Christen in Malaysia: Weihnachten mit gemischten Gefühlen

Malaysias Christen blicken unruhigen Weihnachtstagen entgegen. Die Spannungen zwischen der Minderheit und den von Muslimen dominierten Behörden wachsen. Viele Christen fürchten um die freie Ausübung ihrer Religion. Darauf hat die Journalistin Julia Yeow in einem Korrespondentenbericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hingewiesen.
Von PRO

Abseits der blinkenden Weihnachtsdekorationen in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur begingen viele Christen in Malaysia das Weihnachtsfest mit gemischten Gefühlen, berichtet Yeow. Viele sagten, das Verhältnis zu den von Muslimen dominierten Behörden habe sich verschlechtert. Sie fürchteten eine schleichende Islamisierung des Landes. "Religion ist eine so emotionale Sache, da fällt es schwer, mich zu dieser Jahreszeit zu entspannen", zitiert die Autorin die 33-jährige Christin Vivienne Pal. Und weiter: "Mir ist ständig bewusst, dass die Dinge von einem Augenblick zum nächsten außer Kontrolle geraten können."

Laut Verfassung ist Malaysia ein säkulärer Staat. Der Islam ist jedoch die offizielle Religion des südostasiatischen Landes. Etwa 60 Prozent der Einwohner sind Muslime. Christen machen ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung aus, gefolgt von Buddhisten, Hindus und den Angehörigen anderer religiöser Minderheiten. Religiöse Gewalt ist selten in der multikulturellen Gesellschaft Malaysias, aber die Minderheiten empfinden, dass ihr Recht auf freie Ausübung ihres Glaubens zunehmend von der muslimisch dominierten Regierung bedroht wird.

"Christen fühlen sich jetzt bedrohter als zuvor"

"Ich glaube, Christen fühlen sich jetzt bedrohter als zuvor. Es ist aber nicht so sehr die Furcht vor körperlicher Gewalt", wird Sam Ang zitiert, der Generalsekretär der "National Evangelical Christian Fellowship" ist, einer der größten christlichen Gemeinden Malaysias. Es gebe immer ein Risiko, deswegen sollten Kirchen im Umgang mit den Behörden vorsichtig sein, warnt er. Die Behörden legten oft das Gesetz nach ihrem Gutdünken aus.

Als Warnung diente ein Vorfall vom August dieses Jahres, heißt es in dem dpa-Beitrag. Damals habe eine methodistische Gemeinde einer anderen Organisation mit muslimischen Mitgliedern erlaubt, ihre Kirche für eine Veranstaltung zu nutzen. Muslimische Religionsbeamte hätten das Gotteshaus während des Treffens gestürmt. "Sie behaupteten, Christen hätten versucht, Muslime zu missionieren. Die Kirche wies diese Anschuldigungen zurück. Es ist Andersgläubigen in Malaysia strengstens verboten, Muslime zu bekehren", schreibt Yeow.

Der Vorfall löste unter Muslimen wütende Reaktionen aus. Gläubige wurden aufgerufen, den ihnen heiligen Islam mit allen Mitteln zu verteidigen. Die christlichen Gemeinden fürchteten daraufhin eine Welle der Gewalt wie im vergangenen Jahr. Damals wurden acht Kirchen angegriffen. Die Situation sei nicht neu, wird noch einmal Sam Ang zitiert, allerdings habe sich die Lage in den vergangenen drei Jahren verschlechtert.

Hoffnung auf Versöhnung

"Trotzdem hoffen viele, dass sich die Gräben wieder schließen lassen", heißt es in dem Bericht, der auch einen malaiischen Muslim zu Wort kommen lässt: "Für mich hat das viel mit der Reife eines muslimischen Gläubigen zu tun." Für ihn sei es kein Problem, christlichen Festen beizuwohnen. "Wenn man von seinem eigenen Glauben überzeugt ist, warum sollte man Angst haben, bekehrt zu werden?"

Thomas Philipps, der Präsident des malaysischen Kirchenrats, wiederum glaubt laut dem dpa-Bericht überhaupt nicht an Misstrauen zwischen den Religionen. "Man kann hier überall gewöhnliche Malaysier aller Religionen sehen, die miteinander Weihnachten feiern. Das sind alles bloß Spielchen, die Politiker und Medien spielen." (pro/dpa)

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