Computer in der Schule: Auf die Lehrer kommt es an

Wenn den Schülern im Unterricht Computer zur Verfügung stehen, macht das den Unterricht nicht automatisch besser. Zu diesem Ergebnis kommt eine PISA-Studie zur Computernutzung in Schulen.
Von PRO
In Deutschland fehlt es vielen Schulen noch an der nötigen Ausstattung, um die Schüler digital fit zu machen
Die besten Kenntnisse, wie sie Computer und das Internet für den Unterricht am effektivsten nutzen können, erzielten Schüler aus Südkorea und Singapur, fand die OECD-Studie „Schüler, Computer und Lernen“heraus. Das könne damit zusammenhängen, dass die Schüler dieser Länder auch sonst beim Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften immer gut abschnitten. Die guten Ergebnisse rührten nicht daher, dass die Schulen besonders viele und gute Computer und Tablets zur Verfügung stellten. Auch China und Kanada erreichten zumindest beim digitalen Lesen ähnlich gute Ergebnisse wie Südkorea und Singapur. Das deckt sich mit den Ergebnissen der PISA-Studie von 2012: Auch dort waren Schüler dieser Länder im Lesen gut. Die Autoren folgern daraus, dass viele Fähigkeiten, die für effektive Computernutzung erforderlich sind, auch durch analoge Lerntechniken erlernt werden könnten. Die Studie verglich die Fähigkeiten von Schülern in 31 Ländern im digitalen Lesen und Navigieren. Die Schüler mussten beweisen, wie gut sie Online-Inhalte finden und verstehen und glaubwürdige und relevante Internetseiten von anderen unterscheiden können. Die Forscher fanden heraus, dass es dabei nicht darauf ankommt, dass die Schüler besonders oft im Internet unterwegs sind. Vielmehr gehe es darum, die digitalen Techniken in den Schul- und Lerninhalt sinnvoll zu integrieren und die Lehrer anzuleiten, effektive Computernutzung richtig zu vermitteln. „Technik ist der einzige Weg, einen größeren Zugang zu Wissen zu schaffen. Um die Versprechen einzulösen, die Technik bereithält, müssen die Länder effektiver investieren und sicherstellen, dass Lehrer an vorderster Front aktiv sind, um diesen Wandel zu gestalten“, sagte Andreas Schleicher, Internationaler Koordinator für PISA-Studien.

Verbesserungen auch in Deutschland nötig

Die Forscher fanden zudem heraus, dass mittlerweile weniger als zwei Prozent der 15-Jährigen in OECD-Ländern zu Hause keinen Zugang zum Internet haben. Trotzdem profitierten benachteiligte Kinder weniger vom Internet. Wenn das nötige Wissen nicht in Schule und Kindergarten vermittelt werde, nütze auch viel Surfen im Netz nichts. Unbegrenzter Zugang zum Internet könne bei Kindern und Jugendlichen zudem dazu führen, dass sie auf Betrüger hereinfallen, gemobbt werden oder zu wenig schlafen. Deutschland nahm an der aktuellen Studie nicht teil. Die „International Computer and Information Literacy Study (ICILS)“, die im November vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, untersuchte jedoch Ähnliches wie die aktuelle PISA-Studie zur Computernutzung. Deutschland befand sich dabei unter 19 Ländern aus Asien, Europa, Australien und Südamerika im mittleren Bereich. Das Ergebnis bestätigt das der aktuellen PISA-Studie: Kinder, die mit neuen Technologien aufwachsen, werden nicht automatisch zu kompetenteren Nutzern als Alterngenossen, die wenig Zugang zu diesen Techniken haben. Im Interview mit der Zeit erklärte die Leiterin der ICILS-Studie, Birgit Eickelmann, nicht mit diesem schlechten Ergebnis gerechnet zu haben. Die digitale Bildung und die Ausstattung der Schulen mit Computern genieße in Deutschland noch nicht die Priorität, die sie haben müsste. Auch sie betonte, dass es darauf ankomme, die Lehrer mit dem nötigen Wissen und den nötigen Möglichkeiten auszustatten. (pro)
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