Gott hat die Welt geschaffen. Sogar bei bekennenden Christen spiele dieser elementare Glaubenssatz keine Rolle mehr, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am Mittwoch. Lediglich ein Drittel der überzeugten Christen würden daran glauben. Bei anderen urchristlichen Glaubensgrundsätzen stellte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach Ähnliches fest. Die Mehrheit der bekennenden Christen glaube weder an die Gottessohnschaft Jesu und die Auferstehung der Toten noch an die Dreieinigkeit. Zugenommen habe jedoch der Glaube an "irgendeine überirdische Macht" und an Wunder. Die FAZ fasst zusammen: "Das Christentum wird gleichsam von innen ausgehöhlt. Die Kernbotschaft findet immer weniger Glauben. Erhalten bleiben dagegen Randaspekte, kulturell geprägte Äußerlichkeiten und eine vage Mystik." Die multi-kulti selfmade Religion scheint der neue Trend zu sein, auch unter Christen. Selbst bei den "bekennenden" Christen attestiert der Artikel Religionsindividualismus und "eine schleichende Rückkehr der Naturreligionen".
Dennoch seien laut der Studie viele der Meinung, dass Deutschland durch das Christentum und christliche Werte sehr stark geprägt wurde. Die meisten wünschen sich sogar, dass es dabei bleibt. Die Religiosität gehe in Deutschland zwar stark zurück, aber das Christentum spiele in Gesellschaft und Politik eine bemerkenswert große Rolle. "So wird auch der Gedanke, Politik auf christliche Prinzipien zu stützen, heute stärker akzeptiert, als man angesichts des Bedeutungsverlustes des Glaubens annehmen könnte", berichtet die FAZ. Immerhin für 53 Prozent der Deutschen sei eine Orientierung an christlichen Grundsätzen in der Politik sehr wichtig. Christliche Werte als Grundlage der Politik werden nicht nur akzeptiert, sondern auch befürwortet.
Keine Gleichbehandlung der Religionen
Überraschend ist auch: Eine relative Mehrheit von 48 Prozent spreche sich für eine bevorzugte Stellung des Christentums in der Gesellschaft aus. Die Zeitung berichtet, dass in der Umfrage vorgeschlagen wurde, einen christlichen Feiertag (von den insgesamt sechs bis zehn christlichen Feiertagen im Jahr) zu streichen und ihn durch einen Muslimischen zu ersetzen. Doch eine deutliche Mehrheit von 78 Prozent halte dies laut der Studie für keine gute Idee, in den neuen Bundesländern seien es sogar 93 Prozent. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt dazu: "Die kulturelle Verankerung der Deutschen im Christentum reicht weit über die religiöse Bindung oder gar das offene Bekenntnis hinaus." (pro)