Cacau: Immer den Blick nach oben

Er war Deutscher Meister und spielte in der Nationalmannschaft. Bei SCM Hänssler ist jetzt eine Biographie mit dem Titel „Immer den Blick nach oben“ über den gebürtigen Brasilianer Cacau erschienen. Darin schreibt Elisabeth Schlammerl über die anfänglichen Integrationsschwierigkeiten, als er nach Deutschland kam, und warum der Glaube eine so wichtige Rolle in seinem Leben spielt. Eine Rezension von Johannes Weil
Von PRO
Bei SCM Hänssler ist eine Biographie über den Fußballer Cacau erschienen

Aufgewachsen ist Cacau, der eigentlich Claudemir Jeronimo Barreto heißt, in ärmlichen und beengten Verhältnissen in Brasilien. Ein Stück Fleisch zum Essen war für die Familie eine Ausnahme. An Geburtstagen der Kinder musste sich die Mutter die Zutaten für einen Kuchen zusammenbetteln. Das Familienleben wurde zusätzlich durch die Krankheiten des Vaters erschwert, der nicht nur Alkoholprobleme hatte, sondern auch psychisch labil war. Vor allem seine Mutter erzog ihn werteorientiert und lehrte ihn einen respektvollen Umgang mit Anderen.

Häufige Ohnmachtsgefühle

Cacaus Kindheit prägen viele Ohnmachtsgefühle. Eines seiner Ventile, um dem Alltag zu entgehen, ist der Sport. Mit neun Jahren erhält der kleine Cacau seine ersten Fußballschuhe. Nach dem Ende der Schullaufbahn besteht er die Aufnahmeprüfung zur Universität, doch sein großes Ziel heißt weiter Fußball. Gerade die Sorgen und Probleme der Kindheit treiben ihn dabei an, dieses Ziel umzusetzen.
Mit 13 Jahren durfte er bei einem Klub in Sao Paulo vorspielen. Dies bedeutet für ihn, täglich vier Stunden Fahrt in Kauf zu nehmen. Als er dort aussortiert wird, ist eine mögliche Option für ihn nach Deutschland zu wechseln. Kurz zuvor beginnt er auch, sich die wichtigen Lebensfragen zu stellen. Er trifft eine bewusste Entscheidung für Gott und beginnt in den Gottesdienst zu gehen. „Ich hatte das Gefühl dort hinzugehören.“ Auch sein Verhalten auf dem Fußballplatz verändert sich.
Die Verhältnisse in Deutschland fühlen sich für ihn an wie im Paradies. Trotzdem hat er zunächst auch Schwierigkeiten, sich an das neue Land zu gewöhnen. Fußballerisch bekommt er seine Defizite aufgezeigt. Privat findet er mit Tamara sein Glück, die er schon bald heiratet. In München findet er in der der Gemeinde des Bayern-Profis Jorgingho eine geistliche Heimat.

Christliches T-Shirts bis zum Verbot

Als sein erster Verein TürkGücü München insolvent geht, führt ihn sein Weg nach Nürnberg. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten fällt der Brasilianer dadurch auf, dass er nach seinen Torerfolgen das Trikot auszieht und er dem Publikum T-Shirts mit christlichen Inhalten zeigt. Leider nur solange, bis dies der DFB verbietet. Als dem 1. FC Nürnberg die Stürmer ausgehen, nutzt er seine Chance bei den Profis.
Nürnberg verlässt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Dort begann seine Karriere als Profi, am Ende stehen Querelen um seine Person und der sportliche Abstieg. In Stuttgart bewerten die Trainer Felix Magath, Giovanni Trappatoni und Armin Veh seine Leistung unterschiedlich. Von Trappatoni auf die Tribüne verbannt, wird er unter Veh zum Eckpfeiler der Mannschaft, schießt eines der wichtigsten Tore seiner Karriere und wird mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Der DFB-Pokalsieg bleibt ihm verwehrt, als er im Endspiel vom Platz fliegt.

Kinder stärken und mit Selbstvertrauen ausstatten

Cacau erzählt der Autorin offen von der Kritik an seiner egoistischen Spielweise, von seinem Kampf um ein gerechtes Gehalt und seine Enttäuschung, aus dem deutschen EM-Kader gestrichen zu werden. Das Bild über Cacau wäre aber nicht abgerundet, würde die Autorin nicht sein gesellschaftliches Engagement in den Blick nehmen. Der Fußballer ist Botschafter der christlichen Hilfsorganisation World Vision und es ist ihm ein Anliegen, Kinder zu stärken und mit Selbstvertrauen und Nächstenliebe auszustatten. „Ich möchte mich mit Leuten identifizieren, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“
Der Fußball-Profi reist auch mit Vorträgen durch das Land oder tritt bei ProChrist auf. „Es freut mich, wenn die Menschen nach meinen Veranstaltungen über Gott reden. Die Entscheidung für ihn müssen sie aber selbst treffen. Ich kann nur den Anstoß dazu geben.“ Er werde für seinen christlichen Glauben nicht zu offensiv werben, aber bei ehrlichem Interesse mit jedem darüber reden. Geprägt hat den authentischen Fußball-Profi der Kampf ums Überleben in seiner Kindheit. Seine fußballerische Zukunft ist noch nicht ganz klar. Aber am Ende des Buches bekennt er, dass es seine Lebensaufgabe bleiben wird, vom Glauben zu erzählen und den Menschen eine neue Perspektive zu geben.
Zugegeben: Ich bin kein Freund von Sportlern, die ihr Leben in Form einer Biographie vermarkten. Trotzdem ist dieses Buch nicht aufgepfropft fromm und auch für jeden Fußballfan lesenswert. DieAutorin der Biographie, die Münchener Journalistin Elisabeth Schlammerl, zeigt nicht nur den erfolgreichen Sportler auf, sondern auch die Schattenseiten des „Traumberufs Fußballer“ und dessen Sorgen und Nöte. (pro)
Elisabeth Schlammerl, Cacau: Immer den Blick nach oben, SCM Hänssler, 21,95 Euro, ISBN 9783775155250.

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