Christenverfolgung: Scharfe Kritik an Türkei

Entschiedene Kritik an der Türkei haben am Montag Unions-Fraktionschef Volker Kauder und der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider geübt. Im Rahmen eines Unions-Kongresses sprachen sie zum Thema Christenverfolgung. Schneider warnte jedoch zugleich vor einer verallgemeinernden Empörung über den Islam.

Von PRO

"Es lohnt sich, sich für unsere bedrängten Glaubensbrüder und -schwestern einzusetzen", warb Kauder beim Kongress "Religionsfreiheit verteidigen, Christen beistehen" der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Zu lange sei das Thema vernachlässigt worden, dabei sei das Recht auf Glaubensfreiheit entscheidend und die Bedrängung und Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt Realität. Vor allem aus dem Islam heraus würden Menschen bedroht, sagte Kauder und forderte anlässlich des derzeitigen Deutschland-Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül eine Stärkung der Rechte von Christen am Bosporus.

Schneider schloss sich den mahnenden Worten Kauders an. Die Liste der Länder, in denen Christen zu leiden hätten, sei lang und gehe einmal rund um den Globus. Als Beispiele nannte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Staaten wie Malaysia oder die Türkei und forderte ein "politisches Engagement auf allen Ebenen". Menschen seien dazu aufgerufen, Briefe zu schreiben, zu beten, aber auch in die Länder zu reisen, in denen Christen verfolgt würden, um diesen beizustehen. Schneider übte scharfe Kritik an einer "gezielten Diskriminierungs- und Vertreibungspolitik" in der Türkei, etwa wenn es um die Ausbildung des Priesternachwuchses oder die Rechte am Kloster Mor Gabriel gehe. Christliche Kirchen haben in der Türkei bis heute keinen eigenen Rechtsstatus.

Schneider: Beim Thema Islam nicht verallgemeinern

Doch Schneider wand sich auch gegen Pauschalisierungen: Nicht jeder Konflikt habe religiöse Ursachen. In manchen Fällen seien Christen eher bedrängt als verfolgt. Zudem verbat er sich eine verallgemeinernde Empörung über "den Islam". Klar sei: Eine islamische Republik grenze zwangsläufig aus, aber es gebe auch verfolgte islamische Minderheiten und auch gegen diese Diskriminierung müsse die Stimme erhoben werden.

Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, erinnerte daran, dass zur Glaubensfreiheit auch das Recht gehöre, christliche Symbole in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er nehme aber einen Trend wahr, Glauenssymbole im öffentlichen Raum zunehmend vermeiden zu wollen. "Die Rolle der Religionen zu mindern bedeutet, eine ungerechte Gesellschaft aufzubauen", sagte der Kardinal.

"Wirksamste Schutz ist das helle Licht der Öffentlichkeit"

Erfahrungsberichte aus ihrem Leben in Unterdrückung brachten Zeitzeugen in den Kongress ein. Richard Howell, Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Indien, berichtete von einer Unterdrückung der Christen in Indien durch Hindus. So seien christliche Gebete in Teilen seiner Heimat nur zu bestimmten Tageszeiten gestattet, Christen und Muslime würden dämonisiert. Schwester Thérèse Moussalem aus Syrien berichtete vom Leid der Christen im Irak. Dort würden aus Glaubenskonflikten heraus Kinder entführt und getötet. Sie sprach von einer "Diaspora", ihre Glaubensgeschwister seien "entwurzelt", ein freies Leben für sie unmöglich. Monsignore Obiora Ike aus Nigeria erinnerte vor den 600 Zuhörern daran, dass in seiner Heimat bereits Kirchen angesteckt worden seien. In Teilen herrsche in Nigeria das Scharia-Recht. In den vergangenen zehn Jahren habe das Land 15.000 Tote durch Glaubenskonflikte verzeichnet.

So forderte auch der CSU-Politiker Johannes Singhammer, gegen Bestrebungen, christliches Leben aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, vorzugehen. Am Ende des Kongresses stellte er fest: "Der vielleicht wirksamste Schutz für verfolgte Christen ist das helle Licht der Öffentlichkeit." (pro)

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