Sorgen und Ängste wegen des drohenden Abstiegs sollten nicht den Mut für das Leben überdecken. Fans könnten sich vielmehr von Gott getragen wissen. Das sagte der evangelische Pfarrer der Schalker Stadionkapelle, Ernst-Martin Barth, der Westfalenpost. Gott sei nicht nur Schalker, sondern für alle, auch für die Gegner, da. Wer das zu Ende denke, könne Trost finden. Der Glaube an Gott lebe von der Verheißung, dass es weitergehe: „Glaube ist Hoffnung. Und Hoffnung gibt Kraft, sich niemals aufzugeben. Und Gott eröffnet immer wieder Perspektiven.“
Auch in den aktuellen Niederlagen und im Misserfolg könnten Schalker Trost im Glauben finden, erklärt der katholische Priester Georg Rücker im Gespräch mit der Westfalenpost. Es sei christlich, mit vermeintlichen Niederlagen umzugehen: „Gott hat uns das Spiel geschenkt, parteiisch ist er nicht.“ Auch darin zeige sich für den Geistlichen die Liebe Gottes. Fußball sei zwar die „schönste Nebensache der Welt, mehr aber auch nicht“.
„Bratwurst und Veltins sind kein Abendmahl“
Neben seiner Gemeinde in Gelsenkirchen-Buer ist Rücker ebenfalls für die Kapelle in der Schalker Veltins-Arena verantwortlich. Obwohl sich die Kapelle seit 2001 im Schalker „Tempel“ befindet, ist sie nicht in den Vereinsfarben blau-weiß gehalten. Für Rücker sei das ein weiterer Beleg dafür, worauf es in schwierigen Zeiten ankomme: „Jederzeit Orte aufsuchen zu können, wo man Ruhe und zu sich findet.“ Gleichzeitig Fußballfan und Christ zu sein, passe für den Priester gut zusammen. Allerdings müsse beides auch getrennt voneinander betrachtet werden können. Die Kapelle sei etwas anderes als das Stadion, und Veltins mit einer Bratwurst sei kein Abendmahl. Daher betet Rücker auch nicht für Tore und Punkte.
Ähnlich sieht es Barth. Statt für Punkte betet er für den Verein, die Menschen und die Gesundheit der Spieler. In vielen Gesprächen mit Fans stehe natürlich das Sportliche im Mittelpunkt. Je länger solche Gespräche jedoch dauern, desto weniger spielt der Sport eine Rolle: „Meist geht es um die Menschen selbst, ihre Nöte, Ängste, Zweifel“. Viele sehnten sich nach Heil, nach Gutem. Die Frage nach einem Fußballgott verneint Barth, denn ein solcher verheiße kein ewiges Leben.
Mit Niederlagen hat der Bundesligist Schalke 04 in den vergangenen Monaten viel Erfahrung sammeln müssen. Seit 354 Tagen sind die Schalker ohne Sieg. Im Kalenderjahr 2020 holte die Mannschaft nur 13 von 90 möglichen Punkten. Bei einem weiteren Bundesligaspieltag ohne Sieg stellt Schalke den „ewigen“ Sieglosrekord von Tasmania Berlin ein. Die Berliner blieben in der Saison 1965/1966 31 Spiele in Folge ohne Sieg.
Von: Martin Schlorke