CDU-Vorsitzende: „Es kann christliche Politiker geben, aber keine christliche Politik“

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ist der Ansicht, dass die christliche Botschaft keine christliche Politik kennt. Die Politikerin warnt vor dem Gebrauch moralischer Überlegenheit als politischem Argument.
Von Norbert Schäfer
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer vertritt in einem Gastbeitrag in der Zeit-Beilage Christ und Welt vom Donnerstag die Ansicht, dass die christliche Botschaft keine christliche Politik kennt. Die Unionsvorsitzende distanziert sich in dem Beitrag von christlicher Politik. „Ich bin Christdemokratin mit Leib und Seele“, schreibt Kramp-Karrenbauer und weiter: „Aber ich weise von mir, eine christliche Politik zu machen.“

Sie engagiere sich als Politikerin aus ihrem christlichen Glauben heraus, der ihr Orientierung und Kraft gebe. „Aber die christliche Botschaft diktiert mir nicht politische Forderungen“, schreibt das Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die christliche Botschaft könne dabei helfen, eine „intensive Güterabwägung“ vorzunehmen und so Entscheidungen eine Richtung geben, „aber sie kann konkrete Entscheidungen nicht ersetzen“.

Freiheit und Verantwortung

Die christliche Botschaft ist aus ihrer Sicht „Zweck und kein Mittel“. Dies müsse auch für die Union gelten. „Auch hier darf das C niemals für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Das C darf für eine C-Partei niemals bloßes Dekor der eigenen Programmatik sein“, schreibt Kramp-Karrenbauer.

Die CDU-Politikerin spricht in dem Beitrag das christliche Menschenbild an, für das die Unionsparteien eintreten. Die Unantastbarkeit der Würde eines Menschen stehe über allem. „Entscheidend dabei ist die Vorstellung von der Freiheit jedes einzelnen Menschen“, schreibt sie. Diese gehöre zusammen mit Freiheit und Verantwortung. „Das Zusammendenken von Freiheit und Verantwortung ist die Grundlage unseres Gemeinwesens.“

Nach Ansicht der Unions-Chefin grenze die christliche Botschaft nicht aus, sondern lade die ein, die „das spezifische Menschenbild im Zusammenspiel von Freiheit und Verantwortung teilen“. Kramp-Karrenbauer warnt in ihrem Beitrag davor, die christliche Botschaft mit dem „erhobenen moralischen Zeigefinger“ zu verbinden. Moralische Überlegenheit dürfe nicht als politisches Argument gelten. Sie schreibt: „Selbst wenn man als Christ davon überzeugt ist, dass der eigene religiöse Kompass der richtige ist, so wäre er falsch kalibriert, wenn dabei die eigene Unvollkommenheit ausgeblendet würde.“

Politik habe nicht den Auftrag, Menschen zu erlösen, sondern „ein Leben in Freiheit und Verantwortung zu ermöglichen“. An „Erlösungsfantasien“ seien „von der Vision der klassenlosen Gesellschaft des Marxismus bis hin zu utopischen Versuchen von Gottesstaaten“ viele politische Konzepte gescheitert. Die christliche Botschaft schütze vor solchen Konzepten und „zerstörerischer Selbstüberschätzung“, statt die Menschen allein zurückzulassen.

Von: Norbert Schäfer

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