Corona setzt fromme Verlage unter Druck

Die Corona-Pandemie hat den Buchhandel hart getroffen. Christliche Verlage leiden unter geschlossenen Büchertischen und abgesagten Gottesdiensten mit Autoren. Doch die Krise eröffnet auch Chancen.
Von Anna Lutz
Der fromme Buchhandel leidet unter geschlossenen Gemeinden und Büchertischen

Die Corona-Pandemie hat den Buchverlagen in Deutschland bis Ende 2020 ein spürbares Umsatzminus verschafft – und auch das neue Jahr begann nicht besser. Nicht nur ein Rückgang der Buchverkäufe durch geschlossene Geschäfte, auch die Absage von Veranstaltungen und Messen erschwerte Druckerzeugnissen ihren Weg zum Leser. Das Ergebnis: Rund 30 Prozent weniger Umsatz während des ersten Lockdowns im Vergleich zum Vorjahr. Und ein Jahresminus von 2,3 Prozent laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Das trifft auch die christlichen Verlage: Geschlossene Gemeinden und Büchertische haben den Handel stark beeinflusst. Das hat eine pro-Umfrage unter christlichen Verlagen ergeben.

Geschlossene Gemeinden, geschlossene Büchertische

Ralf Tibusek, Sprecher des Brunnen Verlages, bedauert gegenüber pro das Wegbrechen vieler Verkaufsstellen – einerseits durch die Schließung der Buchhandlungen – aber auch dadurch, dass kaum Präsenzgottesdienste stattfinden und der Büchertischverkauf in den Gemeinden brach liegt. Zudem fehlten dem Verlag die Veranstaltungen mit seinen Autoren. Allein für das vergangene Jahr seien 2.500 davon geplant gewesen, knapp die Hälfte habe nicht stattfinden können. Brunnen habe 2020 zudem einen neuen Glaubenskurs auf den Weg gebracht – doch ohne Präsenzveranstaltungen habe niemand das Angebot wahrnehmen können.

Der Onlinehandel habe das durch den zweiten Lockdown fehlende Advents- und Weihnachtsgeschäft nicht ausgleichen können. „Viele Buchhandlungen haben, wie andere Einzelhändler, ihr Warenlager voll. Hier fehlt es an Liquidität, um neue Ware einkaufen zu können. Die alte Ware kann aber nicht in einer Art Befreiungsschlag billiger verkauft werden, da es die Preisbindung gibt“, erklärt Tibusek. Als Folge ersuchten die Buchhandlungen die Verlage um kulante Rücknahmen von Büchern. Und ein weiteres Problem stelle sich durch den Ausfall von Messen: „Zoom und E-Mail ersetzen nur bedingt das gezielte Fachgespräch.“

„Es tut weh“

„Es tut schon weh“, sagt auch Jürgen Asshoff, Sprecher der SCM-Verlagsgruppe, zu der auch Adeo und Gerth Medien gehören. Konkrete Zahlen könne er noch nicht nennen, klar sei aber: Insgesamt sei 2020 glimpflicher verlaufen als vermutet, das Onlinegeschäft habe den Handel besonders zu Weihnachten gerettet. Viele Kunden hätten Click-and-Collect-Angebote genutzt, daher sei das Jahresende nicht so schlimm geworden wie befürchtet. Doch auch SCM spüre den Ausfall der Büchertische: „Es geht derzeit natürlich niemand in die Gemeinde, um ein Buch zu kaufen.“ Und die Autoren bekämen nicht die Chance, in großen Gottesdiensten zu sprechen und danach signierte Bücher zu verkaufen.

Doch Asshoff sieht auch erfreuliche Trends in der Corona-Krise: Die Menschen seien auf der Suche nach positiven Themen. Bücher mit Hoffnung spendenden Inhalten lägen im Trend. Für die Verlage sei es nun an der Zeit, kreativ zu werden. Etwa indem sie ihre Buchangebote online mit den Büchertischen von Gemeinden vernetzten, wie es die „Communi-App“ ermögliche. SCM habe die Zeit der Pandemie genutzt, um seine Social-Media-Aktivitäten auszubauen. Dort seien nun häufiger Videos von Autoren oder Bibelimpulse zu finden. Der Kontakt zum Leser sei dadurch direkter geworden. „Wir sind von Gott durchgetragen worden“, sagt Asshoff zusammenfassend und blickt hoffnungsfroh ins Jahr 2021.

Sinn- und Existenzfrage wiederentdeckt

Dominik Klenk, Verlagsleiter von Fontis, nennt das vergangene Jahr durch die wegbrechende Planungssicherheit „extrem herausfordernd“. Corona habe viele ohnehin schon angestoßene Digitalisierungsprozesse beschleunigt. „Das Onlinegeschäft ist natürlich noch wichtiger geworden, aber wir sind der Überzeugung, dass es weiterhin unbedingt auch Buchhandlungen als Begegnungsorte braucht.“ Corona habe dem Verlag deutlich gemacht, dass das Bedürfnis nach Begegnung und analogem Austausch „unausrottbar“ sei. Und noch etwas sei bei den Lesern geschehen: „Die Sinn- und Existenzfrage kommt wieder auf und die Frage: Wo gehe ich mal hin, wenn ich tot bin?“ Klenk sieht hier eine Chance: „Die hoffnungsvollste Perspektive bietet der Glaube an Jesus Christus.“

Von: Anna Lutz

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