Computerspiel-Industrie soll mehr Verantwortung übernehmen

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein hat die Digitalspielindustrie dazu aufgefordert, sich offen mit den kritischen Aspekten des Spielemarktes auseinander zu setzen. "Ziehen wir gemeinsam an einem Strang, denn Gewaltspiele haben in unseren Kinderzimmern nichts zu suchen", forderte Beckstein die Spielehersteller auf dem Kongress "Munich Gaming" auf.
Von PRO

Beckstein räumte ein, dass digitale Spiele einen Zukunftsmarkt mit großen Chancen darstellen. „Die Gamesbranche kann jungen Menschen spielerisch den immer wichtigeren Umgang mit der Informationstechnologie vermitteln und strategisches Denken fördern.“ Er wies aber auch auf negative Auswirkungen wie die Vernachlässigung sozialer Kontakte, Bewegungsarmut oder Suchtgefahr hin und forderte die Spielehersteller auf: „Ziehen Sie sich nicht darauf zurück, dass der Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und Gewalttätigkeit nicht eindeutig belegbar ist.“

Der Ministerpräsident begrüßte aber auch, dass das Spieleangebot immer abwechslungsreicher werde und die Spieleindustrie auch verstärkt auf Spiele mit pädagogischem Ansatz, zur Intelligenzförderung und zur Motivation setze. Die „Munich Gaming“ rund um die Themen Computerspiele, Unterhaltung und Erziehung fand vom 5. bis 8. April in München statt. Die Tagung gliederte sich in einen Publikumsevent und eine Fachtagung.

Weitere Themen auf der „Munich Gaming“: „Jugendschutz“ und „Onlinespiele“

Florian Rehbein, Diplom-Psychologe vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen, sieht als Hauptproblem bei Onlinespielen nicht die enthaltene Gewalt, sondern die „deutlich längeren Nutzungszeiten“. Daher plädierte er dafür, dass das Abhängigkeitspotential eines Spiels mit in den Katalog der USK aufgenommen wird. Wenn ein Spiel süchtig mache, könne das ähnliche Auswirkungen auf die Altersfreigabe wie Gewaltdarstellungen haben.

Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Professor Wolf-Dieter Ring, forderte die Spielebranche auf, mehr Verantwortung für die Gefahren von Online-Games zu übernehmen und eine Selbstkontrolleinrichtung aufzubauen. Jenseits ordnungspolitischer Maßnahmen und neben der Sensibilisierung von Eltern und Pädagogen für das Thema sei vor allem die Selbstregulierung durch die Spielehersteller gefragt. „Denn sie kontrollieren, welche Inhalte über das Internet in die virtuelle Welt eingebracht werden können“, sagte Ring bei einer Podiumsdiskussion, zu der die KJM im Rahmen des Fachkongresses „Munich Gaming“ eingeladen hatte.

Thema Medienabhängigkeit im Bundestag

Das Thema Computerspiel- und Onlinesucht beschäftigt am heutigen Mittwoch auch den Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages. Heute nachmittag findet dort eine Expertenanhörung statt, die die SPD-Fraktion initiiert hatte. Die Abgeordneten wollen von den Experten genaueres wissen darüber, wie Medienabhängigkeit definiert wird, wie verbreitet das Phänomen ist und wie Hilfsangebote und Therapie aussehen könnten. Der Ausschuss erhofft sich nach eigenen Angaben Handlungsempfehlungen, „ob und in welchem Maß die Politik aktiv werden sollte“.

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