Die Stadt Tacloban auf den Philippinen wurde vom Taifun völlig zerstört. Langsam beginnt dort das Aufräumen, Notunterkünfte werden geschaffen. Den Ärzten fehlt es am Nötigsten, um zu helfen. Immer noch liegen Leichen herum, es gibt kaum Lebensmittel und sauberes Wasser. Annelie Haack ist mit der Hilfsorganisation Hoffnungszeichen e.V. vor Ort. Für pro berichtet sie von ihren Eindrücken.
Zuhause auf Zeit: Die Kirche wird zur Notunterkunft
„Kinderlachen. Mitten im Chaos. Mitten im Leid. Mitten im Elend. Für einen Moment scheinen sie zu vergessen, was um sie herum passiert. Für einen Moment scheint die Not nicht mehr präsent, sie geben sich mit ganzem Herzen ihrer Aufgabe hin.
Ich bin in Tacloban, der Stadt, von der nach dem Taifun Haiyan kaum noch etwas steht. Nach wie vor liegen Leichen in den Straßen, die Luft macht das Atmen schwer, wohin man sieht, Zerstörung und Durcheinander. Und doch haben die Kinder etwas zu lachen. Zumindest für einen Moment. Zusammen mit der Feuerwehr reinigen sie eine Kirche, spritzen Wasser aus den großen Schläuchen, lassen die Bänke schlittern und machen sich von oben bis unten nass. Später soll diese Kirche ihr Zuhause werden. Für wie lange, weiß im Moment keiner.
Ich treffe Tin-Tin. Sie steht mit ihrem pinken Regenschirm vor der Kirche, um sie herum ein paar Kisten und Kleidungsstücke. Sie ist 13 Jahre alt, erzählt sie mir. Gleich zieht sie mit ihrer Familie in die Kirche. Mehr als die paar Dinge besitzt die Familie nicht mehr. Auf die Frage, ob sie zur Schule geht, leuchten ihre Augen kurz: „Ja!“. Dann wird ihr Gesicht traurig und Tin-Tin ganz verlegen: „Nein, doch nicht.“ Bis sie wieder Schulbücher in der Hand haben wird, wird es wohl noch Wochen, wenn nicht Monate, dauern.
Hilflose Ärzte: „So müssen sie sterben“
Es funktioniert fast nichts in Tacloban. Wir besuchen ein Krankenhaus des Projektpartners. Rechtzeitig vor dem Taifun konnten die Patienten in die erste Etage verlegt werden. Dennoch haben die starken Wellen das Krankenhaus handlungsunfähig gemacht. Nur eine kleine Ausgabe mit den nötigsten Medikamenten ist übrig geblieben. Die medizinischen Geräte, die Medikamente und die Räume, sind völlig zerstört. In den Hof des Krankenhauses wurde ein Auto geschleudert. Die unglaubliche Kraft, die der Taifun hatte, wird noch einmal deutlich.
Ein weiteres Problem sind fehlende Fachkräfte. Viele der Ärzte und Schwestern sind selbst betroffen von dem Taifun. Sie sind geflohen oder gestorben. Die, die noch da sind, arbeiten bis zum Ende ihrer Kräfte und haben selbst noch ein Trauma aufzuarbeiten. „Wir haben wie im Schock einfach die ganze Nacht weiter operiert. Und dann konnten wir Stunden nichts anderes tun als weinen. Ohne Strom, Geräte, Medikamente und Blutreserven können wir die Menschen nicht behandeln. Es tut weh zu wissen, dass sie so sterben müssen,“ berichtet Doktor Emmanuel Garfin.
Hoffnungszeichen hat Hilfsgüter für 150 Familien an das Krankenhaus verteilt. Die Mitarbeiter brauchen noch viel Kraft. Kraft, etwas auszuhalten, was eigentlich nicht auszuhalten ist. Die Situation scheint so ausweglos, jedes persönliche Leid so schmerzhaft. Es wäre einfach, jetzt zu resignieren. Wo anfangen? Auch wenn sich darauf keine Antwort findet, dürfen wir nicht aufhören, die Menschen auf den Philippinen weiter zu unterstützen. Nach wie vor leiden die Menschen unter Hunger, die Versorgung ist knapp und die Ernten zerstört. Das trifft besonders diejenigen, die in entlegenen und schwer erreichbaren Gegenden leben. Mein Kollege und ich werden uns schnellstmöglich auf den Weg in die Dörfer machen, mit den Menschen reden und weitere Verteilungen planen, damit aus dem Gefühl des Vergessen seins ein klein wenig Hoffnung wachsen kann.“ (pro)
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