Kommentar

Christus ist auferstanden. Wann stehen wir auf?

Was die Auferstehung heute für uns bedeutet. Jürgen Mettes Gedanken zum Osterfest.
Von Jürgen Mette

Eigentlich müsste diese Nachricht die Welt in einen Freudentaumel versetzen, aber die meisten stehen Ostern lieber im Stau oder starren in Bahnhöfen und Abflughallen nervös auf die Displays.  

Szenen- und Zeitwechsel. Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit liegt eine Frau weinend auf dem Friedhof in Jerusalem. Ihr erster Gang im Morgengrauen war der zum Grab Jesu, weil sie die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Alles war aus und vorbei. Das war‘s gewesen. Am Ende beklagen ein paar fromme Frauen den Verlust ihres Freundes, Jesus von Nazareth.

Die Hoffnung der Jünger, die Visionen dieser jämmerlichen elf Missionare waren bei der Hinrichtung Jesu mitgestorben. Seine Predigten, seine Wunder, seine Freundschaft, alles war tot. Wenn der, der ewiges Leben gepredigt hat, selbst stirbt, dann ist irgendetwas furchtbar schiefgelaufen. Alle Hoffnungen und Sehnsüchte hingen an seiner Person. Er war der leibhaftige Erweis für die Zuverlässigkeit ihres Glaubens. Nun lag er in der Gruft wie Millionen vor ihm. Der ganze Glaube war beerdigt worden.

Darum waren sie auch alle abgehauen, die Glaubenshelden, die Augenzeugen, die Apostel. Drei Jahre ihres Lebens in den Sand gesetzt. Simon Petrus wusste immer alles, er wollte alles und er bekam auch alles. Und als alles drauf ankam, wollte er den Rabbi Jesus nicht mehr kennen. Alles Bluff?  

Judas hat alles kaputtgemacht. Und Thomas, der immer alles hinterfragt hat, war nicht mehr da, als es drauf ankam.

Gebete am Krankenbett

Wir haben uns geirrt! Der ganze Glaube macht keinen Sinn, wenn der Tod doch das letzte Wort hat. Haben uns nicht immer wieder Zweifel wie die Aasgeier umkreist, um die Reste unseres Glaubens aufzuzehren? 

Haben wir nicht oft am Krankenbett lieber Freunde und Verwandte gestanden oder gekniet und die Reste unseres Glaubens aufgerafft und um ein Heilungswunder gebeten? Da ging es doch aufs Ganze, das hätte doch etwas von Ostern gehabt, wenigstens einen Vorgeschmack. Das wäre doch der Glaubensbeweis gegen alle Lästermäuler und Bibelkritiker gewesen. Und dann hat doch wieder der Tod zugeschlagen, so als hätte Jesus nie das Leben versprochen. Dann kann man doch gleich an den Osterhasen glauben. 

Zwischen Karfreitag und Ostern, zwischen Kreuz und Auferstehung, an der Nahtstelle zwischen Hoffnung und Resignation bäumen sich alle Zweifel auf, die Menschen nur haben können. Die uralte Satansfrage aus dem Paradies ist wieder da: Sollte Gott wirklich gesagt haben … ? Diese Frage greift um sich in allgemeiner religiöser Verunsicherung. Wem soll man denn noch glauben? Ist es nicht an der Zeit, um des Dialogs mit den Weltreligionen willen, die Einzigartigkeit Jesu mitsamt der theologisch so problematischen Auferstehung aufzugeben? So jedenfalls ist Jesus nicht kompatibel mit anderen Weltreligionen. So nicht!  

Vor Maria erhob sich der Fels mit der Grabesöffnung in der Mitte. Der runde Verschlussstein, das Versatzstück des Unausweichlichen, war beiseite gerollt. Wie gelähmt starren sie sich an: Wer war das?  

