Christliche Banker – gibt es sie?

Die harte Welt der Banken und der Glaube – das sind zwei Welten, die nicht gut zusammen zu passen scheinen. Doch die Autorinnen Anne Kunz und Nina Trentmann haben für die Welt am Sonntag mehrere Banker gefunden, die offen ihren Glauben bekunden – mit mehr oder weniger Erfolg.
Von PRO
Gibt es im Frankfurter Bankenviertel viele Christen? Die Welt am Sonntag hat Antworten

Die Wochenzeitung Welt am Sonntag (WamS) geht unter der Überschrift „Betende Banker“ der Frage nach, ob es gläubige Banker der oberen Führungsetagen gibt und kommt zu dem Ergebnis: „Viele Bankmanager sind religiös. Der Glaube beschert ihnen zwar immer wieder Probleme – kann sich aber auch als echter Vorteil erweisen.“ Weiter schreiben die Autorinnen Kunz und Trentmann: „In Vorstand und Aufsichtsrat von Deutscher Bank und Commerzbank gibt es mehrere aktive Christen. In der Bundesbank lädt Vorstandsmitglied Rudolf Böhmler regelmäßig zum Gebetsfrühstück. Auch (Michael) Stark lud im März einige seiner Kunden und Mitarbeiter zu einer Diskussionsrunde mit Kardinal Reinhard Marx in München ein.“
Michael Stark arbeitet in einer Führungsposition einer großen deutschen Bank. Auf seinem Schreibtisch liege ein Kruzifix, schreibt die WamS. „Der Gekreuzigte mahnt ihn, zu seinen Kunden fair, zu seinen Mitarbeitern respektvoll und zu sich selbst kritisch zu sein. Seinen Glauben will Stark niemandem aufzwingen, er ist für ihn Privatangelegenheit. Das sieht auch sein Arbeitgeber so, weswegen der Name der Bank nicht genannt werden soll.“ Manchmal lege er die Mitgliederzeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer vor seinem Büro aus.
Besinnlichkeit habe in der Welt des Geldes eigentlich kaum Platz, konstatiert die Zeitung. „Und wer als Christ Karriere in einer Bank machen will, stößt schnell an ethische Grenzen, etwa wenn es Rüstungsfinanzierungen geht, um Steuersparmodelle oder die harte Personalpolitik der Investmentsparten.“ Dennoch suchten viele Banker in der Branche Orientierung in der Religion.

„An der Spitze regiert Unehrlichkeit“

Die WamS-Autorinnen nennen als Beispiel Patrice Baumann, einen Schweizer Theologen, der über zehn Jahre bei einem großen Finanzinstitut beschäftigt war und sich mittlerweile als Bankenpfarrer selbstständig gemacht hat. In Großbritannien habe mit Stephen Green sogar ein anglikanischer Priester über Jahre an der Spitze der größten Bank HSBC gestanden. Jeremy Marshall, Chef von C. Hoare & Co., der ältesten privaten Bank Englands, sei überzeugt, dass „der christliche Glaube viele Antworten auf die Fragen hat, die die Finanzindustrie gerade beschäftigen“. Er halte es sogar für seine Aufgabe, bei seinen Kollegen Werbung für den Glauben zu machen.
Auch Heiko Schupp, der bei einem Londoner Infrastrukturfonds arbeitet, hält mit seinem Glauben nicht hinterm Berg. „Ich habe den Ruf, hohe moralische Standards zu haben“, sagt der 44-Jährige. Geschäftspartner könnten sich darauf verlassen, dass er als Christ keine Tricks versuche, sondern nur ehrliche Geschäfte anstrebe. Der Chef der staatlichen Förderbank KfW, Ulrich Schröder, gehe bei schwierigen Entscheidungen joggen, etwa wenn Mitarbeiter entlassen werden müssen. „Im Zwiegespräch mit Jesus überlegt er, wie die Person sich trotzdem respektiert fühlt. Schröder und seine Frau stammen aus sehr religiösen Elternhäusern und sind mit einigen Priestern befreundet, mit denen sie einen engen Austausch pflegen“, schreiben Kunz und Trentmann.Mancher ecke auch mit seinem Glauben an. Bernd Johannsen, der seinen echten Namen gegenüber der Zeitung nicht nennen wollte, arbeitet als Christ bei einer deutschen Großbank. Er sei Mitglied der dritten Führungsebene und denke auch nicht, dass er noch weiter nach oben komme. „Jemand, der offen ausspricht, was er denkt, und nach seinen inneren Überzeugungen handelt, sei an der Spitze des Instituts unerwünscht“, heißt es im Artikel. „Hier regiere Unehrlichkeit, vor allem im zwischenmenschlichen Umgang.“ Dass sich Johannsen an das achte Gebot („Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“) halte, sei dabei vielen lästig. Johannsen glaubt, er sei zu ehrlich, zu unbequem, zu ethisch – und ist deswegen ziemlich frustriert. (pro)

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