Christenverfolgung: Keine Vokabel von gestern

Christenverfolgung ist keine Vokabel von gestern. Darauf haben die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Zimmer und Erika Steinbach bei der Veranstaltung "Nachdenken – Vordenken" in Frankfurt hingewiesen. Als Referent sprach der Theologe Thomas Schirrmacher über das Thema Christenverfolgung.
Von PRO

Steinbach bilanzierte, dass weltweit 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt würden. Viele islamische Länder hätten sich mittlerweile zu christenfreien Zonen entwickelt, beklagte die Christdemokratin. Trotzdem bestehe ein öffentliches Desinteresse am Thema Christenverfolgung. Auch die "sonst so kritikfreudigen Medien" würden das Thema ausblenden.


"Die Stimme der Guten ist verstummt"

Steinbach erinnerte an das Massaker an den koptischen Christen in Ägypten und daran, dass die Kritik an islamischen Ländern hierzulande zynisch verniedlicht werde: "Das Böse vermehrt sich, weil die Stimme der Guten verstummt sind. Wir müssen die lautlose Christenverfolgung unmöglich machen", wird Steinbach im Online-Gesellschaftsmagazin "Frankfurt Live" zitiert.



Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, setzte sich mit dem Argument auseinander, dass sich die Kirchen selbst um die Verfolgten kümmern sollten. wies darauf hin, dass die Kirchen keine reale Macht hätten, ihre Gläubigen zu schützen. Zum anderen habe Gott selbst das Staatswesen als starke Gemeinschaft bejaht.

Als konkrete Beispiele für Christenverfolgung nannte er den indischen Bundesstaat Orissa. Dort hatten Hindus 2008 Häuser von Christen und zahlreiche Kirchen angezündet. Zehntausende Christen mussten fliehen. "Die Gewalt gegen Christen reicht vom Abfackeln von Kirchen in Indonesien und dem Verprügeln von Priestern in Ägypten über die Folter eines widerspenstigen Pfarrers in Vietnam bis hin zur Verstoßung von Kindern aus ihrer Familie in der Türkei oder Sri Lanka, wenn sie christliche Gottesdienste besuchen", zeigte Schirrmacher ein breites Spektrum der Christenverfolgung weltweit auf.

Ernüchternde Resonanz der Politik


Ernüchternd sei für ihn auch die Erfahrung mit dem Europäischen Parlament gewesen, so Schirrmacher, wo er – ohne viel Resonanz – herausragende Fälle dargestellt habe. Aus seiner Sicht verschlechterten daktuelle Entwicklungen derzeit die Religionsfreiheitsbilanz weltweit: Zum einen sei insbesondere in den islamischen, aber auch in einigen der orthodoxen Nachfolgestaaten der Sowjetunion die erste Begeisterung über Demokratie, über Freiheit, aber auch über Religionsfreiheit mehr und mehr umgeschlagen in immer restriktivere Religionsgesetze und ihre Durchsetzung.



Zum zweiten hätte in den zwei großen Ländern Indien und Indonesien eine deutliche Verschlechterung stattgefunden: "Es gab dort nie Religionsfreiheit im umfassenden Sinne, aber doch ein überwiegend vergleichsweise friedliches Zusammenleben der Religionen bzw. mit den Christen." Die Verschlechterung dort, wirke sich massiv auf die Statistik aus. Drittens sei die Entwicklung in der islamischen Welt, was Religionsfreiheit betreffe, keine Entwicklung zum Guten. Durch Vertreibung und Auswanderung nichtmuslimischer religiöser Minderheiten habe das Thema nochmals Fahrt aufgenommen. (pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen