Campino bald Träger des Bundesverdienstkreuzes?

Der Punk-Musiker Campino sollte mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden. Das hat der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, gefordert. Der Sänger hatte die Rapper Kollegah und Farid Bang bei der Echo-Verleihung in Berlin wegen eines antisemitischen Textes öffentlich kritisiert.
Von Johannes Blöcher-Weil
Hat klar Stellung bezogen: Tote Hosen-Sänger Campino. Dafür soll er jetzt ausgezeichnet werden.

Nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, müsste das Engagement vom Sänger der Punk-Band „Die Toten Hosen“, Campino, „unbedingt gewürdigt werden, am besten mit dem Bundesverdienstkreuz“. Das hat Klein in einem Interview der Funke Mediengruppe am Montag gefordert. Campino hatte bei der Echo-Verleihung am 12. April in Berlin einen Text der Preisträger und Rapper Kollegah und Farid Bang während der Veranstaltung öffentlich als judenfeindlich kritisiert.

Die Ehrung solle er bekommen, „weil er vielleicht sogar langfristig unsere Gesellschaft verändert hat“. Klein findet, dass der 55-jährige Sänger dem Antisemitismus mit seinem Auftritt „im Pop, in der Kunst, in der Gesellschaft neue Grenzen gesetzt“ habe.

In seiner Kritik hatte Campino eine Debatte über „moralische Schmerzgrenzen“ gefordert. Diese seien überschritten worden. Campino war der einzige Künstler, der auf der Bühne Stellung bezogen hatte. Bei der Veranstaltung waren der Rapper Farid Bang und sein Partner Kollegah mit dem Echo ausgezeichnet worden und traten live auf der Bühne auf. Hauptkritikpunkt war die Liedzeile „Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet / Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“, die einen antisemitischen Unterton hat.

„Gott sei Dank hat er klar Stellung bezogen“

Die Echo-Verleihung bezeichnete Klein als „gemeinschaftliches Versagen“. Es sei bei dem Preis in erster Linie um Kommerz gegangen. „Aber wenn die Gefühle von Holocaust-Überlebenden verletzt werden, muss Schluss sein mit dem Geschäftemachen“, erklärte Klein, der sein Amt seit 1. Mai innehat: „Gott sei Dank gab es Campino, der klar Stellung bezog. Ihm müssen wir danken“.

Der seit 1992 vergebene Musikpreis wurde im Zuge der Debatte abgeschafft. Die Bertelsmann Music Group trennte sich von Farid Bang und Kollegah. Die Rapper waren aufgrund der Verkaufszahlen ihres Albums für den Musikpreis nominiert worden. Der Ethikrat des Musikpreises hatte sich mit der Nominierung befasst, aber ihr mit Verweis auf die Kunstfreiheit zugestimmt. Zahlreiche frühere Preisträger gaben daraufhin den Preis zurück.

Von: Johannes Weil

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