Causa Prantl: „Süddeutsche Zeitung“ entschuldigt sich

Der Innenressort-Chef der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), Heribert Prantl, hat für ein Portrait über den Verfassungsgerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle nie mit ihm zu Abend gegessen. Weil Prantls SZ-Beitrag aber genau diesen Eindruck vermittelt haben könnte, hat sich die Zeitung jetzt "in eigener Sache" bei ihren Lesern entschuldigt.
Von PRO



"Die Redaktion bedauert diesen Fehler", heißt es in der Stellungnahme. Prantl verteidigte sich gegen die Vorwürfe. Seiner Auffassung nach gehe aus dem Text hervor, dass er nicht selbst in Voßkuhles Küche gewesen sei. Schließlich habe er sich selbst an keiner Stelle eingeführt. "Die Szene sei ihm vielmehr als gleichnishafte Zusammenfassung seiner zuvor beschriebenen Beobachtungen zu Voßkuhle erschienen", schreibt die "Berliner Morgenpost". Im Nachhinein verstehe er jedoch Kritik und Häme, mit der er nun konfrontiert sei und ärgere sich umso mehr, da dieser Fehler so "simpel zu vermeiden gewesen" wäre.



"Aufregung durchaus nachvollziehbar"



Der stellvertretende SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach machte klar, dass der "gravierende Fehler" in der Redaktionssitzung besprochen worden sei und Prantl dort seinen Fehler eingeräumt habe. Laut Angaben der "Frankfurter Rundschau" (FR) habe Prantl dafür sogar seinen Urlaub unterbrochen. Mit Blick auf den prominenten Autor könne Krach die Aufregung der vergangenen Tage durchaus nachvollziehen. Prantl werde aber selbstverständlich "weiterhin auf allen Seiten der ‚Süddeutschen‘ schreiben", trat der stellvertretende Chefredakteur anderslautenden Gerüchten entgegen.



Auf seine eigene Art und Weise hat der Autor Alan Posener auf den Disput reagiert. Unter der Überschrift "Auf ein Gulasch mit Heribert Prantl" beschreibt er in der "Berliner Morgenpost" eine Szene, die sich in Prantls Küche abgespielt haben könnte. Neben der Wahl der richtigen Gewürze, so Posener, gehe es nicht nur um die richtige Politik, sondern auch den richtigen Journalismus: "Was fehlt, ist die Ethik. Verantwortung. Moral".

"Unser Autor schreibt nur gleichnishaft"

"Mögen andere recherchieren, Prantl komponiert", bilanziert Posener. Dabei entstehe "eine gleichnishafte Zusammenfassung", bei der Erlebtes und Erdachtes eine Einheit bilden, lehnt sich sein Beitrag deutlich an die Wortwahl Prantls bei seinem Portrait über Voßkuhle an. Und auch einen Seitenhieb auf den renommierten "Spiegel"-Journalisten Rene Pfister verkneift sich Posener nicht. Die Jury des Henri-Nannen-Preises hatte Pfister 2011 den Preis für die beste Reportage wieder aberkannt, weil er eine Szene mit CSU-Chef Horst Seehofer und dessen Modelleisenbahn geschildert hatte, ohne deutlich zu machen, dass er diese nicht selbst beobachtet hatte.



Am Ende des Posener-Beitrags schreibt die "Berliner Morgenpost", dass sowohl die Chefredaktion als auch die Rechtsabteilung auf die Feststellung Wert legten, dass "unser Autor nur gleichnishaft schreibt". Ähnlichkeiten mit lebenden Personen seien, wie beim Qualitätsjournalismus üblich, rein zufällig. Voßkuhle selbst hatte die Darstellung in der "Süddeutschen Zeitung" bereits zurückgewiesen. Er habe Prantl noch nie zu einem privaten Essen eingeladen, ließ er vor einigen Tagen auf Anfrage des "Tagesspiegels" über eine Sprecherin des Verfassungsgerichts mitteilen. (pro)

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