Dann meinte sie, Umrisse einer weißen Fläche zu sehen. Ungläubig zitternd und zagend vernahmen sie eine Stimme: „Fürchtet euch nicht, ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden! Er ist nicht hier! Seht doch, wo er gelegen hat. Geht, erzählt es den Jüngern. Man sucht den Lebendigen nicht bei den Toten!“

Drei Frauen als erste Zeugen

Ihre Stimmen versagten, der Atem keuchte, kein Wort wurde gesprochen. Maria Magdalena fühlte sich überwältigt von einem Erlebnis, dem sie nicht gewachsen war. Sie hatte keine Bilder, keine Begriffe, um es weiterzusagen. Sie hat Gott als überwältigende Kraft erlebt. Das war der Gott Israels, der die Macht hat über Leben und Tod, der aus dem Staub erhebt. Das waren die Worte ihres Meisters und Herrn Jesus, den sie geliebt und dem sie geglaubt hat. Jeder fromme Jude betet täglich im sogenannten Achtzehngebet: „Gepriesen seist du, Herr, der die Toten lebendig macht!“ Jetzt ist es tatsächlich wahr geworden.  

Die Frauen waren Zeugen eines Wunders geworden, das ihnen keiner glauben würde. Man würde ihren Bericht als Frauengeschwätz abtun, als Spinnerei.  Es war Ostern geworden und keiner wollte dran glauben. 

Das Wunder erfuhren zunächst nicht die elf Glaubenshelden, die Männer des Wortes und der Tat. Das Auferstehungswunder erfuhren drei Frauen aus erster Hand. Und die Frauen sind es bis heute, die das Wunder eher erfassen als die faktenfixierten Männer.

„Von Eiern kann man schön erzählen, die Sache mit der Auferstehung behalten wir lieber für uns.“

Die Frauen sind in Glaubensfragen meistens dichter dran. Sie füllen die Gemeindestrukturen, die meistens von Männern erfunden werden, mit Herz und Hand. Grotesk die Debatte, die hier und da um die Frage geführt wird, was Frauen in der Gemeinde dürfen und was nicht.

Gott setzt dem rechtschaffenen und zuverlässigen Glaubenshelden Marke Petrus den Hut der Schriftgebundenheit auf und erwählt Frauen zu Zeugen der Auferstehung. Wie immer man die Historizität der Auferstehung begründen will, am Anfang stehen die drei Frauen als Augenzeugen eines leeren Grabes. Das ist alles so anfechtbar, so vage, so verblüffend, dass man es lieber nicht weitererzählt. Auch das ist Ostern! Von Eiern kann man schön erzählen, die Sache mit der Auferstehung behalten wir lieber für uns. Obwohl es die Mitte und die Spitze unseres Glaubens ausmacht. Irgendwie komisch, dass wir so wenig davon reden.

Vielleicht, weil wir die Auferstehung zu sehr vergeistigen und verklären. Heißt die Auferstehung Jesu nicht, dass wir als seine Jünger endlich aufstehen sollen, raus aus der Gruft der Ungewissheit, raus aus der Höhle der Zweifel? Müssen wir denn das Osterlachen erst wieder mühsam einstudieren? Warum fliegt da nicht der Korken aus dem engen Flaschenhals unserer verklemmten Freude? Darauf gründet doch unsere Hoffnung.  

Natürlich feiern wir Ostern. Es steht doch im Kalender. 

Die Ostermärkte kriegen Ausmaße wie der Christkindlesmarkt in Nürnberg. Und Osterfeuer, heidnische Rituale, erwachen zu neuem Leben. Die Leute wollen was sehen, Funken müssen spritzen. Oder man fliegt ein paar Tage zum Massentoast beim Ballermann. Auch das ist Ostern! 

Wer hilft uns, diese verrückte Welt zu begreifen? 

Dieses ganze Osternverdrängungstheater reicht auch nicht, wenn die Decke des Lebens immer kürzer wird.

