„Checkt das aus!“ Rappender Pfarrer geht viral

Ein katholischer Geistlicher zieht sich eine Sonnenbrille und ein Baseball-Cap auf und rappt auf der Kanzel seine Predigt. Das Video davon geht viral. Viele Nutzer finden den rappenden Pfarrer „mega“.
Von Jörn Schumacher
Thomas Eschenbacher, Rap-Predigt

Der katholische Pfarrer Thomas Eschenbach wollte zu Fasching etwas Besonderes machen. So stellte er sich als Rapper verkleidet vor seine Gemeinde im unterfränkischen Hammelburg und rappte seine Predigt – mit Baseball-Kappe auf dem Kopf, einer feschen Sonnenbrille und einer Goldkette um den Hals. Sein übliches liturgisches Gewand trug Eschenbach aber weiterhin. Typische Rap-Wörter wie „fett“ und „checken“ fallen in der Predigt. Das Video davon geht viral und sorgt auch Wochen danach noch für Aufmerksamkeit.

Darin trägt der Pfarrer seine „Lines“ unterlegt von einem Schlagzeug-Beat vor. Die Main-Post hat die Rap-Predigt als Video bei YouTube veröffentlicht. Bei Instagram veröffentlichte die Zeitung einen Clip daraus unter dem Titel „Eminem oder Eminenz?“. Auch bei Tiktok wurde das Video mehrfach hochgeladen. Über 1,8 Millionen Menschen haben das Video allein auf Instagram mittlerweile gesehen. Inzwischen haben auch Fernsehsender wie Sat.1 sowie ausländische Medien über den ungewöhnlichen Auftritt des Pfarrers berichtet.

Die Kommentare dazu sind durchaus nicht nur böse oder ätzend. Viele antworten mit typischen Rapper-Ausdrücken, viele sind ironisch gemeint. „diggi fette props“ schreibt jemand, zudem fällt der Ausdruck „Mic drop“ mehrfach, der ausdrücken soll, dass man dem Gesagten nichts mehr hinzuzufügen habe. „Paar Flow-Wechsel fehlen aber ansonsten echt krank“, kommentiert jemand das Video, einer anderer schlägt vor, dass der Rap auf Spotify veröffentlicht werden sollte. Ein anderer verlangt nach einer Deutschland-Tour des rappenden Pfarrers.

„Besser als jeder Deutschrap, Respekt!! :D“, heißt es in einem YouTube-Kommentar. „Richtig cool! Pfarrer werden ja eher als ernste Persönlichkeit gesehen. toll das hier mit Spaß und Humor getraut wird zu rappen.“ Jemand anderes schreibt: „Tolles Predigtformat! Weiter so!!!“

Auf Instagram schrieb eine Zuschauerin: „Cooler Typ dieser Pfarrer. Scheiß egal, ob er gut rappt oder nicht, der hat sich richtig Gedanken und Mühe gemacht.“ Eine Nutzerin schrieb: „Schön, dass es überhaupt noch Pfarrer gibt, die versuchen, die Jugend zu erreichen.“ Ein Nutzer schrieb: „Habe mir die ganze Predigt reingezogen und ab Minute 4:00 einfach nur Respekt! #micdrop 🔥🔥🔥“

„Er hat sich was überlegt“

Aber es tauchen auch eine Reihe negativer Reaktionen auf. Manche finden den Auftritt „cringe“. Aussagen wie „Ich bin jetzt gläubig ohne Spaß“ sind eher ironisch gemeint. Andere sprechen von Fremdscham beim Betrachten des Videos. Wieder andere reden vom Kirchenaustritt, der nun endgültig anstehe. Manche verweisen auf ihren Frust wegen der Kindesmissbrauchsfälle in der Katholischen Kirche.

Auch Pfarrer Eschenbacher selbst meldete sich bei Instagram in einem Kommentar zu Wort. „Interessante Kommentare“, schreibt er. „Ich denke, dass es offensichtlich ist, dass ich nicht der Rapper King bin. Aber für mich darf an Fasching auch Mal etwas anders als sonst sein, das ist für mich seit 30 Jahren so. An die Fremdschämer ein Zitat aus der Predigt: nur wer nichts macht, macht nichts falsch.“

Ein Nutzer kommentiert kritisch: „Die katholische Kirche macht wirklich alles außer Frauen predigen lassen.“ Eine häufig geäußerte Meinung gibt der User „max.randow“ wieder: „Scheiß doch drauf, ob das jetzt gut oder nicht ist … er hat auf jeden Fall überlegt, was man anders machen könnte und so etwas fehlt der Kirche leider oft.“

Keine weiteren Raps geplant

In insgesamt drei Gottesdiensten habe er den Rap vorgetragen, sagte Pfarrer Eschenbach später der Presse. Er ist seit 2013 Pfarrer in Hammelburg im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Alle, die wir heute hier versammelt sind, dürfen uns verstehen als von Gott geliebtes Kind“, reimt der Pastor in der Art eines Rappers. „Übersetzt auf Rapper-Sprache – checkt das einfach aus. Der im Himmel oben ist für dich voll fett gut drauf.“

Auch zu seiner Motivation, in diesem Auftritt zu erscheinen, rappt der Geistliche einen Vers:

„Doch als junger Mensch fragt man sich: Gehör ich zu den Deppen, weil er christlich leben will? Und viele woll’n nicht checken, dass ich deshalb lange noch kein frommer Spinner bin. Cool sein kann ich auch noch, wenn in Kirche ich bin drin.“

Inhaltlich geht der Geistliche auf Kirchenaustritte und sogar auf den Krieg in der Ukraine ein. „Mancher tritt aus Kirche aus, weil er nur sieht die Steuern und sich denkt: Mensch, der Verein wird mir langsam teuer. Und so sag ich euch mit breiter Brust und sing es laut: Christsein, das ist mega in und lange noch nicht out.“

Weiter heißt es: „Russland scheint dem Teufel Putin immer noch zu klein. Also soll die Ukraine in sein Reich hinein. Hoffnung bleibt, dass man mit Reden Frieden wird erschaffen. Doch das scheint unmöglich bei dem kriegslüsternen Affen.“ Am Ende der neun Minuten langen Rap-Predigt gibt es Jubel in der Kirche. Er habe dennoch nicht vor, ab jetzt mehrmals sonntags in der Kirche zu rappen, sagte Eschenbach der Main-Post.

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