Comic soll Osama bin Laden „entweihen“

 Am kommenden Freitag jähren sich die Anschläge des 11. September in New York zum achten Mal, und noch immer ist Terroristenchef Osama bin Laden auf freiem Fuß. Ein algerischer Journalist will ihn nun nicht mit Waffengewalt und Zwangsmaßnahmen bekämpfen, sondern mit einem möglicherweise wirksameren Mittel: mit Humor.

Von PRO

"Bin Laden zu zeichnen war nicht schwer, seine große Nase hat sich sehr gut geeignet", meint Mohamed Sifaoui laut der österreichischen Nachrichtenseite "Heute.at". Seiner Meinung nach bieten islamische Terroristen die perfekte Angriffsfläche, um sich über sie lustig zu machen. "Extremisten, die ich während meiner Reisen getroffen habe, waren, glaube ich, wie Cartoon-Charaktere", erklärte er gegenüber dem niederländischen Radiosender "Radio Netherlands Worldwide" (RNW). "Diese düsteren Menschen beweisen mit jedem ihrer Worte, dass sie comichaft und eine Belustigung sind." So sei es für ihn nicht schwer gewesen, sein neues Comicbuch "Bin Laden Naked" (Bin Laden nackt) fertig zu stellen. Mühe habe ihm lediglich der Erscheinungstermin bereitet: Damit das Werk pünktlich zum Jahrestag der von Bin Laden initiierten Anschläge des 11. September erscheinen kann, musste er sich beeilen. Doch die Symbolwirkung war es ihm offensichtlich wert. Am Freitag steht sein Comic in französischen Buchläden.

Sifaoui hat sich in der Vergangenheit als Journalist mit dem Schwerpunkt "Islamismus" einen Namen gemacht. Der Algerier musste 1999 aus seiner Heimat fliehen, wo er nur knapp einem terroristischen Anschlag entgangen war. Seitdem lebt er in Frankreich, wurde wegen seiner fundamentalismus-kritischen Haltung jedoch auch hier rasch Ziel von islamischen Extremisten und stand deshalb unter Polizeischutz. Sifaoui ist selbst gläubiger Moslem, macht sich aber gegen gewalttätige Islamisten stark. So war er etwa an einem Prozess um den dänischen Karikaturenstreit beteiligt. In dem Rechtsstreit standen  muslimische Organisationen und die französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" vor Gericht, die die dänischen Mohammed-Karikaturen nachgedruckt hatte.

Lachen: "ein exzellentes Mittel gegen Schreckensszenarien"

Den Karikaturenstreit bezeichnet er als seine größte Inspiration für "Bin Laden Naked". "Mein Buch besteht aus wahren Begebenheiten und nicht nur Witzen über Al Qaida und Bin Laden", erklärte er RNW.  Gegenüber dem Magazin "Spiegel" gab er an, 70 Prozent der Geschichten seien tatsächlich passiert. Ziel seiner Veröffentlichung ist die "Entweihung" Osama bin Ladens: Es sei "an der Zeit, sich über den Kerl lustig zu machen. Ich halte Lachen für ein exzellentes Mittel gegen die Schreckensszenarien, die Extremisten wie er uns aufzwingen wollen". Weiter heißt es im "Spiegel": "Man sollte ihn endlich auf das reduzieren, was er ist: ein krimineller Ideologe, der den Islam instrumentalisiert, um barbarische Anschläge zu verüben."

Es mag nicht überraschen, dass Sifaoui damit wieder ins Fadenkreuz extremistischer Muslime geraten ist. Er berichtet von Drohungen. Eine "Facebook"-Seite Sifaouis soll von Islamisten gestürmt worden sein. "Sie haben sie übernommen, umbenannt und beschimpfen uns seither darauf", sagte er dem "Spiegel". Dennoch ist die Nachfrage nach dem Comicband groß. Der Autor steht, wie er selbst sagt, in Verhandlungen mit Verlagen in den USA, Spanien, Israel und Dänemark. Der Erfolg dürfte den 42-Jährigen begeistern – vor allem weil er damit eine Botschaft an junge Muslime schicken will: Extremismus kann niemals mit der Moderne koexistieren, sagte der Algerier gegenüber RNW. "Radikale Islamisten vermitteln uns in unserem täglichen Leben den Eindruck, dass sie aus einer anderen Welt oder einem anderen Jahrhundert kommen. Sogar ihre Art, sich anzuziehen, unterscheidet sich sehr stark von normalen Kleidungsstilen. Sie tragen keine Krawatten, aber sie benutzen Mobiltelefone, das Internet und sie bevorzugen Luxusautos. Das zeigt ein schizophrenes Verhältnis zur Moderne." (PRO)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen