„Christenbrüder“ wollen ägyptische Zivilgesellschaft stärken

Eine Gruppe von Christen in Ägypten hat die Vereinigung "Christenbrüder" gegründet. Sie versteht sich als Gegenbewegung zum wachsenden Einfluss des politischen Islam, hat aber selbst keine religiösen Ziele: Friedlich und patriotisch will sie sich um die Bürgerrechte aller Ägypter kümmern.

Von PRO

Gewaltfreier Widerstand im Sinne des indischen Unabhängigkeitskämpfers Mahatma Gandhi sei die Philosophie der "Christenbrüder", berichtet die ägyptische christliche Zeitung "Watani". Die Ziele der Gruppierung seien politisch und sozial, erklärt Gründungsmitglied Amir Ayad. Sie werde religiöse Diskriminierung in Ägypten beobachten und der Gewalt gegen Kopten auf legale Weise begegnen. Auch die koptische Identität und Sprache sollten bewahrt werden.

Den politischen Charakter der "Christenbrüder" betont auch der Intellektuelle Michel Fahmy, der ebenfalls zum Kopf der Bewegung gehört. "Der Name dieser Gruppe hebt ihren christlichen Charakter hervor und den Weg, den sie verfolgt, um Christen als wirkungsvolle Gruppe in die Gesellschaft einzuführen, die an der Entwicklung des Landes beteiligt ist", sagte er bereits im März gegenüber dem Fernsehsender "Al-Arabia". Das wichtigste Ziel sei es, dass Christen Teil der Zivilgesellschaft werden, indem sie die drängendsten Probleme Ägyptens anpacken. Dazu gehören der Analphabetismus, die Ausgrenzung von Frauen und die Herausforderungen in der Tourismusindustrie. "Wir sind in unserer Arbeit davon abhängig, Ägyptern, Muslimen und Christen zu helfen, damit sie Fähigkeiten entwickeln, um aktive Staatsbürger zu sein."

Kritik von koptischen Organisationen

Das Motto der "Christenbrüder" ist "Liebe zu Ägypten ist die Antwort". Fahmy weist darauf hin, dass dieser Leitspruch die Ägypter vereine, während das Motto der Muslimbrüder, "Islam ist die Antwort", die Gesellschaft trenne. Die Idee, eine solche Gruppe zu gründen, sei nicht neu, aber mit dem wachsenden Einfluss islamischer Strömungen in Ägypten notwendig geworden. Ende Juni war Mohammed Mursi zum neuen Präsidenten Ägyptens gewählt worden, der den Muslimbrüdern entstammt. Er plant, eine Frau sowie einen Christen als Vizepräsidenten zu berufen.

Von der koptischen Kirche seien die Christenbrüder völlig unabhängig. "Unsere einzige Verbindung zur Kirche ist das Gebet", so Fahmy gegenüber Al-Arabia. Vertreter verschiedener koptischer Organisationen wie der "Koptischen Koalition" oder der "Europäischen Kopten" kritisieren die Bewegung und rufen dazu auf, den "Christenbrüdern" nicht beizutreten. Sie befürchten, dass die Gesellschaft dadurch zerteilt wird und Feindseligkeiten zunehmen.
Die "Christenbrüder" sind in 16 Regierungsbezirken Ägyptens vertreten und haben außerdem drei Zweige in Europa sowie einen in Australien. (pro)

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