Christlicher Kongress mit wert-vollen Seminaren

Mehr als 60 Seminare haben den Teilnehmern des "Kongresses christlicher Führungskräfte" am Donnerstag und Freitag in Nürnberg die Möglichkeit geboten, ihr Wissen zu erweitern und zu vertiefen. Das Themenspektrum reichte dabei von "Mehrwert Mentoring" über "Christliche Führungsethik" bis zu "Zwischen Nächstenliebe und Wirtschaftlichkeit". pro-Redakteure nutzten die Gelegenheit, um sich ein wenig umzuschauen.
Von PRO

Über eine sinnstiftende Unternehmensvision und ehrliches Feedback als Motivatoren für Angestellte referierte Wolfgang Kuhs, Geschäftsführer der Sparkasse Vogtland. "Die Aufgabe eines Chefs ist es, die Mitarbeiter glücklich zu machen", erklärte er. "Diese glücklichen Mitarbeiter machen dann die Kunden glücklich!" Experten seien sich darüber einig, dass gute Beziehungen zwischen Kollegen und Vorgesetzten in Zukunft noch ausschlaggebender für den Erfolg eines Unternehmens sein würden. Ein guter Chef solle sich am Morgen fragen: "Welchen Mitarbeiter kann ich heute loben oder unterstützen?"

Kuhs betonte, dass christliche Führungskräfte zunächst ganz "normale Typen mit Stärken und Schwächen" seien – so wie jeder andere auch. Da sie gläubig seien, hätten sie aber Zugriff auf Gottes Liebes- und Kraftressourcen und wüssten um das Prinzip der Vergebung: "Gott lenkt das Leben. Dies zu wissen gibt Gelassenheit, Energie und Kreativität!"

"Sozialverhalten und Gesundheit sind die Wachstumsmotoren der Zukunft", prognostizierte der Volkswirtschafter und Zukunftsforscher Erik Händeler in seinem Seminar "Die Geschichte der Zukunft". So, wie in der Vergangenheit Innovationen wie die Erfindung der Dampfmaschine, die Einführung der Eisenbahn und später der Elektrizität sowie die Entwicklung von Computern jeweils zu einem wirtschaftlichen Aufschwung geführt hätten, trügen diese beiden Faktoren künftig zum Wachstum bei. Die Menschen seien mehr und mehr aufeinander angewiesen, weil man in einer komplexen Welt das Wissen des anderen nötig habe. "Je komplexer die Dinge sind, desto mehr Sozialverhalten wird notwendig sein", sagte Händeler. Denn das Wissen müsse gesteuert und vernetzt werden. Das funktioniere nur, wenn Menschen miteinander reden – und das setze ein gutes Sozialverhalten voraus. "Wir werden es uns allein aus ökonomischem Druck nicht mehr leisten können, nur deshalb nicht miteinander zu reden, weil wir zerstritten sind", betonte der Zukunftsforscher.

Loh: "Da, wo ich bin, bin ich!"

Generalmajor Reinhard Kammerer sowie die Unternehmer Helmut Mohr und Joachim Loh gaben in der Gesprächsgruppe "Führungskräften ins Herz geschaut" recht persönlich Auskunft über ihr Leben und ihre Grundsätze als Leiter. Auf die Frage, wie Loh im Laufe der Jahre seine vielen beruflichen, ehrenamtlichen und familiären Herausforderungen bewältigt habe, sagte er: "Ich hatte immer einen Grundsatz: ‚Da wo ich bin, da bin ich.’" Er habe gelernt, sich von anderen Dingen zu lösen und dann jeweils ganz bei der Sache zu sein. Deshalb habe er in der Regel keine Arbeit mit nach Hause genommen. Im Hinblick auf einen authentischen Führungsstil war es für Mohr, der die Schuhfabrik seiner Eltern schon als 23-Jähriger übernommen hatte, von Anfang an klar: "Ich wollte meinen Mitarbeitern gegenüber wahrhaftig und mutig sein – und so hat sich ein Stil entwickelt, dem die Mitarbeiter gerne gefolgt sind." Kämmerer wiederum betonte, ein Leiter – egal ob in einem Betrieb oder bei der Bundeswehr – müsse die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass es bei den Mitarbeitern keine Überforderungen oder unzumutbare Bedingungen gebe.