„Der Glaube an den Auferstandenen macht uns zu Aufstehern, nicht zu Sitzenbleibern.“

Mit Jesu Auferstehung ist eine neue Weltordnung angebrochen, die dem Teufel das Recht auf Leben und Tod streitig macht. Die ganze Kalkulation der Theologen und Gottesmännern Jerusalems ist ad absurdum geführt. Auch Pontius Pilatus hat sich ganz heftig verrechnet. An ihm klebt bis heute ein eklatanter Justizirrtum! Und wir zollen ihm zweitausend Jahre später im Apostolischen Glaubensbekenntnis immer noch Ehre, die ihm nicht gebührt.

Das ist die Osterwahrheit: Wir werden mit IHM leben, selbst wenn wir sterben. 

Wer die Auferstehung Jesu glaubt, der steht auf gegen den Rückzug der Christen aus dieser Welt. Der ist überzeugt, dass die Gemeinde Jesu in Europa ihre beste Zeit noch vor sich hat. Wer die Auferstehung Jesu glaubt, der sehnt sich nicht die Entrückung herbei, wo wir Frommen aus allen Leiden dieser Welt in einem Shuttle der Glückseligkeit schon mal ins Paradies entrückt werden. Nein, Auferstehung glauben heißt hier und heute Reich Gottes erleben und den Menschen in der Vollmacht Jesu Christi schon hier ein Stückchen Himmel schenken, schon hier für Gerechtigkeit sorgen, schon hier Schöpfung bewahren und gestalten, schon hier aufstehen gegen Unrecht. 

Der Glaube an den Auferstandenen macht uns zu Aufstehern, nicht zu Sitzenbleibern. Wir haben den Heiligen Geist empfangen. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch, sagte Jesus. Wer vom Auferstehungsjubel erfasst wird, wird keine Ruhe mehr geben, der wird aufstehen, sich von Jesu Christi Beispiel antreiben lassen, dass hier und heute Menschen aufstehen. Aus ihren Anfechtungen und Zweifeln, aufstehen gegen Miesmacherei und Streitsucht. Lasst uns doch aufstehen und dem Auferstandenen geloben, dass wir unseren Glauben überzeugter und ansteckender leben wollen. Was hat wohl der Kriminelle Bar Abbas aus seinem zweiten Leben gemacht? Wir wissen es nicht. 

Warum die Auferstehungsfreude so gequält rüberkommt, so mit angezogener Handbremse, das hat seine Ursache in der Mission des Widersachers: den Menschen die Hoffnung auf ein ewiges Leben zu zerstören!

Verschwiegen und wegtheologisiert

Und er ist überall zugange, wo das Zeugnis von der Auferstehung verschwiegen oder wegtheologisiert wird. Die Menschen haben nichts anderes. Darum haben wir uns Maria Magdalena angeschlossen und sind Rufer der Auferstehung geworden. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen vom „Vater der Lüge“ für blöd verkauft werden.

Darum rufen wir es aus: DER HERR IST AUFERSTANDEN, WAHRHAFTIG, ER IST AUFERSTANDEN!

Der Tod liegt seit Ostern in den letzten Zügen, mit jedem Exitus versucht er Tatsachen zu schaffen. Wir proklamieren die Auferstehung Jesu und damit die Auferstehung der Jesus-Leute auch angesichts der Gewissheit, dass der Tod noch immer das Ende eines biologischen Zerfalls unseres Lebens ist. Der Tod ist das Finale im Gefängnis vom Raum und Zeit. Seit Ostern ist dieses Gefängnis gesprengt. Wir sind zum Leben bestimmt, wenngleich wir den Tod unseres Leibes noch erleiden müssen.

„Siehe, ich mache alles neu!“, spricht der auferstandene Herr. Wir werden sein wie die Träumenden. Man wird vom Sieg singen in den Hütten der Gerechten und in den Villen der Ungerechten, weil endlich Ostern geworden ist. Wir begreifen die paar Jahre auf diesem Planeten als Vorgeschmack auf das ewige Finale bei Gott. Wir begreifen unser Leben als Dienst für Gott und als Hinweis auf Ostern. Unter dieser Bestimmung kann das Leben wirklich gelingen.

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