Crystal Cathedral: Es geht nicht nur um Geld

Für die Geldnot der US-amerikanischen Gemeinde "Crystal Cathedral" sind nicht nur finanzielle Faktoren verantwortlich. Schon vor Jahren hat ein Zwist in der Familie des Gründers, Pastor Robert H. Schuller, den Niedergang ausgelöst. Das geht aus US-Presseberichten über Interviews seines Sohnes Robert H. Schuller hervor, wie die evangelische Nachrichtenagentur "idea" unter Berufung auf die "New York Times" berichtet.

Von PRO

Aus der Glaskathedrale wird der Fernsehgottesdienst "Hour of Power" international ausgestrahlt. Mitte Oktober hatte Hauptpastorin Sheila Schuller Coleman, eine Tochter des Gründers, bekannt gegeben, dass die seit 55 Jahren bestehende reformierte Gemeinde Insolvenzantrag gestellt habe. Jetzt bezifferte sie die Höhe der Verbindlichkeiten auf annähernd 50 Millionen US-Dollar, rund 36 Millionen Euro. Der Antrag wurde nötig, nachdem einige Gläubiger eine Stundung der Rückzahlungen in Höhe von 7 Millionen US-Dollar, rund 5 Millionen Euro, aufgekündigt hatten. Ziel ist es, die Gemeinde und ihre Arbeitszweige zu retten. Die Pastorin und ihr Vater, deren Predigten von positivem Denken geprägt sind, zeigten sich überzeugt, dass die Krise vorübergehe. Sie sei eine Folge sinkender Spenden wegen der Rezession.

Weniger Zuschauer für "Hour of Power" in den USA

Doch nach Angaben der Zeitung "New York Times" war die Gemeinde, die ihre Mitgliederzahl auf 10.000 beziffert, schon vor der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten. Zu den Ursachen zählten eine misslungene Nachfolgeregelung für den Gründer, ehrgeizige Bauprojekte und Veränderungen in der religiösen Rundfunklandschaft. Schuller senior hatte 2006 seinen einzigen Sohn als Nachfolger benannt. Schon damals habe die Gemeinde einen Schuldenberg als Folge von Bauprojekten aufgehäuft, so die "New York Times". Zwei Jahre später sei der Sohn verstoßen worden; einige seiner vier Schwestern und ihre Ehemänner hätten die Leitung übernommen. Doch schon vor vier Jahren sei zum Beispiel die Zahl der Zuschauer von "Hour of Power" in den USA von etwa zwei Millionen Mitte der achtziger Jahre auf rund eine Million gefallen. Weltweit sollen es etwa 20 Millionen sein.

Robert A. Schuller habe nach seinem Amtsantritt eine Überprüfung der Mitglieder- und Besucherstatistik der Glaskathedralen-Gemeinde angeordnet. Dabei sei herausgekommen, dass es nur 900 bis 1.100 regelmäßige Besucher gebe, weniger als bei einer Großgemeinde üblich. Gemeindesprecher John Charles wies dies jetzt als unzutreffend zurück, weil man nur jene Besucher gezählt habe, die jede Woche kommen. Schuller junior habe auch, so die "New York Times", "beträchtliche Schulden" übernehmen müssen – Lasten eines 2003 fertig gestellten Begrüßungszentrums.

Auch habe er versucht, neue Regeln für die Unternehmensführung einzuführen. Dazu gehörte, dass er Personen mit "Interessenskonflikten" aus dem Aufsichtsrat entfernen lassen wollte; dazu gehörten auch Familienangehörige. Seine Pläne, die Medienaktivitäten auf ein jüngeres Publikum zuzuschneiden, stießen auf wenig Gegenliebe. Bevor der Familienzwist im Jahr 2008 zur Trennung des Sohnes von der Glaskathedrale führte, wurde auch Kritik an seiner Verkündigung laut. Seine Predigten seien "nicht gesalbt", hieß es. In Folge wurden vermehrt Gastprediger eingeladen und 2009 seine Schwester Sheila Schuller Coleman als Hauptpastorin eingeführt.

Schuller-Enkel als neuer Fernsehprediger

Schuller junior und Schuller senior haben sich nach Angaben des Sohnes inzwischen versöhnt. Er hat mit seinem Schwiegersohn Chris Wyatt ein Medienunternehmen namens "ComStar" gegründet. Der "New York Times" zufolge hat Schuller junior einen Fernsehkanal von der auch als "Mun-Sekte" bekannten Vereinigungskirche erworben. Schuller wolle daraus einen christlichen Familiensender machen. Zu den Predigern gehört sein 29-jähriger Sohn Robert V. Schuller. Er leitet eine wachsende Gemeinde für die jüngere Generation und hat nach Angaben von Beobachtern das Predigttalent seines Großvaters geerbt.(pro/idea)

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