Die Bibel liefert keine direkten Antworten auf Fragen der modernen Unternehmensführung. Dennoch kann sie Leitfaden für christliche Geschäftsleute sein. Das sagte der Schweizer Immobilienunternehmer Jürg Opprecht in einem Interview mit der Schweizer Tageszeitung "Der Bund". Opprecht hat das erste Forum christlicher Führungskräfte in Bern organisiert.
Von PRO
Foto: Gier nach mehr Rendite mache blind, sagte der Schweizer Baumeisterpräsident Werner Messmer auf dem Schweizer Forum christlicher Führungskräfte. Wichtig seien aber auch Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Vertrauen und Sicherheit.
Opprecht ist Präsident des Vereins "Forum christlicher Führungskräfte". Zusammen mit vier anderen veranstaltete er am Freitag und Samstag einen überkonfessionellen Kongress für christliche Führungskräfte in Bern. Er soll in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden. Über 500 Verantwortungsträger aus Wirtschaft und Politik waren nach Bern gekommen, um sich über christliche Werte und deren Anwendung in der Praxis auseinanderzusetzen.
"Das Christentum oder die Bibel liefern nicht direkte Antworten auf jede Sachfrage", sagte Opprecht im Interview mit dem "Bund". "Sie geben aber ein Wertefundament für Entscheidungen." Weiter sagte Opprecht: "In der Bibel steht nichts über Hedgefonds, aber viel über Habgier. Fleiß wird gelobt, aber auch eine gewisse Bescheidenheit." Opprecht ist Immobilienunternehmer und Hotelier. Daneben leitet er zwei Stiftungen, von denen sich eine primär der Armutsbekämpfung im Ausland widmet. Die andere hilft Frauen und Männern in Entwicklungsländern, ein Unternehmen zu gründen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Bibel sei nicht wirtschaftsfeindlich, ist er überzeugt. "Den ersten Menschen wurde gesagt, sie sollten die Erde bebauen. Damals war das die Landwirtschaft. Dazu gehören aber auch Bodenschätze. Wir sollen sie nutzen und etwas Vernünftiges damit machen. Die Bibel warnt vor Habgier und Geiz. Sie lobt aber den, der mit seinem anvertrauten Pfund einen Mehrwert erzeugt und es nicht einfach im Boden vergräbt." Christlicher Unternehmer machten nicht nur mit Christen Geschäfte, betont Opprecht. "Im Geschäftsleben haben Qualität, Leistung und Preis Priorität. Ich erwarte, dass diese Faktoren stimmen, egal ob einer Christ ist oder nicht. Ich weiss auch, dass viele Menschen ethisch handeln, auch wenn sie keine bekennenden Christen sind."
Samuel Koch zu Gast
In Workshops auf dem zweitägigen Kongress wurden Grundlagen für konkrete weitere Schritte erarbeitet, um christliche Werte im Führungsalltag wirkungsvoll umsetzen können, berichtet das Schweizer Magazin "Livenet". So soll etwa ein Netzwerk von wirtschaftlich orientierten und sozial handelnden Unternehmen gegründet werden oder der "Calvin-Preis" für vorbildliches wirtschaftliches und ethisches Handeln ausgeschrieben werden. Außerdem soll die Förderung von Frauen im Management und von Jungakademikern vorangetrieben werden.
Am Freitag berichtete Samuel Koch, der 2010 durch einen Unfall in der Unterhaltungssendung "Wetten, dass..?" gelähmt wurde, dass er im April sein Studium wieder aufnehmen und dazu in eine eigene Wohnung ziehen wolle. Er schätze es, dass er nicht nur auf seine Behinderung reduziert wird, und schöpfe Hoffnung aus dem Vertrauen des Glaubens: "Trotz allem glaube ich an einen Gott, der Wunder tut", so Koch.
"Christen sind nicht bessere Menschen"
Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, sagte laut "Livenet" in seinem Referat, der christliche Glaube biete Möglichkeiten, den Balanceakt zwischen Wollen und Tun zu meistern. Dabei postulierte Locher die Demut als Tugend in der Unternehmensführung. "Demut ist Mut – der Mut, Gott ganz zu vertrauen." Der Schweizer Baumeisterpräsident Werner Messmer sagte im Blick auf die Finanzkrise: "Es war die Sucht nach Erfolg, die Gier nach mehr Rendite, die blind machte." Erfolg könne jedoch nicht das allein entscheidende Ziel im Leben sein: "Wir stehen in einer Wertekrise. Denn es gibt auch Bedürfnisse nach Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Vertrauen oder Sicherheit." Christen seien nicht bessere Menschen, aber sie hätten bessere Voraussetzungen, weniger Fehler zu machen, weil glaubende Christen von Gott persönlich Ethik und Werte eigepflanzt bekämen. Er bezeichnete es auch als gefährlich, wenn in Glaubensfragen oft mehr der Respekt vor anderen Religionen und Sitten in den Vordergrund gestellt werde als die eigene Glaubenstradition. Der christliche Glaube sei ein einzigartiges Fundament, das man nicht aufs Spiel setzen dürfe.
Die Präsidentin des Bankrats der Basellandschaftlichen Kantonalbank, Elisabeth Schirmer, sagte: "Was nützt es, wenn Firmen Nachhaltigkeitsberichte schreiben und schliesslich doch nur dem schnellen Geld nachrennen?" Echte Nachhaltigkeit basiere auf einem Wertesystem, das der Gesellschaft diene: "Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen, nicht dem Geld." Sie plädierte für einen angemessenen und "dienenden Führungsstil". (pro)
http://www.christliches-forum.ch
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