Den Deutsche Menschenrechts-Filmpreis in der Kategorie Langfilm erhält in diesem Jahr der Dokumentarfilm „Camp 14“ über den Nordkoreaner Shin Dong-hyuk, dem es gelang, einem Straflager zu entfliehen. Die Preise in insgesamt sechs Kategorien werden am Samstagabend in Nürnberg verliehen.
Von PRO
Foto: Camp 14 / Youtube
Der Dokumentarfilm „Camp 14“ über den Nordkoreaner Shin Dong‐hyuk, dem es gelang, einem Straflager zu entfliehen, hat den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis gewonnen
Regisseur Marc Wiese habe mit seinem Film eine „großartige Leistung“ vollbracht, befand die Jury. Sein 101 Minuten langer Dokumentarfilm „Camp 14 – Total Control Zone“ zeigt ein Interview mit Shin Dong-hyuk, der 1983 als Kind zweier Häftlinge in dem nordkoreanischen Umerziehungslager Camp 14 geboren wurde. Seine gesamte Kindheit und Jugend verbrachte er in dem Straflager der härtesten Kategorie: Zwangsarbeit seit seinem 6. Lebensjahr, Hunger, Schläge und Folter bestimmen seinen Alltag. Erst mit 23 Jahren gelingt ihm durch einen Zufall die Flucht.
Die Jury erklärte, Wiese sei es gelungen, das Vertrauen Dong-hyuks zu gewinnen. „In einem langen, schwierigen Gespräch entfaltet sich vor unseren Augen ein fürchterliches Schicksal, das zugleich die hermetisch verschlossene Welt von Camp 14 offen legt. Dabei bleibt immer die Würde des Opfers gewahrt, unterstützt durch die unaufgeregte, präzise Kameraarbeit von Jörg Adams, der Raum für eigene Gedanken lassenden Montage von Jean-Marc Lesguillons und den einfühlsamen Animationen von Ali Soozandeh.“ Dass es gelungen ist, auch zwei Täter vor die Kamera zu bekommen, verleihe dem Film „ein zusätzliches Gewicht und macht ihn zu einem wichtigen Zeitdokument“.
Der Deutsche Menschrechts-Filmpreis wird im Rhythmus von zwei Jahren vergeben und aktuell von 18 Veranstaltern getragen. Dazu gehören Amnesty International in Deutschland, die Deutsche UNESCO-Kommission, das Deutsche Institut für Menschenrechte, das Deutsche Jugendherbergswerk, die Evangelische Medienzentrale Bayern, die Katholische Medienzentralen in Bayern, Konferenz der Landesfilmdienste und das Internationale Katholische Missionswerk „missio“. Die Jury wählte die Sieger im Oktober aus über 400 Einreichungen aus. Am 6. Dezember wird er in Nürnberg zum neunten Mal verliehen. Als Gastredner wird unter anderem Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, erwartet. Nach der feierlichen Preisverleihung werden die prämierten Filme in neun Städten in Deutschland und in der Schweiz vorgestellt.
Flüchtlingsdramen auch in den anderen Kategorien
In der Kategorie Amateure gewann ein Werbespot des Vereins „all inclusive“ zur Förderung komplementärer Diversitätsstrukturen. Der Spot für Gleichstellung und Gleichbehandlung aufgrund sexueller Orientierung trägt den Titel „Finde den Fehler“ und zeigt ein homosexuelles und ein heterosexuelles Paar.
In der Kategorie (Film-)Hochschule gewann der Dokumentarfilm von Anna Frances Ewert und Falk Müller mit dem Titel „Nadeshda“. Das Wort bedeutet auf Deutsch „Hoffnung“. Es ist auch der Name eines der größten Roma-Ghettos in Bulgarien. In der Kategorie Bildung bekommt der Kurzfilm „Bahar im Wunderland“ über ein kurdisches Mädchen den Preis. Bahar ist zusammen mit ihrem Vater auf der Flucht von Syrien nach Deutschland. Der Film lasse den Zuschauer „Gefühle am eigenen Leib erfahren, die das Leben vieler Flüchtlinge prägen – Angst, Überforderung, Orientierungslosigkeit, Behördenwillkür, Sprachbarrieren“, heißt es in der Begründung der Jury.
Der Film „Yussuf – Die Geschichte einer Flucht“ über einen Jungen, der aus Somalia fliehen konnte die Jury in der Kategorie Magazinbeitrag überzeugen. „Mit seinen 18 Jahren hat Yussuf bereits mehr erlebt als die meisten Erwachsenen“, schreibt die Jury in der Begründung. „Immer wieder muss er dem Tod ins Auge blicken und miterleben, wie Menschen um ihn herum sterben. In nur 8 Minuten entfaltet dieser Kontraste-Beitrag eine komplexe und schier unglaubliche Fluchtgeschichte. Voller Empathie begegnet das Filmteam dem traumatisierten jungen Mann, lässt ihn erzählen und macht mit heimlich gefilmtem Archivmaterial die Schrecken einer solchen Flucht greifbar.“
Als bester Kurzfilm wird „Mohammed auf der Flucht“ von Guido Holz ausgezeichnet. Mohammed ist 13 Jahre alt und mit seiner Familie in die Türkei geflohen. Sie sind vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Syrien geflüchtet und leben jetzt in einem wilden Flüchtlingscamp an der türkisch-syrischen Grenze. Holz machte den Beitrag für die Reihe „Schau in meine Welt“ beim KiKa, dem Kinderkanal. In der Jurybegründung heißt es, er schaffe es, „dieses schwierige und wichtige Thema so zu erzählen, dass es Kinder erreichen kann, dass sie sich mit Mohammed identifizieren können – ohne dass er verharmlost oder Fakten verschweigt“. (pro)
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