Christlicher Familie in Norwegen fünf Kinder weggenommen – Protest auch in Deutschland
Für das Ehepaar Ruth und Marius Bodnariu aus Norwegen war es ein Schock: Am 16. November nahm das Jugendamt ihnen ihre fünf Kinder weg – mit der Begründung, sie erzögen ihre Kinder zu streng radikal christlich. Seitdem gibt es überall auf der Welt Protestaktionen gegen die norwegischen Behörden.
Von PRO
Foto: www.bodnariufamily.org
Dem norwegischen Ehepaar Bodnariu wurden die Kinder weggenommen, angeblich wegen einer strengen christlichen Erziehung
Am 16. November nahm das norwegische Jugendamt „Barnevernet“ die zwei Töchter der Familie Bodnariu ohne Wissen der Eltern aus der Schule und brachte sie zunächst an einen unbekannten Ort. Dann gingen Beamte zum Haus der Eltern und nahmen die zwei älteren Söhne mit, die Mutter Ruth und das drei Monate alte Baby brachten sie zu einer Polizeistation. Dann nahmen Beamten auch den Vater der Familie, Marius, an seiner Arbeitsstelle fest.
Die Eltern wurden mehrere Stunden befragt, schließlich durften sie mit dem Baby wieder nach Hause, berichtet die amerikanische Online-Zeitung TheChristian Post. Am darauffolgenden Tag nahm das Jugendamt das Kleinkind in Gewahrsam mit der Begründung, die Mutter sei „gefährlich“. Laut dem britischen „Christian Institute“ wurde den Eltern der Zutritt zu ihren Kindern für mehrere Wochen verboten. Ihnen wurde mitgeteilt, dass sich die älteren Kinder nun in einem Pflegeheim befänden, dass es ihnen dort gut gehe und sie ihre Eltern nicht vermissten.
Der Anwalt der Familie erhielt eine Kopie des Dokumentes mit den Anschuldigungen gegen die Eltern. Darin werden Marius und Ruth Bodnariu als „radikale Christen“ bezeichnet, die ihre Kinder indoktrinieren. Laut dem Anwalt der Familie habe das Jugendamt seine Kompetenzen überschritten, da es sein Vorgehen nicht dokumentiert und zudem die Mutter von ihrem zu stillenden Baby getrennt habe.
Protestaktion auch in Deutschland
Marius Bodnariu stammt ursprünglich aus Rumänien, seine Frau ist in Norwegen geboren. Sie gehören einer pfingstkirchlichen Gemeinde an. Viele Angehörige von Marius wohnen in den USA, von wo sie in den vergangenen Wochen zahlreiche Protestaktionen organisierten.
Unterstützer der Familie starteten inzwischen eine Petition, welche die Regierung auffordert, die Familie wieder zu vereinen. Inzwischen hat die Petition über 49.000 Unterstützer. In dem Text heißt es: „Sie sind eine normale christliche Familie, die versucht, die Kinder im Wissen um Gott zu erziehen. Es gibt keine nachweisbare oder sonstige Misshandlung in der Familie.“
Ebenso informiert eine Facebook-Seite über den Stand der Entwicklungen und ruft zu Protestaktionen auf. Sie wird unter anderem von Marius‘ Bruder Daniel Bodnariu gepflegt. Dieser, ein Pastor, berichtet, dass der Rektor der Schule gegenüber den Behörden Sorgen geäußert habe, dass die Kinder in der Familie Bodnariu streng im christlichen Glauben erzogen würden.
Die Schulleitung zitierte die Eltern sowie Tanten, Onkel und Großeltern, welche den Kindern beigebracht hätten, dass Gott Sünden bestrafe. „Die Schulleitung glaubt nicht, dass die Kinder zuhause körperlich misshandelt wurden; sie glauben aber, dass die Eltern ‚Hilfe‘ vom Jugendamt bräuchten, ihre Kinder zu erziehen“, schreibt Daniel Bodnariu. Er fügt hinzu, dass die Mädchen bei der Befragung aussagten, sie würden Dinge vor ihren Eltern verstecken, da sie befürchteten, deswegen am Ohr gezogen und geschlagen zu werden. Die Kinder hätten offenbar Angst vor Bestrafung, nicht jedoch vor ihren Eltern selbst, schreibt ihr Onkel weiter. Es gebe bei der Familie seines Bruders eindeutig keine Hinweise auf körperlichem Missbrauch.
Die Facebookseite informiert darüber, dass die Eltern in Zukunft das Baby zwei Mal pro Woche für jeweils zwei Stunden sehen dürfen. Die Mutter soll ihre beiden Söhne einmal in der Woche treffen dürfen. Der Kontakt zu den Töchtern ist den Eltern weiterhin untersagt.
Die Unterstützer der Familie Bodnariu rufen auf der Webseite www.bodnariufamily.org zu Kundgebungen in zahlreichen Städten der Welt auf, darunter in Bukarest, Madrid, London, Dublin, Brüssel, Ottawa, Rom und Warschau. In Frankfurt am Main fand am 9. Januar eine Demonstration statt. Die Familie Bodnariu selbst hat angekündigt, notfalls bis vor das höchste Gericht zu ziehen, um die Kinder zurückzubekommen. Wie die Nachrichtenagentur idea berichtet, haben die norwegischen Behörden die Kinder zur Adoption freigegeben.
Frank Heinrich: Beide Seiten müssen gehört werden
Der CDU-Abgeordnete Frank Heinrich, der Mitglied im Bundestagsausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe ist, mahnt einen fairen Blick auf den norwegischen Fall an. Ihm sei es wichtig, dass beide Seiten angehört werden, sagte der Politiker gegenüber pro. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Vorwürfe gegen die Eltern richtig sind, wäre es grundfalsch, gegen die Maßnahmen des Rechtsstaates zu protestieren.
„Vor einigen Jahren gab es in Deutschland einen vergleichbaren Fall, wo sich sehr viele Menschen für die Eltern eingesetzt hatten, und hinterher stellte sich heraus, dass sie ihre Kinder tatsächlich schwer geschlagen hatten“, sagte Heinrich. „Da wir im Fall in Norwegen nicht alles mit Sicherheit wissen, werde ich alles unterstützen, was dazu führt, dass dem Ehepaar Bodnariu Recht zukommt. Der Zugang zu Recht muss gewährleistet sein. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Informationen zusammengetragen werden.“ Heinrich schrieb zu diesem Zweck Briefe an den Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, an den norwegischen Botschafter in Deutschland, den Menschenrechtsbauftragten der Regierung sowie an den ehemaligen norwegischen Premierminister Kjell Magne Bondevik.
Heinrich, der seit vielen Jahren enge Kontakte nach Rumänien hat, wurde von Abgeordneten aus Rumänien auf den Fall aufmerksam gemacht. Sie hätten ihm gesagt, solche Vorkommnisse gebe es in Norwegen mittlerweile „verstärkt“. Der CDU-Politiker sagte dazu, dass er dies von Deutschland aus nicht beurteilen könne. Er stellt aber klar: „Wenn sich die Behörden über die norwegischen Gesetze hinweggesetzt haben, müssen sie zur Räson gerufen werden. Aber dazu müssen Rechtsmittel genutzt werden.“
Heinrich, der Sozialpädagoge und Theologe ist, sitzt seit 2009 für die CDU im Bundestag. Er war bis 2009 Leiter der Heilsarmee Chemnitz und der Heilsarmee-Jugendarbeit in den Neuen Bundesländern und Berlin. (pro)
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