Der Wiener Religionssoziolge Paul Zulehner findet, dass sich Deutschland zu einer Angstgesellschaft entwickelt hat. Gegenrezepte sieht er in einer umfassenden Bildung, aber auch im Vertrauen auf Gott. Dies setze heilende Kräfte frei, schreibt er in einem Beitrag für die Zeit-Beilage Christ und Welt.
Paul Zulehner findet, dass Christen Rückenwind Gottes verspüren dürfen, um den Ängsten der Gesellschaft zu begegnen
Für den Pastoraltheologen und Religionssoziologen Paul Zulehner haben die Terroristen derzeit ein leichtes Spiel. In der Bevölkerung schürten sie Angst und verunsicherten die Menschen. Selbst die Politik bewirtschafte und verstärke Ängste hin und wieder „aus parteitaktischem Kalkül“.
Dieser Politik der Angst gelte es, „Vertrauen ins Leben entgegenzusetzen“. Wer vertrauen könne, der könne auch glauben und lieben. Menschen voller Angst neigten dagegen zu Gewalt, Gier und Lüge. Hass-Postings im Internet und brennende Flüchtlingsheime seien ein Zeichen davon. Zulehner sieht einen Unterschied zwischen emotionaler Angst, die im Bauch sitzt und rationaler Furcht, die im Kopf beheimatet ist. Für ihn wäre viel gewonnen, wen sich die Angst bei vielen Menschen in Furcht und Besorgnis wandelten.
Mit Gott felsenfestes Vertrauen lernen
„An die Stelle der ‚Heidenangst‘, die viele moderne Menschen erfasst hat, könnte Gottvertrauen treten“, findet der Theologe. Es sei ein Segen für den Einzelnen und die Gesellschaft, wenn die Ängste schrumpfen und das Vertrauen wächst. Vor allem gläubige Menschen könnten sich furchtlos engagieren, weil sie „im heiligen Raum Gottes felsenfestes Vertrauen lernen“.
Je mehr Ängste die Menschen beherrschten, desto eher tendierten sie zur Abwehr. Umgekehrt sorgten weniger Ängste für Zuversicht. Eine Politik des Vertrauens kümmere sich „um einen baldigen Waffenstillstand, unterbindet Waffenlieferungen, richtet schon jetzt einen Marshallplan für Syrien oder für afrikanische Länder ein“, meint Zulehner.
„Von der religiösen Erfahrung mit Gottesfurcht lässt sich lernen, dass Furcht nicht mit lähmender Angst einhergehen muss, sondern auch Respekt auslöst“, schreibt Zulehner. Sich vor Gott zu fürchten, bedeute auch, sich auf ihn verlassen zu können. Die „von Angstfurcht bedrängte Gesellschaft“ brauche Heilung. Dazu könne eine umfassende Bildung beitragen.
Für Zulehner gehört dazu sowohl die Bildung starker Persönlichkeiten als auch politische sowie interreligiöse Bildung. Wichtig sei auch die Begegnung mit Schutzsuchenden. Natürlich seien auch gläubige Menschen besorgt: „Aber ihre Besorgnis ist eine mit göttlichem Rückenwind“, bilanziert der Theologe in seinem Beitrag in Christ und Welt. (pro)
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