Dänische Mohammed-Karikaturen als Buch

Vor fünf Jahren sorgten die zwölf Karikaturen des muslimischen Propheten Mohammed in Dänemarks größter Tageszeitung "Jyllands-Posten" für Aufruhr, Demonstrationen und Tote. Nun sollen sie erneut erscheinen – in einem Buch.
Von PRO

Die Zeitung hatte im September 2005 bewusst Karikaturisten dazu aufgerufen, Zeichnungen von Mohammed anzufertigen, um dagegen zu demonstrieren, dass die Meinungsfreiheit in Dänemark durch Moslems gefährdet sei. Die Antwort schien die Zeitungsmacher einerseits zu bestätigen, andererseits überraschte sie sie wohl zutiefst: Moslems gingen weltweit auf die Straße, Botschaftsgebäude wurden angezündet, bei gewaltsamen Protesten starben weltweit etwa 150 Menschen. Durch Boykotte dänischer Waren war dem nordeuropäischen Staat schätzungsweise ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 320 Millionen Euro entstanden.

Nun, genau fünf Jahre später, will der Feuilletonchef von "Jyllands-Posten", Flemming Rose, die Karikaturen erneut veröffentlichen. So wie damals gehe es ihm darum, gegen eine "Tyrannei des Schweigens" anzugehen. So lautet der Titel des Buches, das laut einem AFP-Bericht am 30. September erscheinen soll. In einem Interview mit der Konkurrenzzeitung "Politiken" sagte der Journalist: "Auf Worte sollte man mit Worten antworten. Das ist alles, was wir in einer Demokratie haben. Wenn wir das aufgeben, landen wir in einer Tyrannei des Schweigens."

In seinem Buch wolle er die Karikaturen in einen "Zusammenhang mit der verletzenden Wirkung von Bildern generell bringen und versuchen zu verstehen, warum die Karikaturen eine ganze Welt zum Amoklauf bringen konnte". Rose: "Ich bin mir sicher, dass viele Menschen gar nicht wissen, wie ich über die Zeichnungen denke. Vielleicht sehen die Leser dann den größeren Kontext." Der Feuilletonchef erklärte weiter, auch Muslime müssten sich daran gewöhnen, in der Öffentlichkeit wie alle anderen Gruppen "verhöhnt, verspottet und lächerlich" gemacht zu werden.

Er wolle mit dem Buch "eine breite europäische Debatte" erreichen. "Sie sollte davon handeln, wie wir im 21. Jahrhundert leben sollten. Die Krise um die Mohammed-Karikaturen weist ins 21. Jahrhundert, denn es wird mehrere derartige Entwicklungen geben."

Zunächst habe er sich an amerikanische Verlage gewandt, doch die hätten alle abgelehnt, so Rose. Als Grund hätten sie Befürchtungen wegen des "sensiblen Themas" genannt, berichtet die "Welt".

Der 51-jährige Rose gilt seit den Protesten als mögliches Ziel eines Anschlags und arbeitet in seiner Redaktion unter massiven Sicherheitsvorkehrungen. Der Karikaturist Kurt Westergaard, der Mohammed als Terroristen mit Bombe im Turban gezeichnet hatte, entging zum Jahresanfang nur knapp einem Mordanschlag in seinem Haus in Århus. Westergaard wird bei öffentlichen Auftritten von Personenschützern begleitet, so etwa bei seinem Auftritt in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" im Mai, der wegen Sicherheitsbedenken fast abgesagt worden wäre. (pro)

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