Christen kämpfen gegen „entmannte“ Bibel

In den USA erhitzt eine neue Bibelauslegung die Gemüter. Eine Gruppe amerikanischer Jugendlicher hat das "Konservative Bibelprojekt" ins Leben gerufen. Ihr Ziel: Liberale Aussagen in der Schrift durch konservative Übertragungen ersetzen – oder streichen.

Von PRO

In Amerika haben sich christliche Jugendliche vorgenommen, die Bibel neu zu übertragen – und zwar in einen konservativen, gehobenen und eindeutigen Wortlaut. Als Grundlage dient ihnen dabei die englischsprachige Übersetzung der "King James Version" (KJV), die in den Jahren 1604-1611 von verschiedenen Gelehrten und Bischöfen angefertigt wurde. Auf der Internetplattform "Conservapedia.com" hat die Gruppe bereits den größten Teil ihrer Übertragungen neutestamentlicher Schriften sowie des Buches "Genesis" veröffentlicht – die fehlenden Texte sollen in den nächsten Monaten folgen.

Vorwurf: Feministinnen "entmannen" die Bibel

Mit ihrer Version wollen sie sich gegen die "Entstellung" der Bibel durch verschiedene moderne Übersetzung wehren, sagen die Initiatoren auf der, dem Internetportal "Wikipedia" ähnlichen Webpräsenz. Die Übertragung solle dem zeitgenössischen Trend entgegenwirken, die Bibel immer noch verständlicher, noch einfacher und noch geschlechtsgerechter zu machen. Der im Griechischen und Hebräischen überlieferte Urtext würde zunehmend an den heutigen Sprachgebrauch angepasst. Außerdem fehle die nötige Sorgfalt im Umgang mit den ursprünglichen und den modernen Sprachen.  

Liberale Einflüsse führten dazu, dass die eigentliche Botschaft der Bibel verschleiert werde – so würden beispielsweise feministische Übersetzungen die Heilige Schrift "entmannen". Die Rede vom Teufel werde außerdem immer unklarer. Viele moderne Übertragungen würden zudem bewusst das sprachliche Niveau der Bibel senken, damit sie für alle verständlich sei. Solche Texte verfälschten oftmals die Aussagen der Schrift.  

Liberale Stellen streichen  

Als Beispiel für eine liberale Umdeutung führt das "Konservative Bibelprojekt" die Geschichte in Lukas 16, 1 – 8 an, in der Jesus den ungerechten Verwalter als "geschickt" lobt – so zumindest übersetzt die "New International Version" (NIV). Gemeint sei hier keinesfalls, dass der Verwalter tatsächlich geschickt gehandelt hätte, indem er seinen Herrn hinterging – unehrliches Handeln sei nämlich nicht im Sinne Jesu. Vielmehr ziele er auf seinen "Einfallsreichtum" ab, sodass man hier besser mit "findig" übersetzen sollte. Sprachliche Unschärfen würden dazu führen, dass linkspolitisches Gedankengut den christlichen Glauben mehr und mehr durchdringe. Ein Beispiel dafür sei etwa die Verwendung des Begriffs "Genosse" ("comrade") anstatt des neutralen Begriffs "Freiwilliger" ("volunteer") in der als wortgetreue Übersetzung bekannten "English Standard Version" (ESV).  

Doch die Christen gehen noch weiter: Sie meinen gar, man müsse liberale Ausdrücke und auch Texte aus der Bibel streichen. Darunter falle beispielsweise die oft zitierte Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin in Johannes 8. Sie entspräche nicht der sonst üblichen Haltung Jesu gegenüber der Sünde. Auch der berühmte Ausruf Jesu in Lukas 23, 34 "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" müsse aus der Bibel verschwinden, da Jesu Verfolger sehr wohl gewusst hätten, was sie taten. Da der Text so auch in keinem anderen Evangelium bezeugt ist, müsse er als nachträglicher liberaler Einschub angesehen werden. (PRO)

http://conservapedia.com/Conservative_Bible_Project
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