„Christophobie“: Moralische Kirche macht sich unbeliebt

Christen werden nicht nur in asiatischen und afrikanischen Ländern diskriminiert. Auch Gläubige in Deutschland leiden unter einer zunehmenden "Christophobie", findet der Journalist und Politologe Andreas Püttmann.
Von PRO

Von einer Verfolgung wie in anderen Ländern der Erde will Andreas Püttmann, Politikwissenschaftler und Journalist, in Deutschland nicht sprechen. Allerdings erkennt er eindeutige Anzeichen einer „Christophobie“ auch hierzulande. Das erklärte er am vergangenen Wochenende im Seminar „Diskriminierung und Verfolgung von Christen in aller Welt“ der Konrad-Adenauer-Stiftung. In einer säkularisierten und pluralistischen Gesellschaft werde von Gläubigen zunehmend verlangt, die eigene Religion zu relativieren, etwa im Falle der jüngsten Papstkritik. Bei einer Afrikareise hatte Benedikt XVI. den Gebrauch von Kondomen als alleinige Lösung der Aidsproblematik angeprangert und war dafür öffentlich kritisiert worden. „Was erwartet man eigentlich von einem Oberhaupt der Kirche?“, fragte Püttmann und bemerkte, dass die Ablehnung von Verhütungsmitteln auf Basis des katholischen Glaubens durchaus nachvollziehbar sei. Stattdessen müssten sich Gläubige öffentlich für ihre Grundsätze rechtfertigen.

Fundamentalismusverdacht ist allgegenwärtig

So sei es auch im Falle der Evangelisationsveranstaltung „ProChrist“, die Politiker aufgrund „homosexualitätskritischer“ Stimmen aus dem Vorstand des christlichen Vereins und ihrer missionarischen Ausrichtung als verfassungswidrig bezeichnet hatten. Gleiches gelte auch für einer Ende Mai anstehenden Seelsorgetagung im hessischen Marburg. Unter den Referenten ist ein Mitarbeiter der seelsorgerischen Organisation „Wüstenstrom“, die sich auch mit dem Thema Homosexualität aus christlicher Perspektive auseinandersetzt. In Marburg solle er das Seminar „Reifung in der Identität als Frau und als Mann“ abhalten. Die Ärztin Christl Ruth Vonholdt vom christlich geprägten „Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft“ wird über „Weibliche Identitätsentwicklung und mögliche Probleme“ sprechen. Die öffentliche Kritik ist, wie auch im Falle des 2008 veranstalteten „Christivals“ in Bremen, bereits im Vorfeld erdrückend. „Der Spielraum dessen, was man sagen darf, wird enger“, sagte Püttmann und bemerkte, Entwicklungen wie diese stimmten ihn ängstlich.

Dabei gelte die Kirche noch heute als moralische Basis der Gesellschaft. Püttmann will aufgrund verschiedener Studien sogar einen Zuwachs der Religiosität bei jungen Menschen erkennen. Insbesondere wenn es um die religiöse Erziehung und die Einschränkung der Sexualität gehe, nähmen die Deutschen allerdings Abstand von christlichen, besonders von katholischen Werten. Ganz kategorisch stünden christliche Vertreter wie der Papst oder Bischof Walter Mixa unter einem öffentlichen Fundamentalismusverdacht, würden häufig sogar als „kriminell oder geisteskrank“ gegeißelt. Dennoch machte Püttmann Mut: Die Gesellschaftskritik sei immer auch eine wichtige Funktion der Kirche gewesen. Gerade deshalb sei sie oft unbeliebt: „Eine Kirche, die sich nicht mehr reibt, muss sich fragen, was sie falsch gemacht hat.“

Mehr christliche Journalisten ausbilden

Problematisch sei vor allem, dass ein Großteil der deutschen Medienschaffenden atheistisch geprägt sei. Die daraus resultierende mehrheitlich negative Berichterstattung über christliche Themen präge die öffentliche Meinung mehr denn je. Häufig seien diese Berichte vorurteilsbelastet, da die säkularisierten Publizisten das Kirchenleben nur „von außen“ und somit nur in Fragmenten kennen würden. Püttmann betonte die Notwendigkeit christlich geprägter Journalisten in der Gesellschaft. Nur so könne ein ausgewogenes Meinungsbild entstehen und einer „Christophobie“ begegnet werden. Mehr denn je bedürfe es eines lebendigen Glaubens der Christen und einer Bereitschaft, diesen auch in die Öffentlichkeit zu tragen.

Andreas Püttmann ist unter anderem Mitglied der „Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands“ und der CDU. Er schrieb bereits für den „Rheinischen Merkur“, „Die Tagespost“ oder die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Seit 1993 ist er Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung und Redakteur der christlichen Zeitung „Komma“. (PRO)

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