CDU-Politiker: Menschen mit Behinderung sind Bereicherung
Der Politiker Frank Heinrich ist im Bundestag Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Nun hat er ein „Plädoyer für das Leben“ als Buch veröffentlicht.
Von PRO
Foto: pro/Norbert Schäfer
Frank Heinrich (MdB) tritt mit authentischen Berichten für den Schutz des Lebens ein
In dem Buch „Ich lebe! Ein Plädoyer für das Leben“, das Frank Heinrich (MdB) und sein Referent Uwe Heimowski am Donnerstag in Berlin vorgestellt haben, treten die beiden Autoren ein für den Schutz des Lebens und die Würde des Menschen. Dazu lassen sie Familien und Angehörige in Berichten zu Wort kommen, die die Würde ihrer behinderten oder kranken Kinder oder zu pflegenden Menschen täglich erleben. In dem Buch betonen die Autoren das „‚Ja‘ zur Würde des Menschen“ und plädieren für den Lebensschutz.
Kirchen sollen quer zur Gesellschaft stehen
Der Abgeordnete Heinrich schätzt die Bereicherung, die ihm Menschen mit Behinderung gegeben haben. In Chemnitz trägt ein Freizeitclub, der „Club Heinrich“ für Menschen mit Behinderung, zufällig den Namen des Bundestagsabgeordneten. „Wenn ich in einer Einrichtung überhaupt Frank sein kann, dann dort“, erklärte Heinrich. Ihn habe „es genervt, über die scharfen Debatten“ ins Gespräch über Behinderung zu kommen. Mit dem Buch wollen die Autoren eine Debatte anstoßen über die Sicht behinderter Menschen in der Gesellschaft. „Ich möchte, dass wir nicht nur abstrakt debattieren, sondern ein Bild von der Situation bekommen“, sagte Heinrich, der von den Kirchen fordert, „auch einmal quer zur Gesellschaft“ zu stehen. Frank Heinrich ist als Bundestagsabgeordneter (CDU) Obmann seiner Fraktion im Menschenrechtsausschuss des Parlaments. Seit dem Jahr 2009 ist der gelernte Sozialarbeiter Abgeordneter des Wahlkreises Chemnitz, zuvor war er von 1997 bis 2009 Leiter der Heilsarmee der Stadt. Heinrich ist Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.
Co-Autor Heimwoski hat nach eigenen Angaben selbst schon mit Behinderten gearbeitet. Der Vater von fünf Kindern war bereits selbst mit der Frage konfrontiert, mit seiner Frau ein behindertes Kind zur Welt zu bringen und aufzuziehen. „Man muss so ein Kind nicht zur Welt bringen“, hätten Ärzte dem Ehepaar geraten, als in der Schwangerschaft bei dem Fötus der Verdacht auf das Turner-Syndrom, eine fehlerhafte Verteilung der Chromosomen, diagnostiziert wurde. Die Eltern entschieden sich gegen den Schwangerschaftsabbruch. Das Mädchen kam gesund zur Welt. Uwe Heimowski ist Pädagoge und Gemeindereferent der Evangelisch freikirchlichen Gemeinde (EFG) Gera und Referent für Menschenrechte im Team von Frank Heinrich.
15 Jahre Wachkoma
Im Buch schildert unter anderem der Journalist Klaus Rösler die Geschichte seiner Tochter Marie. Das Ehepaar hatte sich über die Dauer von 15 Jahren um die Tochter, die nach einer Hirnblutung im Wachkoma lag, gekümmert. Rösler beschreibt im Buch die Zeit als „Leben im permanenten Ausnahmezustand“. Seine Tochter starb an Heiligabend 2013 im Alter von 20 Jahren. „Dann versteht man besser, was Menschen durchmachen in unserer Gesellschaft“, erklärte Heimowski zu dem Schicksal der Familie. „Wir hoffen, dass dieses Buch eine Debatte anstößt.“
Bettina Klöckner, Mutter von zwei Kindern, schilderte bei der Vorstellung des Buches ihre Lebensrealität als Mutter eines Sohnes mit Autismus. „Oft ist es die Umwelt, die nicht damit umgehen kann, wenn ein Mensch die Norm nicht erfüllt“, sagte sie. Ihr Sohn dürfe „so sein, wie er ist“, sagte Klöckner. „Die anderen müssen das einfach einmal schlucken. Er hat ein Recht auf eigenständiges Leben.“ Klöckner hofft darauf, „dass Inklusion irgendwann kein leerer Begriff mehr ist“.
Menschen ohne Behinderung sind „Schwerstmehrfachnormale“
Im Vorwort der Buches schreibt der CDU-Abgeordnete Hubert Hüppe: „Zu befürchten ist allerdings, dass von vorgeburtlichen Untersuchungen in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem die vermeintliche ‚Verhinderbarkeit‘ von Behinderung ankommt: technisch immer weiter perfektioniert, legal, zumutbar und kassenfinanziert. Die Wucht der Diskriminierung trifft aber alle behinderten und chronisch kranken Menschen.“ Bei der Buchvorstellung erklärte der CDU-Politiker: „Es geht um ein christlich geprägtes Lebensgefüge. Auch am Ende des Lebens, wenn das Leben schwach ist, sollte man ein ‚Ja‘ erwarten.“ Menschen ohne Behinderung, Hüppe nennt sie „Schwerstmehrfachnormale“, hätten nie gelernt, mit behinderten Menschen umzugehen, weil zu wenig Begegnung mit Behinderten stattfinde. „Menschen mit Down-Syndrom leiden nicht am Syndrom, sondern an den Reaktionen der Umwelt“, erklärte Hüppe. Es gelte hinzuschauen auf das, was ein Mensch könne, nicht auf das, was er nicht könne. „Jeder Mensch hat einen Platz in dieser Gesellschaft und einen Wert.“ Gefahr sieht der Politiker in dem Versuch, zu definieren, „ab wann ein Mensch Würde hat. Jeder Mensch ist deshalb wertvoll, weil er Mensch ist.“ (pro)
Frank Heinrich/Uwe Heimowski: „Ich lebe! Ein Plädoyer für das Leben“, Aussaat, 128 Seiten, 14,99 Euro
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