Christen in palästinensischen Gebieten vor dem Exodus?

Nach dem Ende der Kämpfe im Gazastreifen bleibt die Situation der dort verbliebenen Christen prekär. Die etwa 650 Betroffenen in Gaza und im Westjordanland haben eine unklare Zukunftsperspektive.
Von Johannes Blöcher-Weil
Im Gazastreifen (Symbolbild) ist auch die Lage für die betroffenen Christen schwierig

Über 80 Prozent aller Häuser und Wohnungen im Gazastreifen sind durch den Krieg zerstört. Dadurch hat sich auch die schwierige Lage der Christen weiter verschärft. Hunderte von ihnen harren seit vielen Monaten in zwei Kirchen aus. Das berichtet das christliche Hilfswerk Open Doors.

Dank der Unterstützung der Partner und der guten Beziehungen zu muslimischen Nachbarn seien sie noch mit ausreichend Essen und Trinken versorgt. Die geschlossene Grenze sorge aber auch für Ungewissheit. Die meisten Christen hielten sich seit Beginn des Krieges in den Gebäuden der katholischen und der orthodoxen Kirche in Gaza-Stadt auf. Darunter befänden sich Kinder, Kranke, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.

Vor allem Konvertiten unter Druck

Open Doors unterstützt die Gemeinschaft durch lokale Partner mit finanziellen Mitteln für Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs. Aufgrund des Einflusses islamisch-extremistischer Kräfte stünden Christen in den palästinensischen Gebieten aber seit Jahren alltäglich unter Druck. Das gelte vor allem für Konvertiten aus dem Islam.

„Im Gazastreifen halten sie ihren neuen Glauben aus Sicherheitsgründen völlig geheim“, heißt es in der Pressemitteilung von Open Doors. Ein Christ aus dem Westjordanland berichtet davon, dass sich die Situation auch dort verschärft habe: „Es scheint, dass einige Muslime die Christen loswerden wollen.“ Viele Betroffene hätten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aber noch nicht aufgegeben. Vermutlich liege diese für viele von ihnen außerhalb des Gazastreifens.

„Es ist zu erwarten, dass die meisten Christen den Gazastreifen verlassen und auf der Suche nach Sicherheit in andere Länder auswandern werden“, sagt Chris – ein Kontakt des Hilfswerkes vor Ort. Er verbindet dies mit einem dringenden Aufruf zum Gebet, denn Gaza brauche „das Salz und das Licht, das von den Kirchen und den Menschen in ihnen ausgeht“.

Nicht im Weltverfolgungsindex gelistet

Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk setzt sich seit 1955 für verfolgte Christen ein. Die Organisation mit Sitz im hessischen Kelkheim ist mittlerweile in mehr als 70 Ländern aktiv. Laut Open Doors sind sind zur Zeit weltweit mehr als 380 Millionen Christen wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Im Weltverfolgungsindex, den Open Doors jedes Jahr veröffentlicht, sind die palästinensischen Gebiete (Gaza und das Westjordanland) nicht gelistet. Sie zählen laut Open Doors zum erweiterten Kreis der Länder mit einem hohen Maß an Christenverfolgung.

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