Seit dem Ende des Koreakrieges 1953 und der Gründung der Volksrepublik im Norden werden die Menschen in Nordkorea in drei Gruppen eingeteilt, schreibt die "Welt": 28 Prozent der Bevölkerung gelten als verlässlich. 45 Prozent werden als "steuerbar" angesehen, aber nicht als vollkommen zuverlässig. Die "Problem-Masse" hingegen, besteht aus Menschen, die als grundsätzlich feindlich gelten – das sind laut "Welt" 27 Prozent der Bevölkerung oder 5,7 Millionen Menschen. Zu ihnen gehören Christen, Landbesitzer, Antikommunisten oder Verräter. Weiter heißt es: "Die Zugehörigkeit jeder Familie zu einer der drei Gruppen ist über Jahrzehnte festgehalten. Sie entscheidet über die Versorgung mit Nahrung und Medikamenten, über Bildungs- und Berufschancen. Und sie weist jedem Menschen seinen Platz im Lager zu."
Drei Jahre im Lager
Die "Welt" hat mit einer Frau gesprochen, die drei Jahre lang in einem solchen Arbeitslager inhaftiert war. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie versucht, aus Nordkorea zu fliehen. Sie wurde festgenommen und geriet ins Lager Yodok. Dort sind 30.000 Menschen gefangen. Sie leisten laut "Welt" Zwangsarbeit in Fabriken, Steinbrüchen und Wäldern. Sie leben in Baracken aus Brettern und ohne Heizung bei bis zu minus 23 Grad. Wie "Frau Oh" berichtet, sind die Häftlinge in zwei Gruppen eingeteilt. Es gebe den "Bezirk zur revolutionären Erbauung" und den "Bezirk unter absoluter Kontrolle". "Die Gefangenen dort arbeiten in Minen, die tägliche Arbeitszeit ist länger und die Verpflegung schlechter. Gefangene werden wegen geringster Vergehen exekutiert oder zu Tode gefoltert. Wer dort lebt, hat seine Staatsbürgerschaft unwiderruflich verloren und er kehrt nicht zurück", heißt es.
"Frau Oh" berichtet: Wer zu schwach sei, um zu gehen, den legten die Wachen vor die Baracke in die Sonne. Dort lägen die Sterbenden auf dem Boden, die Münder stünden offen. "Fliegen kommen und setzen sich auf die Lippen", heißt es in der "Welt". "Irgendwann verscheucht der Mensch sie nicht mehr. Dann weißt Du, dass es bald vorbei sein wird. Wenn der Mund voller Fliegen ist."
Open Doors: 70.000 Christen interniert
Laut der Organisation "Open Doors" sind derzeit rund 70.000 Christen in nordkoreanischen Arbeitslagern inhaftiert. In ihrem Weltverfolgungsindex listet "Open Doors" Nordkorea auf Platz eins. "Wenn in einem Haus eine Bibel gefunden wird, kann die gesamte Familie in ein Arbeitslager kommen", teilt die Organisation mit. Ein Gefängniswärter werde befördert, wenn es ihm gelinge, einen Christen durch Folter zum Aufgeben seines Glaubens zu zwingen. Die öffentliche Religionsausübung sei im kommunistischen Nordkorea strikt verboten. Das Christentum gelte als gefährlicher ausländischer Einfluss, der den Anstoß für den Zusammenbruch kommunistischer Regime in Osteuropa und in der ehemaligen Sowjetunion gegeben haben soll. Deshalb werde es als eine der größten Bedrohungen für die Macht des Regimes angesehen. "Open Doors" schätzt, dass es mindestens 200.000 Christen im Untergrund gibt, die Zahl könnte sogar bei 400.000 liegen. (pro)