Computerspiele: Von der Sucht nach virtuellen Abenteuern

W e t z l a r (PRO) - Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit mit Computerspielen. Mehr als 20 Millionen sind es alleine in Deutschland, die regelmäßig am Computer in virtuelle Welten abtauchen. Der PC ist neben dem Fernsehen zum neuen "Füll-Medium" geworden, so aktuelle Studien.
Von PRO

Erfinder der Computerspiele ist der gebürtige Deutsche Ralph Baer. Er wurde 1922 in Pirmasens geboren und floh 1938 vor den Nazis in die USA. Baer entwickelte vor 39 Jahren die „Brown Box“, eine simple Form einer Spielekonsole, mit der „Ping Pong“ gespielt werden konnte. Später brachte er das berühmte Elektronik-Spiel „Senso“ auf den Markt.

Freunde treffen – im Netz

Knapp 40 Jahre nach Baers Erfindung verzeichnet die Computerspiele-Branche einen wahren Boom. Immer ausgefeiltere Versionen kommen auf den Markt. 3-D-Effekte und Landschaften in Fotoqualität lassen visuell virtuelle Welten entstehen. Und auch die Zeit, in der Spieler gegen den Computer antreten, scheint langsam abgelaufen. So genannte „Multiplayer Online Games“ liegen im Trend: Mehrere Spieler treten via Internet gegeneinander an, Freunde treffen sich im Netz.

Boom der „Killerspiele“

Vor allem die seit Jahren kritisierten „Killerspiele“ gehen nach wie vor in Massen über die Ladentheken. Spätestens seit dem Amoklauf eines Schülers in Erfurt am 26. April 2002, vor mehr als vier Jahren, wollen die Debatten um mögliche negative Auswirkungen derartiger Spiele in der Gesellschaft nicht verstummen. Eltern, Pädagogen und Soziologen warnen vor einer Steigerung der Gewaltbereitschaft, die ein exzessiver Konsum von Killerspielen mit sich bringt.

Und auch ein weiteres Problem greift immer mehr um sich: die Spiele- und Computersucht. Die Universität Mainz etwa fand heraus, dass rund 5 Prozent der Online-Spieler als süchtig eingestuft werden müssen. Die Hälfte der Betroffenen ist sich ihrer Sucht bewusst und verbringt mehr als 60 Stunden pro Woche im Internet mit Computerspielen.

Der Soziologe Udo Thiedeke von der Universität Mainz beobachtet im Rahmen seiner Studie, dass ein Großteil der 10.000 befragten Spieler die Computerspiele zu einem festen Bestandteil ihrer Freizeitbeschäftigung werden lassen. Süchtig werden laut ihm vor allem Menschen, „die auch im realen Leben Probleme haben Kontakte aufzubauen“, so der Wissenschaftler. „Viele betrachten die Online-Welt als Ventil – auch um Herrschaft auszuüben. In den virtuellen Welten ist es außerdem leichter, ein Held zu werden, als in der Schule einen Notendurchschnitt von 2,0 zu erreichen.“

Erfinder sieht keine erhöhte Gefahr

Ralph Baer übrigens, Erfinder der Computerspiele, sieht keine besondere Gefahr in den Spielen, auch so genannte „Killerspiele“ hält er für unproblematisch: „Ich sehe keinen Unterschied zu Büchern“, sagt er in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“. Die Gesellschaft könne zudem „nicht heiliger sein als der Papst“. Für ihn ist es dennoch eine Aufgabe der Eltern, über den Spielkonsum ihrer Kinder zu wachen. Die Problematik der Killerspiele sei zudem eine kulturelle Frage: „Schauen Sie etwa nach Japan, wo sich die Kids blutrünstige Comics schon zum Mittagessen reinziehen“, so Baer in der Welt.

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