Christen in Flüchtlingsheimen in der Schusslinie

Konflikte in deutschen Flüchtlingsunterkünften sind weiterhin ein Thema. Ein Beitrag im Bayerischen Rundfunk beschäftigt sich erneut mit Übergriffen auf Christen und erklärt, warum die Polizei nicht dagegen vorgeht.
Von PRO
Geflohene Christen werden in Flüchtlingsheimen (Symbolbild) immer wieder Opfer von Gewalttaten durch Muslime
Simon Jakob und Paulus Kurt vom Zentralrat der orientalischen Christen bilanzieren eine steigende Zahl von Übergriffen auf christliche Flüchtlinge in deutschen Unterkünften. Beide wissen aus ihrer Arbeit, dass Christen in Asylbewerberheimen nach wie vor bedroht sind. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat sie bei ihrer Arbeit unter christlichen Flüchtlingen begleitet. Ein Beispiel ist der Fall von Hamid, der in Afghanistan kein Taliban-Attentäter sein wollte. Seine Widersacher brachen ihm deshalb den Rücken: „Wegen dieser Erlebnisse ist er Christ geworden“, heißt es in dem BR-Beitrag. Auch in den deutschen Flüchtlingsheimen traf er auf religiöse Fanatiker. Sie bemerkten, dass Hamid im Ramadan nicht fastete – und griffen ihn mit einem Messer an. Ähnliches berichtet Hassan, der jetzt in der Oberpfalz lebt. Der junge Mann besuchte wochenlang nicht den Sprachkurs. Nach seiner Rückkehr erzählte er der Lehrerin seine Geschichte: Er war von Muslimen malträtiert worden, weil er vom Islam zum Christentum konvertiert war. Diese behaupten mittlerweile, dass er sie angegriffen habe, und haben ihrerseits Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Dass Hassan wegen seines Glaubens angegriffen wurde, ist nicht zu beweisen. Es steht Aussage gegen Aussage. Zeugenaussagen zu bekommen, sei in diesem Umfeld milieubedingt sehr schwierig, sagt Rainer Wendt von der Polizeigewerkschaft.

Aufklärungsarbeit stößt auf Skepsis

Simon Jakob besitzt etliche Videos, die solch bedrohliche Situationen dokumentieren. Die Zahl der Christen im Orient liegt nach Schätzungen nur noch bei fünf Prozent. Wenn sie nach Deutschland fliehen, kümmert sich Jakob um ihre Anliegen. Ein Flüchtling berichtete ihm, dass er hier aufgrund seines Christseins mit Rasierklingen bedroht und mit Beleidigungen überschüttet wurde. Jakob wünscht sich deswegen, dass Christen in den Unterkünften getrennt untergebracht werden. Der bayerische Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer (CSU) sieht in der Religionszugehörigkeit jedoch keinen Grund, die Bewohner der Unterkünfte voneinander zu trennen. Er hofft, dass sich Opfer religiös motivierter Gewalt an die Behörden wenden. Die Polizei könne dieses Problem allerdings schon aus personellen Gründen nicht alleine lösen, betont Polizist Wendt. Dass Flüchtlinge oft unter Schikanen litten, die nicht strafbar sind, hat Elisabeth Savci in Hessen erfahren. Sie kümmert sich dort ehrenamtlich für den Zentralrat der orientalischen Christen in Deutschland um Flüchtlinge und beobachtet, dass auf engstem Raum Konflikte eskalieren können. Dass viele eine gefährliche Flucht hinter sich haben, tue ein Übriges. Ein Flüchtlingsmädchen etwa sei auf der Toilette bedroht worden, weil sie Christin war. „Wir haben uns seit dem Vorfall nicht mehr getraut, nachts auf die Toilette zu gehen“, erzählt die Mutter. Savci bringt solche Fälle an die Öffentlichkeit und stößt dabei häufig auf Skepsis: „Es ist ein Tabuthema“, sagen die Helferinnen in dem BR-Beitrag. Die Katholische Kirche möchte dazu kein Interview geben. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagt, man müsse sehr genau hinschauen, wie „breit das Phänomen verbreitet ist“. Sollte es ein flächendeckendes Problem geben, müsse gehandelt werden. In der Oberpfalz hat sich Landrat Thomas Ebeling in die Angelegenheit eingeschaltet, um eine Lösung für die christlichen Syrer zu erwirken. Was nach neun Wochen Recherche für den Beitrag „Gewalt gegen christliche Flüchtlinge“ des BR als Fazit bleibt, ist, dass die Behörden die Fälle überhaupt nicht als religiöse Konflikte eingestuft haben. Angaben über religiöse Zugehörigkeit finden sich fast nie in den Polizeiakten, heißt es in dem Beitrag. Deswegen tappe man auch zukünftig im Dunkeln, wie viele religiöse Konflikte es in den Heimen gibt. Der Beitrag schließt mit dem Fazit: „Tatsache ist: Es gibt ein Problem und Hilfe kommt fast immer nur von Ehrenamtlichen. Keine Dauerlösung – Politik und Behörden sind gefragt.“ (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/studie-ueber-fluechtlinge-kinder-wollen-lernen-95524/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/die-naechstenliebe-beeindruckt-muslime-95362/
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