Christen, kämpft gemeinsam für Schutzsuchende!

Die Evangelische Kirche in Deutschland will die Lage Geflüchteter in Deutschland verbessern. Ebenso wie die Deutsche Evangelische Allianz. Dennoch kommen Protestanten und Evangelikale bei dem Thema nicht zusammen. Das ist bedauerlich. Ein Kommentar von Anna Lutz
Von PRO
Christen in Deutschland sind sich einig: Konvertiten gebührt Schutz. Doch sie schaffen es nicht, mit einer Stimme zu sprechen

Am Montag dieser Woche hat die christliche Hilfsorganisation Open Doors in Berlin eine Studie zur Lage von geflüchteten und in Deutschland zum Christentum konvertierten Asylbewerbern vorgestellt. Immer seltener gilt die Konversion zum Christentum den Behörden – vor allem dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) – als Grund, Flüchtlingen einen Schutzstatus zu gewähren, der sie vor Abschiebungen in Länder wie den Iran oder Afghanistan bewahrt. Dort schweben sie nach Aussagen der Menschenrechtler nicht selten in Lebensgefahr, sind mindestens aber starken Repressionen ausgesetzt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Evangelische Allianz sind sich darin einig, dass dieser Zustand unhaltbar ist. In der Vergangenheit sind Vertreter beider Institutionen – also landeskirchliche Protestanten und Evangelikale – an die Öffentlichkeit gegangen und haben etwa die Anhörungen, die das BAMF durchführt, um das Glaubensleben der Konvertiten zu prüfen, scharf kritisiert. Ebenso wie die Verschärfungen bei den Regeln zum Kirchenasyl seitens des Bundesinnenministeriums. Der Berliner Vertreter der EKD, Martin Dutzmann, wünschte sich jüngst im Austausch mit pro mehr Verständnis der Behörden für das Kirchenasyl und kritisierte immer häufigere Ablehnungen von Härtefällen. Die Deutsche Evangelische Allianz fordert gemeinsam mit Open Doors gar einen Abschiebestopp für konvertierte Flüchtlinge in islamische Länder.

Gräben überwinden

Doch obwohl EKD und Evangelische Allianz hier ein wichtiges Anliegen teilen – den Schutz jener, die sich trotz Gefahr für das eigene Leben dem Christentum zuwenden –, kommen beide Gruppen nicht auf einen Nenner. Die Protestanten verweigerten eine Zusammenarbeit mit Open Doors und der Allianz bei der Erstellung der jüngst vorgestellten Studie. Auf dem Podium bei der Pressekonferenz saßen lediglich Vertreter aus dem Umfeld der Evangelischen Allianz – inklusive eines Pfarrers der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Auf Nachfrage bestätigt die EKD, von einer Zusammenarbeit mit Open Doors abgesehen zu haben. Man wolle lieber diplomatisch vorgehen und weiterhin die Gesprächskultur mit dem BAMF pflegen, anstatt öffentlich durch Studien Druck zu erzeugen. Zudem zweifle sie die Methodik der Erhebung an. Open Doors hingegen bedauert es, dass es selbst bei diesem Thema nicht gelinge, dass alle Kirchen mit einer Stimme sprechen.

Nun mag der ein oder andere argumentieren, es liege auch eine Stärke darin, dass alle genannten Organisationen unterschiedliche Zugänge haben, um auf denselben Missstand hinzuweisen und auf eine Veränderung hinzuarbeiten. Die einen setzen sich als Lobbyisten im Hintergrund ein, die anderen suchen die Öffentlichkeit und erzeugen Druck, etwa durch Paten wie CDU-Politiker Volker Kauder. Bisher hat beides seine Wirkung verfehlt, die Lage der Konvertiten ist weit dramatischer als noch vor drei Jahren. Wie kraftvoll aber wäre es, setzten sich trotz aller theologischer und inhaltlicher Differenzen landeskirchliche Protestanten, Freikirchler und sogar Katholiken an einen Tisch, suchten Gemeinsamkeiten und artikulierten diese als eine christliche Stimme öffentlich? Es wäre nicht nur ein Schritt zur Aussöhnung der verschiedenen Lager, zumindest da, wo es noch gefühlte Gräben zu überwinden gibt. Es wäre auch ein Hinweis an die Politik: Seht her, hier machen wir gemeinsame Sache, denn es geht um Menschenleben. Es geht um jene, die in Deutschland und den Kirchen Schutz suchen. Egal welcher Denomination und Konfession wir angehören – wir werden sie nicht im Stich lassen!

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