsen moderierte über die Jahre zahlreiche Fernseh- und Radiosendungen und veröffentlichte mehrere Bestseller
Roger Willemsen war Autor mehrerer Bestseller, zuletzt veröffentlichte er 2014 „Das Hohe Haus“ über den Betrieb des Deutschen Bundestags. Zwischen 1994 und 1998 moderierte er im ZDF die Talkshow „Willemsens Woche“. Am christlichen Glauben schätzte Willemsen vor allem dessen kulturelle Traditionen – und Papst Franziskus. 2015 sagte er im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur KNA über den Papst: „Es ist eine Wohltat, dass er sich traut, politisch Stellung zu nehmen – und zwar entschiedener, als es die Vorgänger getan haben. Seine Zuwendung zu Armut und Bescheidenheit ist glaubwürdig.“
Auf die Nachfrage der Reporter, dass er ja als Protestant spreche, antwortete Willemsen: „Als nicht gläubiger Protestant. Es gab diesen Kindheitsgott. Es gibt eine inständige Beziehung des kleinen Jungen, der irgendwo in der Nähe von Bonn in der Eifel sitzt und sich Gott vorstellt. Der dazu eine ganz innige Beziehung hat.“ Gerade in seiner dörflichen Heimat hätten katholische Traditionen eine große Rolle gespielt. „Ich bin dann aber so weit Rationalist geworden, dass ich mit meiner Vernunft den Glauben nicht mehr in Einklang bringen konnte“, sagte Willemsen. „Ich würde gerne glauben, aber ich kann nicht. Aber ich respektiere jeden Gläubigen und vor allem die christliche Ethik, der so viel Humanität innewohnt.“
„Beneide die, die glauben können“
Bereits 2012 gab Willemsen dem Radiosender hr1 ein Interview über seinen Glauben. Auf die Frage, wie er es mit dem Glauben halte, antwortet der vielgereiste Buchautor: „Ich wünschte, ich hätte ihn. Ich beneide manchmal diejenigen, die diese Zuversicht besitzen. Je älter ich werde, umso mehr respektiere ich Glaubensarten in aller Form.“ Er selbst übernehme immerhin Teile der christlichen Ethik. „Das hilft mir auch.“
Ihn beeindrucke zudem die Kultur der Kirchen – von Fresken über Altarbilder bis hin zur Orgelmusik. „Aber ich bin für Rückzugsräume, in denen man Stille erleben kann, außerordentlich dankbar.“
Die Frage, warum es laut Umfragen eine Kluft gebe zwischen dem einzelnen Gläubigen und der Einrichtung Kirche, beantwortet Willemsen damit, dass die Kirche belastet sei durch „Schrecken“ in der Geschichte, mit der sie verbunden werde. „Auf der anderen Seite glaube ich, werden viele Leute die Grundwerte der Kirche, also Nächstenliebe, Fürsorge, Barmherzigkeit, eine gewisse Haltung der Demut oder des Tröstens für wichtig halten. Deshalb werden sie sich von diesen Elementen der Kirche nicht trennen wollen. Und schließlich werden sie für Möglichkeiten von Transzendenz dankbar sein.“
Willemsen war sich sicher: „Wir brauchen Kirche für die Erinnerung an das, was nicht in der materiellen Welt aufgeht. Wir brauchen sie auch als Erinnerung an die Höherrangigkeit eines Lebens, das zu einem Teil wenigstens für andere da ist, also einer Gemeinschaftsidee, die ohne die Kirche wahrscheinlich dramatisch schrumpfen würde. Ich glaube, von diesen Elementen der Kirche werden sich die Menschen sehr viel schlechter trennen können als vom Abendmahl.“ (pro)
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