Christlich, konservativ, politisch: Fernsehprediger Jerry Falwell tot

L y n c h b u rg (PRO) - Er galt als eine der wichtigsten Säulen des konservativen Christentums in Amerika, für manchen Kritiker war er hingegen die Intoleranz in Person: am Dienstag starb Jerry Falwell, bekannter Fernsehprediger und einflussreicher Politik-Berater.
Von PRO

Der 73-Jährige wurde laut CNN in seinem Büro der von ihm gründeten Liberty University tot aufgefunden. Die genaue Todesursache ist noch unklar, Falwell litt jedoch seit einigen Jahren an Herzproblemen. Anfang 2005 überlebte er zwei schwerere Herzattacken. Falwell hinterlässt seine Ehefrau Macel Pate und die drei Kinder Jerry, Jeannie und Jonathan.

Falwell wurde am 11. August 1933 in Lynchburg, Virginia, geboren. Im Alter von 18 Jahren wurde er Christ, studierte zunächst Ingenieurwesen und dann am Baptist Bible College in Springfield. 1956 gründete der Baptistenpastor die „Thomas Road Baptist Church“, die heute 22.000 Mitglieder zählt. Er begann mit der „Old Time Gospel Hour“ („Traditionelle Evangeliumsstunde“) eine Evangelisationssendung im Radio, die später auch im Fernsehen übertragen wurde. Die Liberty University gründete Falwell 1971 in Virginia. Heute studieren dort über 20.000 Menschen.

Der Evangelist und Fernsehprediger versuchte, eine Allianz mit Gläubigen anderer Kirchen aufzubauen, etwa mit Katholiken und Juden – ein Schritt, für den ihn viele Konservative kritisierten. Er trat vehement gegen Homosexualität, Abtreibung, Feminismus und Pornografie ein. Aids war für ihn nicht nur Strafe Gottes für Homosexuelle, sondern auch für eine Gesellschaft, die Homosexualität toleriert.

„Gott duldete 11. September wegen Homosexualität“

Falwell glaubte an die wortwörtliche Wahrheit der Bibel. Er war tief davon überzeugt, dass Gott Amerika zu einer „Größe wie kein anderes Land“ bestimmt habe. Für Falwell war „Gott ein Republikaner“ und „Jesus der erste Amerikaner“. Kritik erhielt er unter anderem, als er wenige Tage nach den Anschlägen des 11. September sagte, Gott habe diese Tragödie wegen des liberalen Verfalls in Amerika zugelassen. In Bezug auf die Homosexuellen im Land sagte er damals: „Ich zeige auf euch und sage: ihr halft dabei, dass dies geschah.“ Laut einer Umfrage äußerten 73 Prozent der Amerikaner, dass sie dieser Ansicht widersprachen.

Falwell unterstützte nicht nur US-Präsident George W. Bush. Als Chef der christlichen Bewegung „Moral Majority“ hatte er schon 1980 zur Wahl von Präsident Ronald Reagan beigetragen. Obwohl Falwell sich zunächst für den wiedergeborenen Christen Jimmy Carter einsetzte, störte ihn später dessen liberale Politik. Carter soll über Falwell geäußert haben: „Als Christ kann ich nur sagen: Jerry Falwell kann schnurstracks zur Hölle fahren.“ Noch 2004 hatte Falwell mitgeholfen, den demokratischen Präsidentsschaftsbewerber John Kerry zu verhindern. Vor allem Bill Clinton war für den konservativen Christen ein rotes Tuch, er nannte ihn einen „gottloser Lügner“.

Trauer bei George W. Bush, Billy Graham und Pat Robertson

Präsident Bush ließ zum Tode Falwells verlauten: „Laura und ich sind tief bestürzt über den Tod von Jerry Falwell, einem Mann, der sich dem Glauben, der Familie und der Freiheit verpflichtete. Jerry (…) lebte ein Leben des Glaubens und brachte Frauen und Männer unterschiedlicher Hintergründe zum Glauben an Gott.“

Der bekannte Fernsehprediger Pat Robertson sagte: „Jerry war in Fragen der Moral, die unser Land beschäftigte, für viele ein Turm der Stärke. Die ‚Liberty University‘ ist eine großartige Leistung, und sein Vermächtnis wird lange tragen. Wir werden Jerrys Mut und Stärke in diesen Zeiten der zunehmenden Relativierung von Moral vermissen.“

Der Evangelist Billy Graham nannte Falwell „einen engen persönlichen Freund seit vielen Jahren. Wir stimmten nicht in allem überein, aber ich kenne ihn als Mann Gottes.“ Für den evangelikalen Leiter und früheren Präsidentschaftskandidaten Gary Bauer war Falwell ein „Kämpfer für das Evangelium von Jesus Christus, die Familie und die Heiligkeit des menschlichen Lebens.“ Bauer, der ein enger Freund des Predigers war, sagte: „Er hatte immer ein herzliches Lachen. Er hat auf Hass nie mit Gegen-Hass reagiert. Er tat genau das Gegenteil: Jerry hat stets die Liebe Jesu Christi in dem, was er tat, gezeigt, sogar, wenn er mit Menschen zu tun hatte, die ihn verachteten und furchtbare Dinge über ihn gesagt haben.“

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen