Chinas Xi Jinping streicht das Erste Gebot

Seit Inkrafttreten der neuen Vorschriften für religiöse Angelegenheiten am 1. Februar 2018 setzt der chinesische Staatschef Xi Jinping viel daran, die stetig wachsenden christlichen Gemeinschaften zur absoluten Loyalität gegenüber Staat und kommunistischer Partei zu zwingen. Das gilt für Hauskirchen ebenso wie für die staatlich regulierten Kirchen. Ein Gastbeitrag von Open Doors Deutschland
Von PRO
Der chinesische Staatschef Xi Jinping geht hart gegen die christlichen Gemeinden im Land vor

„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Dies ist das erste der Zehn Gebote. Jeder, der sich zu Jesus Christus bekennt und ihm nachfolgt, weiß, dass Gott der erste Platz in seinem Leben gebührt. Um diesen Umstand wissen auch der chinesische Führer Xi Jinping und sein Regime. Die christliche Organisation Bitter Winter, die Verfolgung von Christen in China beobachtet, berichtete nun über einen Vorfall, der zeigt, wie eben dieses Erste Gebot ein Dorn im Auge der kommunistischen Partei ist und durch die Anordnungen von Xi Jinping in Frage gestellt, ja ausradiert werden soll.

Behörden in Luoning County in der Provinz Henan, wo drei der fünf großen Hauskirchenbewegungen Chinas begannen, haben dem Bericht zufolge einer öffentlichen, registrierten Drei-Selbst-Kirche die Anordnung erteilt, an einer im Gottesdienstraum angebrachten Tafel mit den Zehn Geboten eine Änderung vorzunehmen. Demnach kamen am 1. November etwa 30 Beamte des zentralen „Inspektionsteams für religiöse Überwachung“ während eines Gottesdienstes im Dorf Dongcun in die Kirche, um eine Inspektion durchzuführen. Ein Beamter zeigte auf das erste der zehn Gebote, die dort an der Wand angebracht waren. Dort stand zu lesen: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ „Das muss entfernt werden“, sagte der Beamte. Begleitende Beamte löschten sofort das Gebot.

Der Leiter der Gemeinde und Christen protestierten entschieden. Einer soll erwidert haben: „Das gehört sich nicht! Sie verfälschen das Wort Gottes! Sie widerstehen dem Herrn!“ „Xi Jinping lehnt diese Aussage ab“, sagte ein Beamter. „Wer wagt es, nicht zu kooperieren? Wer nicht zustimmt, kämpft gegen das Land.“ Der Beamte warnte die Kirche: „Das ist eine nationale Anordnung! Sie sollten die Situation richtig verstehen. Stellen Sie sich nicht gegen die Regierung!“ Die Gläubigen hängten daraufhin die Zehn (beziehungsweise neun) Gebote ab. Ein Beamter machte ein Foto.

Ein Kirchenmitglied berichtete: „Bereits im August wurde das Kreuz der Kirche von der Regierung gewaltsam demontiert. Nun wurden die Zehn Gebote in die Neun Gebote umgewandelt. In China ist es schwer, seinen Glauben zu leben.“ Ein anderer sagte: „Sie versuchen, unseren Glauben zu korrumpieren und uns dazu zu bringen, Gott zu verleugnen.“

Massives Ausmaß an Verfolgung

Die Entfernung von Kreuzen und dieser Vorfall sowie die Verhaftungen von mehr als 100 Gläubigen und die Schließung der „Early Rain Covenant“-Kirche in Chengdu und der „Rongguili“ Kirche in der Hafenstadt Guangzhou – beides bekannte Untergrundkirchen in China – signalisieren einen erheblichen Eingriff für Chinas Christen und Kirchen im Jahr 2019.

Seit der Kulturrevolution Chinas unter Mao Tse-tung hat die Kirche in China dieses Ausmaß an Verfolgung nicht mehr erlebt. Im vergangenen Jahr führte der Staat eine neue Version der von der Kommunistischen Partei Chinas überarbeiteten Bibel ein und verlangte, dass „sozialistische Kernwerte“ als Lehre in allen Kirchen gelehrt werden müssen. Bibeln dürfen nur noch in offiziellen Läden verkauft werden.

„Mit der Kulturrevolution unter Mao wurden die Christen unerbittlich verfolgt. Doch dadurch wurde eine der größten Erweckungen der Menschheitsgeschichte ausgelöst“, sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. „Nach Jahren relativer Freiheit für die Christen Chinas hat Xi Jinping eine neue Verfolgungswelle ins Rollen gebracht. Ich glaube, dass Xi sich täuscht, wenn er meint, er könne Gott Paroli bieten. Ich glaube, dass die Christen Chinas standhaft bleiben und im Glauben sogar noch stärker werden. Wichtig ist, dass wir als Christen jetzt für unsere verfolgten Glaubensgeschwister in China beten.“

Seit seinem Amtsantritt Ende 2012 baut Xi Jinping seine Macht aus. Im Oktober 2017 wurde ihm beim Kongress der Kommunistischen Partei eine weitere Amtszeit bestätigt, und die Partei hat seine neuen Bestimmungen in die chinesische Verfassung eingefügt. Xi hat die gleiche Autorität im Land wie einst Mao Tse-tung. Kaum jemand im Land wird es wagen, sich gegen Xi Jinping zu stellen.

„Jesus kann dir nicht helfen“

Am 14. November 2017 veröffentlichte die Washington Post einen Bericht aus dem Südosten Chinas: Tausenden von Dorfbewohnern war gesagt worden, dass Jesus ihnen bei Krankheit oder Armut nicht helfen könne. Nur Xi Jinping könnte das, also sollten sie religiöse Bilder entfernen und sie durch Bilder von Xi ersetzen. Ein weiterer Bericht in der South China Morning Post zitiert Qi Yan, den Vorsitzenden des Volkskongresses von Huangjinbu: „Viele Landbewohner sind ignorant. Sie denken, dass Gott ihr Retter ist …. Nach getaner Arbeit unserer Kader werden sie ihre Fehler erkennen und denken: Wir sollten uns für Hilfe nicht mehr auf Jesus verlassen, sondern auf die Partei.“

Mit zunehmenden Personenkult um Xi – er wird in der Presse als „Großer Führer“ bezeichnet, eine seit Mao nicht mehr verwendete Terminologie – und Betonung der Armutsbekämpfung durch die Kommunistische Partei positioniert sich das Regime in China gegen die christliche Gemeinde.

Markus Rode ist Leiter der christlichen Hilfsorganisation Open Doors Deutschland. Das Werk setzt sich für verfolgte Christen weltweit ein, unter anderem auch in China.

Von: Markus Rode – Leiter Open Doors Deutschland

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