Christen in Zentralafrikanischer Republik in Gefahr

Christen in der Zentralafrikanischen Republik werden zunehmend zur Zielscheibe von Angriffen, teilt die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) mit. Seitdem Rebellen Ende März den langjährigen Präsidenten Francois Bozizé gestürzt haben, herrscht in dem zentralafrikanischen Binnenstaat politisches Chaos.
Von PRO

Bei einem Angriff von Islamisten auf 14 christliche Dörfer in der Diözese Bouar wurden Ende vergangener Woche mindestens 15 Menschen getötet, teilte die katholische Organisation „Kirche in Not“ mit. Diese Vorstöße lösten eine Flüchtlingsbewegung aus. Der „Kirche in Not“-Pater Aurelio Gazzera sagte: „Mehr als 970 Flüchtlinge sind alleine am vergangenen Wochenende in meiner Missionsstation angekommen.“ Die Angreifer stammten von der neu gegründeten Séléka-Koalition, die im März die Regierung von Präsident Francois Bozizé in einem Militärcoup gestürzt hat. Nach Augenzeugenberichten warfen die Angreifer Leichen in einen Fluss, darunter auch die eines fünf Monate alten Babys.

Am 6. August verhafteten die Behörden kurzfristig den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz der Zentralafrikanischen Republik und Pastor der protestantischen ELIM-Gemeinschaft, Nicolas Guerékoyamé, weil er in einer Predigt in der Hauptstadt Bangui die Regierung kritisiert habe. Der Pastor sei auch Mitglied des derzeit als Parlament fungierenden Nationalen Übergangsrats und habe in dieser Funktion Immunität, die jedoch nicht respektiert worden sei.

„Kirche und Christen sollen sich der Opposition enthalten“

Der geschäftsführende Direktor der Kommission für Religionsfreiheit der WEA, Godfrey Yogarajah, sagte: „Diese Zwischenfälle zeigen, dass Christen zur Zielscheibe geworden sind und dass die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist. […] Durch die Verhaftung eines protestantischen Leiters scheint das neue Regime die Botschaft auszusenden, dass sich Kirchen und christliche Gruppen jeder Art von Opposition gegen die neuen Machthaber enthalten sollten.“ Die selektiven Angriffe auf christliche Dörfer nährten laut Yogarajah die Furcht, „dass Christen vielleicht die Hauptlast des Zusammenbruchs von Recht und Ordnung tragen müssen“.

UN: Sicherheit herstellen, sonst wird Land scheitern

Ein Expertengremium der Vereinten Nationen (UN) erklärte diese Woche, dass Rechtsstaatlichkeit „so gut wie nicht existiert“, meldet Deutschlandfunk. Die UN haben vor einem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in der Zentralafrikanischen Republik gewarnt. UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos erklärte im Sicherheitsrat in New York, es müsse schnell etwas unternommen werden, um die Sicherheit im Land wiederherzustellen. Sonst werde das Land scheitern. Zudem könne sich die Krise auf die Region ausdehnen, die ohnehin schon vor enormen Herausforderungen stehe.

Rund die Hälfte der 4,4 Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind Christen; 25 Prozent sind Protestanten, 25 Prozent Katholiken. Die etwa 15 Prozent Muslime konzentrieren sich im Norden, wo die Rebellion startete. Der neue Präsident und Anführer der Séléka-Allianz, Michel Djotodia, erklärte sich nach seiner Machtergreifung zum ersten islamischen Staatschef. Er hat erklärt, dass die Zentralafrikanische Republik ein säkularer Staat bleiben würde, jedoch wird er verdächtigt, ein islamistisches Programm zu verfolgen. (pro)

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