Christenverfolgung: Wie wir euch, so ihr uns

Keine Glaubensgruppe erleidet mehr Bedrängnis als Christen. Verbessern kann sich ihre Lage durch den Einsatz für Religionsfreiheit, sagt Volker Kauder. Der Unions-Politiker hat am Montag im hessischen Ewersbach erklärt, wie das in der Politik funktioniert – und was jeder Einzelne bewirken kann.
Von PRO

In Indien dürfen Christen ihr Heimatdorf nicht betreten, wollen sie nicht getötet werden; in der Türkei erschweren Behörden ihnen den Bau einer Kirche; in Ägypten erfahren sie Diskriminierung – mit Fallbeispielen wie diesen illustrierte Kauder in seinem Vortrag in der Freien Evangelischen Gemeinde Ewersbach die Lage vieler Christen. Laut dem Hilfswerk Open Doors stehen rund 100 Millionen Menschen wegen ihres Glaubens an Jesus Christus in Bedrängnis. Aber es gebe Hoffnung für sie, sagte Kauder. Der Weg führe über den Einsatz jedes einzelnen für Religionsfreiheit.

Kauder betonte, Religionsfreiheit sei kein Freiheitsrecht unter vielen, sondern „das zentrale Freiheitsrecht schlechthin“. Sie weise darauf hin, dass der Mensch eine Perspektive suche, die über dieses Leben hinausgehe. „Keine andere Freiheit ist so existentiell für die Menschen wie die Religionsfreiheit.“ Aufgrund dieses Stellenwerts sei sie auch in der Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen von 1948 festgehalten. Sie garantiere jedem Menschen das Recht, seine Religion zu leben und diese auch wechseln zu dürfen.

Öffentlich für Religionsfreiheit eintreten

Fast alle Staaten dieser Welt hätten diese Charta unterschrieben – auch die Länder, in denen Christen aktuell verfolgt würden. Der 63-jährige Politiker wisse, dass es sich lohne, das Problem der Christenverfolgung öffentlich zu machen. So habe er die zuständigen Politiker in besagtem indischen Dorf gewarnt, deren Situation in einer öffentlichen Kampagne zu thematisieren. Seither schütze der Staat die christliche Kirche dort. Ein ähnliches Vorgehen sei auch in Ägypten angebracht, wo die Scharia gemäß Verfassung die Grundlage der Gesellschaft sei. Kauder fordert den politischen Dialog, „damit die Ägypter merken: Sie stehen unter Kontrolle und Aufsicht und können nicht tun und lassen, was sie wollen“.

Von der Umsetzung der Religionsfreiheit hänge auch die finanzielle Hilfe aus Deutschland ab. Kauder plädierte für pragmatisches Vorgehen: Den Christen sei auch nicht gedient, wenn ihr Heimatland wegen mangelnder Religionsfreiheit auf Entwicklungshilfe verzichten müsse. Doch grundsätzlich gelte: „Wir müssen darauf hinweisen, dass zu unserer Entwicklungspolitik auch die Einhaltung der Menschenrechte gehört.“

Diese Werte spielten auch in der Haltung gegenüber der Türkei eine Rolle, die sich um einen Beitritt zur EU bemühe. Gerade mit Blick auf die Religionsfreiheit sei die Türkei jedoch „Lichtjahre“ von einem solchen Schritt entfernt. Zwar sei das Land aus wirtschaftlicher Sicht dazu bereit, erklärt Kauder: „Doch gerade wir Christen sollten in der aktuellen Situation darauf hinweisen, dass dieses Europa mehr ist als Euro und Cent.“ Als „Werte- und Schicksalsgemeinschaft“ fuße Europa auf der christlich-jüdischen Tradition. Jeder, der zu Europa gehören wolle, müsse sich diesem Wertesystem anschließen.

Religionsfreiheit mit Ausstrahlung

Ein weiteres Mittel, Religionsfreiheit weltweit einzufordern, sei die Umsetzung hierzulande. Deshalb sei in Deutschland der Bau einer Moschee oder einer Synagoge grundsätzlich erlaubt. „Wer für Religionsfreiheit eintritt, muss für alle (Religionen) eintreten.“ Nur dann könnten deutsche Politiker in Ländern, in denen Christen bedrängt werden, verlangen, allen Religionsgruppen die gleichen Rechte einzuräumen, so wie es in Deutschland der Fall sei.

Nicht nur Politiker, sondern jeder einzelne könne sich für Religionsfreiheit einsetzen, sagte Kauder in Ewersbach vor 420 Zuhörern. Das Gebet sei dabei ein zentraler Aspekt. „Derjenige, für den gebetet wird, der lebt – in unseren Gemeinden, in unseren Gedanken, und in unseren Herzen.“ Ein weiterer Weg sei, die Muslime in Deutschland anzusprechen. Viele hätten noch Bekannte in ihren Herkunftsländern, die sie bitten könnten, sich für die dortigen Christen stark zu machen. „Um diese Bitte kraftvoll auszusprechen, müssen wir in unserem Land ein gutes Beispiel geben.“ (pro)

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