Chefredakteur bedauert Lecksuche in Redaktion

Weil Redaktionsinterna der „Süddeutschen Zeitung“ an die Öffentlichkeit gelangten, ließ der Chefredakteur nach einem Leck unter den Mitarbeitern forschen. Nun sieht er das rückblickend selbst kritisch.
Von Norbert Schäfer
Die Süddeutsche Zeitung wirbt mit einem Web-Video für die Aufnahme von Flüchtlingen, ist dabei allerdings nicht ehrlich

Wolfgang Krach, der Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), bedauert die Suche nach einer undichten Stelle innerhalb der Redaktion. Krach hat nach Angaben des „Spiegel“ in der Redaktionskonferenz am Mittwoch sein Bedauern über den Schritt vor den Mitarbeitern zum Ausdruck gebracht. Krach erklärte, dass er die Maßnahmen zur Aufdeckung des Lecks im Nachhinein als unangemessen betrachtet.

Er bewertet rückblickend das eigene Vorgehen in der Redaktion kritisch. Obwohl aus Empörung über den Vertrauensbruch habe man zu „wenig im Blick gehabt, dass uns als investigativem Medium vorgeworfen werden kann, mit zweierlei Maß zu messen: dass wir einerseits von Leaks journalistisch profitieren, aber andererseits versuchen, das Leck zu finden, wenn wir selbst Opfer eines solchen Angriffs geworden sind“, erklärte Krach gegenüber dem Nachrichtenmagazin.

Der Anlass für die hausinterne Untersuchung war der Verdacht, dass Informationen über interne Redaktionssitzungen von Mitarbeitern der Zeitung an das Portal „Medieninsider“ weitergegeben wurden bezüglich Plagiatsvorwürfen gegen die Vizechefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Krach hatte nach einer Redaktionssitzung vom 20. Dezember befürchtet, dass die Sitzung aufgezeichnet oder mitgeschnitten wurde, weil Informationen daraus an die Öffentlichkeit gelangt waren. Der Chefredakteur hatte dann in Abstimmung mit dem Betriebsrat die IP-Adressen seiner Redaktions-Mitarbeiter nach Datenverkehr mit dem Portal „Medieninsider“ prüfen lassen. Bei „Medieninsider“ waren die Interna aus der Redaktionssitzung bei der „Süddeutschen“ veröffentlicht worden.

Die Verletzung des Redaktionsgeheimnisses sei nicht hinnehmbar, erklärte Krach gegenüber dem Spiegel, und weiter: „Trotzdem war es nicht verhältnismäßig, mithilfe technischer Mittel nach demjenigen zu suchen, der diese Informationen nach außen weitergegeben hat.“

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