„Christen gemeinsam für Israel“: Kritik an Obamas Nahost-Politik

In Washington ist am Dienstagabend die alljährliche Konferenz der Lobbygruppe "Christen gemeinsam für Israel" (CUFI) zu Ende gegangen. Hochkarätige Geistliche sowie Politiker aus den USA und Israel forderten eine engere Partnerschaft zwischen den beiden Staaten. Als Hauptredner war der Fernsehkommentator Glenn Beck eingeladen.
Von PRO

"Christen gemeinsam für Israel" wurde 2006 von dem texanischen Pastor John Hagee, einem Wortführer der evangelikalen Szene, als christlicher Dachverband für Israelfreunde gegründet. Die Gruppe zählt heute zu den am schnellsten wachsenden Lobbies in den USA, nach eigenen Angaben repräsentierte CUFI 2009 fast 430.000 Unterstützer. Die alljährlichen Konferenzen in der US-Hauptstadt werden von Spitzenpolitikern beider Staaten wahrgenommen, 2011 waren beispielsweise der israelische Botschafter Michael Oren und der parteilose, früher zu den Demokraten gehörende Senator Joe Lieberman zu Gast.

John Hagee: Obama ist nicht für Israel

"Es gibt eine Wahrheit, der sich die Amerikaner nicht stellen wollen", sagte John Hagee in seiner Rede, "und die lautet: Präsident Obama ist nicht für Israel". Hagee übte heftige Kritik an Obamas Nahost-Politik, besonders an dem Vorschlag, die "Grenzen von 1967" als Grundlage für Friedensverhandlungen mit den Palästinensern zu nehmen. "Das jüdische Volk besetzt das Land Israel nicht, das jüdische Volk besitzt das Land Israel", erklärte Hagee. "Amerika sollte Israel niemals auffordern, Land abzugeben, weder für Frieden, noch für einen anderen Grund. Niemals." Barack Obama habe keine Autorität, den Menschen in Israel Vorschriften zu machen.

Glenn Beck: Israel ist nicht auf sich allein gestellt

Als Hauptredner war der TV-Kommentator Glenn Beck eingeladen – eine Entscheidung, die viele Beobachter im Vorfeld überrascht hat, weil Beck mormonischen Glaubens ist. Andererseits ist seine Popularität in den USA auf einem Allzeithoch: Beck gilt als ein Wortführer der konservativ-libertären Bürgerbewegung "Tea Party", die für einen schlanken Staat und politische Reformen eintritt. Nach Fernsehsendungen bei den Nachrichtensendern "HLN" und "Fox News" moderiert Glenn Beck zur Zeit eine erfolgreiche Radio-Show und verschiedene Web-TV-Formate. Israel ist seit einigen Monaten zu Becks Schwerpunktthema geworden, im August will er in Jerusalem eine Großdemonstration zur Unterstützung des Staates abhalten.

Beck berichtete zu Beginn seiner immer wieder von Applaus unterbrochenen Ansprache von einem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau vor vierzehn Tagen. Die Ablehnung der Juden sei bis heute in der Welt gegenwärtig. "Von Rechts und Links bekommen die Juden immer wieder zu hören: Geht dahin, wo ihr hergekommen seid", sagte Beck. "Und wenn sie das dann tun, dann sagt man ihnen auch dort, sie sollen gehen."

"Juden in aller Welt müssen wissen: Christen kennen ihre Geschichte genau. Immer wieder wurde Juden zu Unrecht die Schuld für Probleme gegeben", so Beck energisch. "Wir sind nicht mehr die Christen der Kreuzzüge. Wir sind die ‚Christen gemeinsam für Israel‘." Der Staat Israel verdiene die volle Solidarität der Weltgemeinschaft, einer der größten Fehler in der Vergangenheit sei es gewesen, Juden in Not alleine zu lassen. Wenn Israel untergehe, würden danach auch die westlichen Demokratien untergehen. Personen und Nationen würden, so Beck, von Gott danach beurteilt, wie sie sich Israel gegenüber verhalten hätten. "Wenn die Welt die Juden nochmal auslöschen will, dann sollen sie mich als Juden betrachten und bei mir anfangen."

Die Einladung des Mormonen Glenn Beck zu dem christlich-jüdischen Treffen ist auch als ein vorsichtiges Signal der Annäherung von Evangelikalen und Mormonen in Amerika zu werten. Trotz nach wie vor bestehender erheblicher theologischer Differenzen gab es im März 2001 nach Jahrzehnten der Ablehnung Gespräche zwischen führenden Vertretern der Amerikanischen Evangelischen Allianz (NAE) und Repräsentanten der Mormonen. Möglicherweise geschieht dieser Austausch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2012: Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, ist Mormone – und hat gute Aussichten, sich im Wettbewerb um die republikanische Präsidentschaftskandidatur durchzusetzen.

Konferenz klingt festlich aus

Ein Grußwort des per Satellit zugeschalteten israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu rundete das Programm der CUFI-Konferenz 2011 ab. Im Rahmen des Galadinners am letzten Abend tanzten einige Teilnehmer zu israelischer Musik, der christliche Countrysänger Charlie Daniels trug ebenfalls zur Unterhaltung bei. Viele der 5.000 Besucher bleiben noch in Washington – sie haben in den nächsten Tagen Termine mit ihren Senatoren und Kongressabgeordneten, um mit ihnen über die biblische Bedeutung Israels zu sprechen. (pro)

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