Wettbewerbsvorteil durch christliche Werte

Christliche Werte verschaffen einer Gesellschaft einen Wettbewerbsvorteil. Das ist das Resultat von empirischen Untersuchungen des Heidelberger Kriminologen und Werteforschers Dieter Hermann, die er in dem Seminar "Christliche Werte haben Konsequenzen" vorstellte. Als die zentralen christlich-religiösen Werte sieht Hermann die Wertschätzung des Menschen und  Gerechtigkeit. Sie haben seinen Studien zufolge eine Schlüsselfunktion für die gesamte Wertesozialisation eines Menschen, weil sie sehr früh von den Eltern vermittelt würden und auf ihnen alle weiteren Werte aufbauten. In verschiedenen Befragungen ermittelte Hermann zudem Werteprofile von Menschen aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern. Es zeigte sich, dass sich christlich-religiöse Werte positiv auf die Leistungsbereitschaft, die Zuverlässigkeit und die Akzeptanz von Normen auswirken. Auch Drogenmissbrauch und Wirtschaftskriminalität würden auf der Basis christlich-religiöser Wertvorstellungen stärker abgelehnt. Außerdem fand Hermann, dass die Arbeitslosigkeit einer Region deutlich unter dem Durchschnitt liegt und die Produktivität höher ist, wenn die Menschen dort überdurchschnittlich religiös sind. Aus diesen Zusammenhängen schlussfolgert Hermann, dass Gesellschaften und Unternehmen mit einem relativ hohem Anteil an Menschen, die christlich-religiöse Werte vertreten, einen Wettbewerbsvorteil haben. "Die Gesellschaft muss erkennen, dass sie sich selbst abschafft, wenn sie Religion bekämpft", so Hermann.

Rückkehr der Religion

"Die Religion kehrt zurück", diagnostizierte Dr. Stephan Holthaus, Dekan der Freien Theologischen Hochschule Gießen, das aktuelle Zeitgeschehen bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Gesellschaft – quo vadis". Dies stünde den Vorhersagen der vergangenen Jahre entgegen, die prognostizierten, Religion würde bald verschwinden. Allerdings sei Religiosität nun weniger an Institutionen gebunden, sondern eher am individuellen Erleben von Spiritualität. Sie gestalte sich  als Lebenshilfe in äußerst vielfältiger Form, die jedoch die Erlösung im Diesseits suche. Bekenntnisse spielten dagegen kaum noch eine Rolle. Der Wirtschaftsethiker sieht darin eine Sehnsucht nach dem "verlorenen Paradies" und nach Gott. Der Trend zeige: "Wenn wir den wahren Gott verdrängen, lugen viele Götzen um die Ecke, weil der Mensch ohne Religion nicht leben kann." Es sei aber eine "Riesenchance" für Christen, diese Sehnsucht mit dem Glauben an Jesus zu füllen.

Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, warf bei der Diskussionsrunde die Frage auf, inwiefern die Menschenwürde, wie sie im Grundgesetz beschrieben wird, auch in Zukunft unantastbar bleibe. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Präimplantationsdiagnostik (PID) sieht er die Würde des Menschen bereits jetzt als "zumindest gefährdet, wenn nicht grob fahrlässig verletzt". Es gebe keinen späteren Zeitpunkt als die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle, der den Beginn des Lebens markiere. Deshalb stehe dem Ungeborenen auch von Anfang an die Menschenwürde zu. "Menschenwürde gibt es nur brutto, die kann man nicht aufteilen." Mit dem Verbot der PID tue man sich deshalb so schwer, weil man dann auch bei der Frage der Abtreibung konsequent sein müsste. Die würde aber tabuisiert. Die nächste Herausforderung sieht Steeb bereits auf uns zukommen: "Wer nicht konsequent für die Menschenwürde am Anfang des Lebens ist, der wird es auch im Hinblick auf das Ende des Lebens nicht sein", so seine Prognose. Was fehle, sei nicht Demokratie, sondern Rechtsstaatlichkeit. Zwar hätten Ungeborene das Recht, zu erben, aber keiner interessiere sich für ihr Recht auf Leben. (pro)

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