Computerspiele: Weniger Einfluss als vermutet

Mitten in die Debatte um ein Verbot von "Killerspielen" meldet der Kriminalpsychologe Professor Rudolf Egg Entwarnung: Der Einfluss von Computerspielen auf Amoktäter wird seiner Ansicht nach überschätzt.Trotzdem befürwortet er verstärkte Aufmerksamkeit für auffälliges Verhalten bei Schülern.
Von PRO

Egg ist Leiter der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden. Am Rande einer Rechtspsychologie-Tagung in Gießen erklärte er gegenüber der dpa, dass Computerspiele zwar eine verstärkende Wirkung haben können, aber nicht der Auslöser für Amoktaten sind. Es würden immer verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, wie etwa Verbitterung und Wut, falsche Vorbilder oder eine Affinität zu Waffen. Auffällig sei aber, dass fast alle Amokläufer an Schulen männliche Jugendliche seien. Dies ergäbe aber kein eindeutiges Täterprofil für mögliche Amokläufer. Er empfiehlt dennoch, dass Lehrer und gegebenenfalls Polizeibeamte auf auffälliges Verhalten bei Schülern achten und diesem nachgehen sollten. Obwohl es selten Ankündigungen für Amoktaten gäbe, würden mögliche Täter doch häufig "versteckte, kleine Botschaften" senden, die man im Vorfeld ernst nehmen müsse.

Zusammenhang von realer und virtueller Gewalt nicht bewiesen

Gegenüber dem Technik- und Wissenschaftsmagazin "Newton" des ORF 1 vertrat Michael Wagner, Professor an der Donauuniversität Krems, bereits 2007 eine ähnliche Meinung: Der Zusammenhang zwischen virtueller Gewalt und realer Gewalt könne nicht schlüssig nachvollzogen werden. Gefahr einer Vermischung von virtueller und realer Welt bestünde aber, wenn Jugendliche mit realer Gewalt in Kontakt kämen. "Denn Verhaltensmuster, die sie in der realen Welt kennen gelernt haben, finden sie in den Spielen wieder und diese können dadurch in ihrer Wirkung verstärkt werden."(PRO)

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