Christliche Helfer in Afghanistan getötet

Im Norden Afghanistans sollen zehn Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation "International Assistance Mission" getötet worden sein. Medienberichten zufolge befindet sich unter den Opfern auch eine deutsche Ärztin. Die Christen waren im Krisengebiet, um medizinische Hilfe zu leisten.

Von PRO

Nach Angaben von "Spiegel Online" sind neben der Deutschen auch ein Brite, sechs Amerikaner und zwei afghanische Dolmetscher Opfer des Überfalls geworden. Die Leichen der Frauen und Männer waren am Freitag in einem Wald des Bezirks Kuran Wa Mundschan neben ihren von Kugeln durchsiebten Allradautos gefunden worden. Ein dritter Afghane überlebte den Überfall. "Spiegel Online" zitiert den Polizeichef der Region: "Er sagte mir, er habe geschrien und den heiligen Koran rezitiert und gesagt: ‚Ich bin Muslim. Tötet mich nicht.’" Die Gruppe sei von bewaffneten Männern umringt und angegriffen worden.

Als die Opfer gefunden wurden, sollen sie schon seit Tagen tot gewesen sein. Dorfbewohner hätten die Gruppe vor über zwei Wochen gesehen. Vor wenigen Tagen seien die verlassenen Geländewagen der Helfer gesichtet worden. Daraufhin seien Suchmannschaften aufgebrochen, um die Vermissten zu finden. Kurz nach den ersten Meldungen über den Vorfalls bekannten sich die Taliban zu dem Verbrechen. Laut ihrem Sprecher Sabihullah Mudschahed habe es sich bei den Toten um christliche Missionare gehandelt, die Geheimdienstinformationen in der Gegend gesammelt hätten. Ob die Aufständischen wirklich hinter der Tat stecken, sei jedoch ungewiss, berichtet "Spiegel Online". Eine Erschießung der Ausländer passe nicht ins Muster der Taliban. Diese hätten westliche Helfer bisher eher als Geiseln genommen und politische Forderungen für ihre Freilassung gestellt. Stattdessen wurden Ausrüstung, Geld und Ausweispapiere der Getöteten gestohlen.

Tod einer Deutschen noch unbestätigt

Die deutsche Botschaft hat den Tod der deutschen Ärztin bisher nicht bestätigt. Die "International Assistance Mission" (IAM) teilte unterdessen mit, die Gruppe sei auf dem Weg von Nuristan nach Kabul gewesen. Auf der Internetseite der Organisation heißt es: "Diese Tragödie wirkt sich negativ auf unsere Fähigkeit aus, weiter dem afghanischen Volk zu dienen, wie wir es seit 1966 getan haben", und weiter: "Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit nicht einstellen müssen, die jedes Jahr einer Viertelmillion Afghanen zugutekommt." IAM selbst wisse bisher nicht viel über die Vorfälle, man bete aber für die Familien und Freunde der Opfer. Endgüötig bestätigen konnte auch die Hilfsorganisation den Mord an den Mitarbeitern nicht.

IAM arbeitet seit 1966 in Afghanistan. Die Genfer Organisation hat sich auf Hilfe in der Augenheilkunde konzentriert. Sie unterhält vier Krankenhäuser in Kabul, Herat, Masar and Kandahar. Die freiwilligen Helfer von IAM engagieren sich zudem in Gesundheits- und Ausbildungsprogrammen und setzen sich für den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes ein. (pro)

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