Freikirchler stellen 29 Prozent der Menschen in der Schweiz, die wöchentlich eine religiöse Veranstaltung besuchen, heißt es in dem Interview. Dennoch kämen sie in der Medienberichterstattung kaum vor. „Medien fokussieren auf Dinge, die irritieren, auf Probleme, die öffentlich zu verhandeln sind“, erklärt Wyss. „Und so kann es sein, dass die 29 Prozent in den Geschichten zu wenig vorkommen, weil sie im Rahmen einer großen Geschichte keine wichtige Stimme darstellen.“ Den Medien könne man eine unzureichende Abdeckung der freikirchlichen Szene nicht vorwerfen: „Jene, die finden, sie würden zu wenig gehört, haben dafür zu sorgen, dass ihr origineller Beitrag, ihre Position, auch in eine solche große Erzählung hineinpasst“, findet der Professor für Journalistik.
Wyss kritisiert, dass manche Journalisten beim Thema Religion alles in einen Topf werfen und oftmals negativ berichten würden: Beispielsweise verwiesen Religionskritiker immer wieder gerne auf die Kreuzzüge. „Der Missbrauch von Religion für Machtausübung wird mit Religion überhaupt gleichgesetzt. Das ist ein großer Fehler. Es gilt zu differenzieren.“
Wyss lehrt Journalistik am Institut für angewandte Medienwissenschaft der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Er hat an der Nationalfondsstudie „Die Darstellung von Religionen in Schweizer Massenmedien“ mitgewirkt. (pro)