Christliche Symbole in Kölner Moschee?

In Köln sind die Bauarbeiten am größten Moschee-Komplex in Deutschland ins Stocken geraten. Der Bauherr, der türkisch-islamische Verband Ditib, hat dem renommierten Architekten Paul Böhm "wegen unüberbrückbarer Differenzen" gekündigt. Einer der Vorwürfe: Böhm soll versteckte christliche Symbole im Bau untergebracht haben. Am Donnerstag ist es zu einem Vermittlungsgespräch gekommen.
Von PRO

Wer in Köln die Innere Kanalstraße entlangfährt, kann schon von weitem den eindrucksvollen Bau der neuen Zentralmoschee mit seinen beiden 55 Meter hohen Minaretten und der 37 Meter hohen runden Betonkuppel bewundern, der dort an der Ecke Venloer Straße entsteht. Es sollte ein Projekt sein, das einen offenen und transparenten Islam symbolisieren könnte. Der aktuelle Streit um das Millionenprojekt zeugt allerdings wenig von Offenheit und Transparenz.

Vor wenigen Tagen erhielt Architekt Paul Böhm die Kündigung mit sofortiger Wirkung. Als Gründe wurden unter anderem Fehler bei einer Stahlkonstruktion sowie bei der Kuppel Abweichungen in der Symmetrie und Farbgebung genannt. Insgesamt handele es sich um gut 2.000 Mängel. Die Kosten hätten sich auf 34 Millionen Euro verdoppelt. Der Architekt wies die Vorwürfe zurück. Auf einer Großbaustelle seien kleine Mängel nicht auszuschließen, sie seien aber immer behoben worden.

"Christogramm im Grundriss"

Nun berichtet die "Süddeutsche Zeitung", dem Architekten werde auch vorgeworfen, dass er versteckte christliche Symbole eingebaut habe. Am 10. September 2009 sei im Architekturbüro von Paul Böhm ein Brief aus der Ditib-Zentrale eingegangen, in dem die Bauherren der Kölner Zentralmoschee zu einer interessanten Beweisführung ansetzten. Die Baupläne des geplanten Gotteshauses seien beigelegt, aufgeschnitten und aneinandergeklebt gewesen, zu einer Perspektive, die es in der Wirklichkeit nicht gebe. Die Verfasser hätten dennoch argumentiert, dass es dem Architekten Böhm gelungen sei, christliche Symbole in das Bauwerk einzuschmuggeln. "Es sind Kopien aus einem Religionslexikon beigelegt, die beweisen sollen, dass die Architekten neben Kreuzen auch ein verstecktes Christogramm eingearbeitet haben, ein verwobenes x und p, ein geheimes Christenzeichen", schreibt die "Süddeutsche". Auf den beigelegten Bauplänen sei es auch mit viel gutem Willen nicht zu entdecken. Trotzdem hätten die Architekten den Entwurf für die komplette Kuppel geändert.

Nach Informationen der Zeitung sieht Böhm den Grund für das Zerwürfnis vor allem im neuen Vorstand der Ditib, des größten muslimischen Dachverbandes in Deutschland. Die Ditib wolle ihre Deutschland-Zentrale in der neuen Moschee einrichten, "und wer sie bezieht und wie der Vorstand denkt, ist auch für das Verhältnis von Deutschen und Türken nicht unwichtig", heißt es in der "Süddeutschen". Die SPD-Politikerin Lale Akgün wiederum meint, die Ditib, die direkt dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt sei, werde immer konservativer und verschlossener. "Der Streit jetzt ist nur ein Symptom dafür." In eine rheinische Großstadt dürfe man keinen traditionellen Großbau packen. "Der Islam muss mit der Zeit gehen, und das sollte man an der Architektur sehen", mahnt die Kölnerin.

Bekenntnis zu neuen Gesprächen

Ein Rechtsstreit könnte nun zu einem Beweissicherungsverfahren führen und das würde einen Baustopp bedeuten. Um dies zu vermeiden und den Konflikt zu beenden, wurde am Donnerstag ein Vermittlungsversuch des hochkarätig besetzten Moschee-Beirats gestartet, der als "Sprachrohr der Kölner Bürger" mit beratender Funktion eingesetzt wurde und dem unter anderen auch der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) angehört. Der Kölner "Express" zitiert Teilnehmer, die sagten, es sei eine "sehr heftige Sitzung" gewesen. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" meldet, dass es bei der Sitzung ein klares Bekenntnis zu neuen Gesprächen gegeben hat. "Die über lange Jahre bewährte vertrauensvolle Zusammenarbeit in und für die Stadtgesellschaft" solle fortgesetzt werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. "Alle Beteiligten versuchen dahingehend Einigung zu erzielen, dass es nicht zu einem langwierigen Baurechtsstreit kommt." Die Moschee solle planmäßig im Juni nächsten Jahres eröffnet werden. (pro/dpa)

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